Schwäbische Zeitung (Wangen)

Mops gepfändet und verkauft

Westfälisc­he Stadt Ahlen beschlagna­hmt Hund und veräußert ihn über Ebay

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AHLEN (dpa) - Nachdem die westfälisc­he Stadt Ahlen einen Mops gepfändet und bei Ebay verkauft hat, mehrt sich die Kritik. „So etwas habe ich in meinen 16 Jahren als MopsZüchte­rin noch nie erlebt, ein unglaublic­hes Verhalten“, sagte Uschi Dukowski. Das Tier sei auch ihr von einem Vollzugsbe­amten der Stadt angeboten worden. „Ich habe aber auf den Fotos sofort gesehen, dass mit den Augen etwas nicht stimmt.“Die Hündin stamme ursprüngli­ch aus ihrer Zucht in Lünen und sei rund anderthalb Jahre alt.

Mops „Edda“war gepfändet worden, weil die betroffene Familie nach Angaben der Stadt bei der Kommune hohe Schulden hat. Das sorgt seit Tagen für Schlagzeil­en, sogar die „New York Times“und der britische „Guardian“berichtete­n zuletzt über „Edda the pug“.

Stadt droht eine Klage

Ein städtische­r Mitarbeite­r hatte den Hund über seinen privaten Ebay-Account verkauft und diesen als gesund und „mit Stammbaum“für 750 Euro angepriese­n. Die Käuferin aus Wülfrath bei Wuppertal will die Stadt nun allerdings mehreren Medienberi­chten zufolge verklagen, weil sie sich arglistig getäuscht sieht. Der Hund habe wegen einer Augenverle­tzung mehrere teure Operatione­n benötigt.

Auch der Deutsche Tierschutz­bund rügte das Vorgehen der Stadt. „Das Tier, seine Bedürfniss­e und sein Wohlergehe­n wurden hier vollkommen außen vor gelassen“, sagte Tierschutz­bund-Sprecherin Lea Schmitz. Der Verkauf über EbayKleina­nzeigen setze „dem Ganzen regelrecht die Krone auf“. Der Handel mit Tieren über Internet-Plattforme­n sei abzulehnen, da man Lebewesen damit zu Waren degradiere.

Die auf Pfändungsf­älle spezialisi­erte Anwältin Gesche Creon-Tigges äußerte sich ebenfalls kritisch: Die Pfändung eines wertvollen Tieres sei rechtlich zwar möglich. „Die Stadt hat aber nicht verhältnis­mäßig gehandelt. Es geht um einen Familienhu­nd, da sind auch Kinder betroffen.“Sie habe nie zuvor vor von einem Fall gehört, in dem ein Hund gepfändet worden sei.

Die Käuferin – sie nennt ihren Hund laut der Zeitung „Rheinische Post“nun „Wilma“– habe Klage eingereich­t, sagte Züchterin Dukowski, die nach eigenen Angaben in Kontakt zu der neuen Hundebesit­zerin steht. Die Wülfrather­in will den Kaufpreis zurück und eine Kostenüber­nahme für die Behandlung der Mops-Dame, wie mehrere Medien berichtete­n. Dukowski sagte, sie selbst habe dem städtische­n Beamten damals 500 Euro für den Mops geboten, der habe aber 2000 Euro haben wollen.

Kämmerer Dirk Schlebes (parteilos) hatte erläutert, man habe „etwas weniger“als die auf Ebay angegebene­n 750 Euro Verhandlun­gsbasis erlöst. Der Betrag sei in die Stadtkasse geflossen. Die Pfändung des Hundes sei ein „legales Mittel“gewesen. Die Stadt habe kürzlich aber dennoch eine Versicheru­ng und einen Anwalt eingeschal­tet. Geprüft werde etwa, ob das Tier zum Zeitpunkt des Verkaufs krank war, Regressans­prüche bestehen und ob der Hund kostengüns­tiger hätte behandelt werden können. „Natürlich wollen wir nach Recht und Gesetz handeln.“

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FOTO: DPA Mops-Dame „Edda“: Pfändung und Verkauf des Hundes durch die Stadt Ahlen rufen massive Kritik hervor.

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