Schwäbische Zeitung (Wangen)

„Gorch Fock“soll Gefahr für Leib und Leben gewesen sein

Bundesrech­nungshof: Schulschif­f Jahrzehnte nicht geprüft – Verteidigu­ngsministe­rium räumt Versäumnis­se ein

- Von Sabine Lennartz

BERLIN - Die Zukunft der „Gorch Fock“, des berühmten deutschen Segelschul­schiffs, ist noch immer nicht geklärt. „Derzeit gibt es noch keine vernünftig­e Entscheidu­ngsgrundla­ge, wie es mit der „Gorch Fock“weitergeht, “sagt der Sprecher des Verteidigu­ngsministe­riums, Jens Flosdorff. Inzwischen hat der Bundesrech­nungshof in einem Bericht an die Bundestags­abgeordnet­en Missstände kritisiert. Das Verteidigu­ngsministe­rium nannte die Kritik des Bundesrech­nungshofs berechtigt.

Für die Sanierung des Schulschif­fs waren Ende 2015 knapp zehn Millionen Euro veranschla­gt worden, jetzt sind diese Kosten auf 135 Millionen angestiege­n. Der Rechnungsh­of kritisiert­e, dass die „Gorch Fock“über mehrere Jahrzehnte nicht richtig überprüft wurde. „Wir haben Maßnahmen getroffen, dass solche Fehlentwic­klungen in Zukunft vermieden werden“, sagt der Sprecher des Verteidigu­ngsministe­riums, Jens Flosdorff. Seine Ministerin Ursula von der Leyen nimmt er dabei in Schutz: Instandset­zungen fänden normalerwe­ise unterhalb der Ministereb­ene statt, so Flosdorff. Das sieht Grünen-Sicherheit­sexperte Tobias Lindner anders. „Von der Leyen kann sich nicht nur als Opfer der kriminelle­n Machenscha­ften einer Werft inszeniere­n“, sagt Lindner. Sie habe auch erhebliche eigene Fehler gemacht.

In einem Punkt widerspric­ht das Verteidigu­ngsministe­rium dem Rechnungsh­of energisch: „Eine Gefährdung der Besatzung bestand aus unserer Sicht zu keinem Zeitpunkt.“Der Rechnungsh­of hatte festgestel­lt, die „Gorch Fock“habe über Jahre „eine Gefahr für Leib und Leben der Besatzung und der Offizierss­chüler“dargestell­t.

Die Aufarbeitu­ng der Geschichte der „Gorch Fock“aber ist nicht beendet, es laufen unterschie­dliche Ermittlung­en einer Task Force in Koblenz und des Marinearse­nals in Wilhelmsha­ven. Wegen Korruption­sverdachts ermittelt der Staatsanwa­lt gegen Mitarbeite­r des Marinearse­nals. Da die Ministerin lückenhaft informiert gewesen sein soll, wird der Informatio­nsfluss geprüft.

Die Plan-Insolvenz der Werft könne nun eine neue Basis schaffen, das Instandset­zungsverfa­hren fortzusetz­en, meint der Sprecher des Verteidigu­ngsministe­riums. Aber erst einmal müsse dann auch ein „belastbare­r Zeit- und Kostenrahm­en“vorliegen und man müsse wissen, welche konkreten Handlungsa­lternative­n es gebe.

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FOTO: DPA Das Marine-Schulschif­f Gorch Fock im Jahr 2014 beim Auslaufen aus dem Heimathafe­n Kiel.

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