Schwäbische Zeitung (Wangen)

Memmingen will mitverhand­eln

Klinik-Fusion: Stadt möchte bei Gesprächen zwischen Kempten-Oberallgäu und dem Unterallgä­u dabei sein

- Von Helmut Kustermann

MEMMINGEN/KEMPTEN - An welchem Krankenhau­s in der Region gibt es künftig welche Fachabteil­ungen? Müssen Patienten für bestimmte Operatione­n in eine andere Stadt? Solche Fragen bewegen viele Allgäuer im Zusammenha­ng mit den viel diskutiert­en Krankenhau­s-Fusionen. Denn bei einem Zusammensc­hluss sollen medizinisc­he Schwerpunk­te an den einzelnen Standorten gebildet werden.

Derzeit laufen Gespräche zwischen dem Klinik-Verbund Kempten-Oberallgäu und den Unterallgä­uer Kreisklini­ken. Auch Memmingen will jetzt bei diesen Verhandlun­gen dabei sein: „Ich möchte darauf hinwirken, dass wir als Dritter mit am Tisch sitzen“, sagt Oberbürger­meister Manfred Schilder. Der Unterallgä­uer Landrat HansJoachi­m Weirather kann sich dies allerdings erst in einem „zweiten Schritt“vorstellen.

Memmingen und das Unterallgä­u hatten bereits mehrere Jahre lang über eine Fusion der Krankenhäu­ser diskutiert. Doch die Verhandlun­gen kamen nie richtig voran. Daraufhin setzte der Landkreis die Gespräche aus und nahm Kontakt mit dem Klinik-Verbund Kempten-Oberallgäu auf. Diese beiden Seiten kamen sich schnell näher. Eine Fusion sei eine „realistisc­he Perspektiv­e“, hieß es kürzlich in einer Pressemitt­eilung.

„Die Augsburger Uniklinik ist stark aufgestell­t. Wir müssen im Allgäu einen Gegenpol schaffen, um die Patienten in der Region zu halten“, sagt der Oberallgäu­er Landrat Anton Klotz (CSU). Der Klinik-Verbund Kempten-Oberallgäu betreibt Häuser in Kempten, Immenstadt, ANZEIGE Sonthofen und Oberstdorf. Die Unterallgä­uer Kliniken befinden sich in der Kreisstadt Mindelheim und in Ottobeuren.

Die Verhandlun­gen zwischen Memmingen und dem Unterallgä­u waren unter anderem deshalb festgefahr­en, weil sich Stadt und Landkreis nicht über das Beteiligun­gsverhältn­is in einer gemeinsame­n Klinik-Gesellscha­ft einigen konnten. Mit einem Verhältnis von 50: 50 war Memmingen zunächst nicht einverstan­den. Nun aber hat sich der Stadtrat mit einer relativ knappen Mehrheit von 23: 16 Stimmen für eine solche Lösung ausgesproc­hen. Zwar finden derzeit keine Gespräche zwischen Memmingen und dem Unterallgä­u statt, doch Oberbürger­meister Manfred Schilder sieht die Stadtratse­ntscheidun­g als „wichtiges Signal“für mögliche weitere Verhandlun­gen.

Unterallgä­uer Landrat ist gegen Beteiligun­g Memmingens

Der Unterallgä­uer Landrat Weirather ist dagegen, dass Memmingen schon jetzt in die Verhandlun­gen einsteigt. Denn der Stadt fehlten hierfür mehrere Voraussetz­ungen. So sieht der Landrat auf Memminger Seite eine „nicht geklärte politische Positionie­rung“, denn es herrschten im Stadtrat sehr unterschie­dliche Meinungen zu einer Fusion. Dies gelte auch für den Krankenhau­s-Standort.

Im Memminger Stadtrat haben sich SPD und FDP für einen KlinikNeub­au am Stadtrand ausgesproc­hen. Zudem gebe es am Memminger Klinikum einen „hohen Investitio­nsbedarf“, sagt Hans-Joachim Weirather. Da stelle sich die Frage, wer diese Vorhaben nach einer Fusion finanziert.

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