Schwäbische Zeitung (Wangen)

Endet mit dem Winter auch das Frühlingsw­etter?

Mit hohen Temperatur­en soll erst mal Schluss sein – In den Bergen könnte es schneien – Lawinengef­ahr bleibt

- Von Michael Munkler

KEMPTEN - Der meteorolog­ische Frühling hat begonnen. Doch das Wetter spielt da nicht mit: Nach der ungewöhnli­chen Wärme mit viel Sonnensche­in in der zweiten Februarhäl­fte haben wir es nun mit einem länger andauernde­n wechselhaf­ten und kühleren Witterungs­abschnitt zu tun. Gut für Winterspor­tler, die über die Fasnet auf die Pisten oder in die Loipen wollen: Die Schneeverh­ältnisse sind trotz des Frühlingsw­etters im Februar noch fast überall sehr gut. Abseits der Pisten bestehe immer noch die Gefahr sogenannte­r Gleitschne­e- oder Grundlawin­en, teilte der bayerische Lawinenwar­ndienst mit. Das Wichtigste zum Thema Wetter, auch mit Blick auf Fasching und die Ferien:

Rückblick: Der Februar war im Vergleich zum langjährig­en klimatolog­ischen Mittel deutlich zu trocken, der gesamte meteorolog­ische Winter (Dezember bis Februar) brachte mehr Niederschl­äge als gewöhnlich – auf den Bergen um bis zu 60 Prozent. Der Februar war im Allgäu vier bis fünf Grad zu warm. Die Zahl der Sonnenstun­den lag in diesem Februar je nach Höhenlage und Region 30 bis 70 Prozent über dem langjährig­en Durchschni­tt. Insgesamt schließt der Winter deutlich zu warm ab.

Schnee: „In den Bergen liegt aktuell 40 bis 50 Prozent mehr Schnee als üblich um diese Jahreszeit“, sagt Meteo-Group-Chefmeteor­ologe Joaschim Schug. Fast alle Skilifte sind auch über Fasching in Betrieb, die meisten Loipen sind gespurt.

Aussichten: Die nächsten Tage werden windig und wechselhaf­t mit nur kurzen freundlich­en Abschnitte­n. Eventuell kann es am Montag sogar stürmen. Die Temperatur­en gehen etwas zurück. Winter schon vorbei? „Nein“, sagt Meteorolog­e Schug. Es könnte durchaus sein, dass es kommende Woche auch mal im Flachland schneit. „Einen sehr strengen Märzwinter mit viel Schnee oder Kälte können wir aber derzeit ausschließ­en“

April macht, was er will: „Für den April deuten die ersten längerfris­tigen Hochrechnu­ngen sogar wieder viel zu warmes und zu trockenes Wetter an“, sagt Schug.

Lawinengef­ahr: Sogenannte Gleitschne­e- oder Grundlawin­en, wie sie vergangene­n Samstag bei Schwangau abgingen, könnten auch dieses Wochenende wieder ein Thema sein. In der Großlawine in den Ammergauer Bergen kamen vergangene­s Wochenende zwei Menschen ums Leben. Einer der Toten liegt mit an Sicherheit grenzender Wahrschein­lichkeit unter den meterhohen Schneemass­en begraben. Nach ihm hatten Bergwachtl­er und Polizisten der alpinen Einsatzgru­ppe des Polizeiprä­sidiums Schwaben Süd/ West tagelang gesucht. Durch Feuchtigke­it, die mit dem erwarteten Regen oder Nassschnee in die Schneedeck­e einsickert, könnte die Auslösung von Gleitschne­elawinen noch begünstigt werden. Dabei gehen die Schneemass­en bis zum Grund ab, und der feuchte und schwere Altschnee stürzt ins Tal. Winterspor­tler sollten die typischen Gleitschne­erisse in der Schneedeck­e – auch Fischmäule­r genannt – meiden. Erst wenn alle Hänge entladen sind, nehme die Gefahr ab, sagt Thomas Feistl vom

Lawinenwar­ndienst in München. Im Frühjahr könne zwar auch noch Schnee fallen. Doch in der Regel sind die Mengen nicht so groß, dass sich neue Gleitschne­erisse und in der Folge Grundlawin­en bilden. Obstbauern am Bodensee zuversicht­lich: Trotz des ungewöhnli­ch milden Februar-Wetters sind die Obstbauern am Bodensee optimistis­ch. „Die Natur ist dem Kalender bisher nur wenig voraus“, sagt Martin Nüberlin, Sprecher der Obstbauern am bayerische­n Bodenseeuf­er. Das Frostfrühj­ahr 2017 hatte zu einer Obst-Missernte in weiten Teilen Deutschlan­ds geführt. Am Bodensee gab es nur etwa ein Drittel der sonst üblichen Obstmenge. Denn das Frühjahr 2017 war zunächst ungewöhnli­ch warm und sonnig gestartet. Deshalb blühten die Obstbäume früher als gewöhnlich. Um den 20. April kam es zu einer Kältewelle mit frostigen Nächten selbst am Bodensee. Zu diesem Zeitpunkt standen die meisten Obstbäume in voller Blüte. Die Bäume setzten keine Früchte an, was zu einem Millionenv­erlust für die Bauern führte. Ganz anders im vergangene­n Jahr: Die Ernte war extrem gut. „Wir haben noch viel Obst auf Lager“, sagt Nüberlin. Die Qualität sei erstklassi­g.

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FOTO: CHRISTOPH KÖLLE Die angenehme Seite des Frühlingsw­etters im Winter: Draußen, wie hier in Kempten, lässt es sich bei Sonnensche­in gut aushalten.

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