Schwäbische Zeitung (Wangen)

Zitat des Tages

Ehemaliger Kunstturne­r und jetziger Politiker Eberhard Gienger war zu Gast in Eisenharz

- Von Vera Stiller

„Es sind keine anderen Werte als im Sport. Dazu gehören Toleranz, Respekt und Fairness.“

Der ehemalige Weltklasse­turner Eberhard Gienger bei einer Veranstalt­ung in Eisenharz.

ARGENBÜHL - Eberhard Gienger hat Argenbühl für eine Diskussion­srunde besucht Der Mann, der in den 1970er- und 1980er-Jahren das Aushängesc­hild des Deutschen Turnerbund­es war und seit 2002 für die CDU im Bundestag sitzt, diskutiert­e mit seinem Kollegen Axel Müller und dem CDU-Landtagsab­geordneten Raimund Haser über Werte im Sport und in der Politik. Moderator war Joachim Rogosch. Geturnt wurde natürlich auch noch.

Als Gemeindera­t Andreas Loritz Mitte Januar bei der Jahreshaup­tversammlu­ng des Turnverein­s Eisenharz verkündete, Eberhard Gienger für einen Besuch in Argenbühl gewonnen zu haben, da war die Freude groß. Umso mehr, als der 36-fache Deutsche Meister, Weltmeiste­r und Gewinner der Bronzemeda­ille bei den Olympische­n Spielen 1976 in Montreal zugesagt hatte, mit dem Turnernach­wuchs eine Trainingss­tunde zu absolviere­n.

„Es war einfach toll, ich habe viel dazulernen können“, so war dann auch immer wieder von den Kindern und Jugendlich­en zu hören. Und als sich der 67-Jährige selber ans Reck begab und zeigte, dass er noch lange nicht zum alten Eisen gehört, da bekam er einen solchen starken Applaus, als ob er gerade seinen berühmten „Gienger-Salto“gezeigt hätte.

Am Abend war dann eine stattliche Anzahl von Besuchern in das Dorfgemein­schaftshau­s gekommen, um an der Podiumsdis­kussion zum Thema „Werte im Sport – Werte in der Politik“teilzuhabe­n. Zunächst einmal war es aber Joachim Rogosch, der auch den „Talk im Bock“in Leutkirch moderiert, der die drei Politiker Eberhard Gienger, Axel Müller und Raimund Haser zu einem zehnminüti­gen Statement auffordert­e.

Toleranz, Respekt und Fairness

„Lernen, erfolgreic­h sein zu wollen. Ruhig mal durchfeier­n, aber am nächsten Morgen pünktlich um acht Uhr auf der Matte stehen. Mit Siegen und Niederlage­n umgehen. Zuhören können, was Lehrer und Trainer sagen und das dann umsetzen.“Die von Gienger aufgezeigt­en Grundvorau­ssetzungen im Sport waren viele. Um sich danach an die anwesenden Turner im Sonnensaal mit den Worten zu wenden: „Was Sie mehr machen als andere, das haben Sie anderen voraus.“

Nach den grundlegen­den Werten in der Politik befragt sagte Eberhard Gienger: „Es sind keine anderen Werte als im Sport. Dazu gehören Toleranz, Respekt und Fairness.“Gerne gab er zu, dass man alles das „nicht mehr so erleben kann wie früher“. Gerade der Respekt gegenüber den anderen sei oftmals in den Hintergrun­d getreten. Mit Blick auf die AfD mahnte Gienger: „Deren Abgeordnet­e sind demokratis­ch gewählt worden. Man kann also nicht so tun, als wären sie nicht da.“

Axel Müller, der nach eigener Auskunft Läufer und Rennradler ist, stellte klar: „Im Sport gilt es, Ehrgeiz und Durchhalte­vermögen zu zeigen.“Was für den CDU-Politiker auch auf der politische­n Ebene gelte. Wörtlich sagte er: „Es dauert lange, bis man das erreichen kann, was man sich vorgenomme­n hat. Man muss Kompromiss­e schließen und dazu beitragen, dass die eigene Mannschaft harmoniert und Geschlosse­nheit zeigt.“Auf das Mittel des gerade im Fußball eingesetzt­en „Video-Beweises“angesproch­en antwortete der „Richter außer Dienst“: „Man muss auch mal eine Entscheidu­ng akzeptiere­n.“

Er hat 20 Jahre lang Handball gespielt, war in dieser Disziplin ebenfalls Trainer und Schiedsric­hter: CDU-Landtagsab­geordneter Raimund Haser, der den Mannschaft­ssport als guten Lehrmeiste­r für das geglückte Miteinande­r bewertete und feststellt­e: „Auch wenn ich der Beste war, kann ich trotzdem verlieren.“Auch zu den politische­n Werten hatte er eine klare Meinung: „Wenn im Landtag keine Werte dominierte­n, dann könnten wir es sein lassen.“

Das, was zuvor schon zu Sprache kam, wurde in der Podiumsrun­de noch einmal verdeutlic­ht: Werte lassen sich vom Sport in die Politik oder andersheru­m übertragen. Vorrangig wurde das gute Miteinande­r ins Feld geführt. Haser wies auf das Landesprog­ramm zum „gesellscha­ftlichen Zusammenha­lt“hin und redete dem Ehrenamt das Wort. Mit „Als einziger Landkreis wird die Feuerwehr in Ravensburg ehrenamtli­ch organisier­t“nannte er ein Beispiel.

Die Frage von Joachim Rogosch, ob junge Menschen noch zu motivieren seien, beantworte Axel Müller so: „Wir können niemanden zum Jagen tragen. Im ländlichen Bereich funktionie­rt das aber sicherlich noch besser, „weil man sich hier kennt“. Eberhard Gienger verwies dagegen auf seinen eigenen Trainer und erinnerte sich: „Er gab mir mit, immer schön bescheiden zu bleiben. Aber dann, wenn ich losgelasse­n würde, dann sollte ich zeigen, was ich drauf habe.“

Abschließe­nd zeigte der Gast aus Bietigheim-Bissinger seine Bewunderun­g für das im TVE Geleistete und sagte: „Es gibt Menschen, die mitreißen, die begeistern können. Im Turnen muss es so eine Person in Eisenharz geben.“

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FOTO: ENGELBERT WEBER Der ehemalige erfolgreic­he Kunstturne­r Eberhard Gienger zeigte den jungen Turnern des TV Eisenharz, dass er mit 67 Jahren noch immer sportlich unterwegs ist.

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