Städtischer Bauernhof oder Villa Kunterbunt
Trendanalysten zeigen, wie sich Sehnsüchte der Menschen in Einrichtung und Dekoration widerspiegeln
FRANKFURT/MAIN (dpa) - Trends spiegeln wider, was die Menschen bewegt. In der Einrichtung, insbesondere aber bei der Dekoration zeigt sich oft, was man im Alltag vermisst und sich über diese Kleinigkeiten wieder ins Leben holen will. Das sind nach Ansicht der Trendanalysten drei Strömungen.
Die stille Umgebung
nennen die Trendexperten eine dieser Welten. Oder anders ausgedrückt: ein moderner städtischer Bauernhof. „Der natürliche Wunsch, der Hektik zu entkommen und ein ruhigeres Leben in der Natur zu führen, bestimmt dieses Thema“, erläutert Annetta Palmisano vom Stilbüro bora.herke.palmisano in Frankfurt. „Es geht um die Suche nach Einfachheit.“Und es gehe um ein bescheideneres und langsameres Herangehen an den Alltag und um das Schaffen eines Ortes, an dem sich der Kopf erholen kann.
Das übertragen Produktdesigner, aber auch die Verbraucher selbst bei der Suche nach schönen Produkten für ihr Zuhause, indem sie auf naturnahe Materialien und Objekte setzen. Oberflächen dürfen laut Palmisano etwa so wirken, als wären sie ganz natürlich von der Sonne gebleicht oder über lange Zeit ausgewaschen worden. Auch regional hergestellte Produkte fallen in diese Kategorie.
Die Farbpalette dieser Zielgruppe spiegelt die Naturverbundenheit wider: Es dominieren dezente Beige-, Braun-, Grau- und Grüntöne. Außerdem finden sich sanftes Rosa und Weiß. Beliebt sind Wolle, Leinen, Seide und Hanf sowie Holz, Stein, Ton, Keramik und Stroh.
Die stilvolle Residenz
überschreiben die Experten den zweiten Trendkomplex. Diese Zielgruppe unter den Verbrauchern schätze Handwerkskunst und wähle jedes Produkt bewusst aus. „Designs mit Objektcharakter bestimmten das Bild“, erläutert Palmisano. Hier sind sogar die Vasen auf dem Tisch immer auch Kunstobjekt. Die Designer widmen sich Stücken, deren Materialzusammensetzung und Oberflächen besondere optische Wirkungen erzielen, erklärt Palmisano. So fallen ihr aktuell viele Produkte auf, deren Farben durch eine hohe Pigmentierung intensiver mit Lichteinstrahlung spielen. Je nach Blickwinkel verändert das Produkt seine Wirkung. Kunst, die sich immer wieder anders entdecken lässt. Insgesamt kommen für diese Zielgruppe eher hochwertige Materialien zum Einsatz: In der intensiven Auseinandersetzung mit edlen Hölzern, Leder, Samt, Bouclé, Velours und Porzellan entstünden die besten Designideen, hieß es im Trendbericht 2019 anlässlich der Konsumgütermesse Ambiente in Frankfurt. Die Farbwelt ist edel, aber behaglich: Ein Senfgelb trifft auf dunkles Orange und helles Rosa, ergänzt um Braun, Grün und Grau.
Die fröhliche Umgebung
ist knallig bunt, etwas chaotisch und befindet sich häufig in Veränderung. Es ist das typische Lebensumfeld einer jungen Familie. Hier sind vielleicht zwei Haushalte zusammengezogen, die Möbel beider Seiten wurden zusammengeworfen. Und als die Kinder kamen, wurde die Einrichtung ergänzt um fröhliche Dekorationen. Diese Einrichtung sei eine persönliche Collage, die sich wie die Vorlieben immer wieder verändert, sagt Palmisano.
Zwar sprechen die Trendanalysten vom „Charme des Zufalls“, der die Wohnwelt ergibt. Zugleich aber ist die Anordnung der Produkte gar nicht so zufällig. Jedes Produkt wird kreativ in Szene gesetzt, und fantasievolle Ideen und Designs sind ganz bewusst ausgewählt – um etwas zu kreieren, was Palmisano „happy place“nennt. Es ist die Wunschvorstellung, der glückliche Ort, an dem man sein möchte. „Happy places sind etwas, was wir wirklich brauchen“, sagt Palmisano. Und wie sieht das aus? In der Beispielschau der diesjährigen Messe Ambiente konnten Besucher es besichtigen. Das Fröhliche, Unkonventionelle der Einrichtung erinnerte an die Villa Kunterbunt von Pippi Langstrumpf. Der Läufer hellblau, der Tisch pink, die Leuchte sonnengelb. Und dazwischen fröhliche Motive. Etwa eine Tasse, auf deren Deckel ein Eisbär sitzt, der den Teebeutel an der Angelschnur hält.