Im Yam Yam ist der Name Programm
Es isst sich leicht, lecker und ist wahrscheinlich gerade deshalb sozusagen in aller Munde – das Sushi. Doch was viele gar nicht wissen: Die aus Japan stammende Spezialität mit rohem Fisch, in Reis eingerollt oder oben draufgelegt, wird hierzulande in den seltensten Fällen tatsächlich von Japanern zubereitet und angeboten. Und vielleicht hätten japanische Traditionalisten auch ihre liebe Mühe mit modernen Abwandlungen wie etwa der frittierten Variante. Doch genauso wie ein Deutscher mit einer gewissen Übung eine italienische Pizza hinbekommt, sind etwa auch Vietnamesen imstande, Sushi schmackhaft zuzubereiten. Gastgeber mit vietnamesischen Wurzeln sind zum Beispiel auf der pittoresken Lindauer Insel zu finden. Dort in einer Seitengasse veranstalten sie jeden Tag so eine Art asiatischen Geschmacksjahrmarkt. Denn neben dem Sushi mischen sich diverse fernöstliche und südostasiatische Einflüsse zu einer schwindelerregenden kulinarischen Vielfalt. Die Karte zu lesen, heißt, zu versinken in einem Vielerlei: Suppen, Frühlingsrollen, aber auch Sommerrollen, die nicht frittiert sind und daher leicht und frisch schmecken, Enten, Hühner, Rind, Schwein sowie Meeresgetier – gesotten, gebacken, gekocht, gegrillt oder eben auch roh. Wie schade, dass der menschliche Magen seine Grenzen hat!
Mit Pho Ha Noi in der Vorspeise geht es zunächst original vietnamesisch zu: Es handelt sich um eine landestypische Nudelsuppe, die von einer würzigen Brühe getragen wird. Darin schwimmen weiße Reisbandnudeln, jede Menge Kräuter, wobei das herb-frische Koriandergrün hervorsticht, sowie die Frühlingszwiebeln. Mundgerechte Scheibchen vom gekochten Rind sind eher Beiwerk – Von Erich Nyffenegger die Hauptrolle spielen andere Zutaten. Wie gut sich Huhn, geröstete Erdnüsse, Mango und wiederum Koriander vertragen, beweist der fruchtige Salat aus den erwähnten Zutaten, aromatisch gehoben von einem mild-fruchtigen Dressing.
Und dann das Sushi: Mit der Anstrengung eines größeren Balanceakts bugsiert der überaus aufmerksame Kellner ein imposantes Holzboot auf den Tisch, an dem die Augen zu leuchten beginnen. Große Sorgfalt und Achtsamkeit haben dafür gesorgt, dass dieses prächtige Arrangement in seiner ganzen Vielfalt sämtliche Geschmacksnerven in Habacht-Stellung bringt. Appetit Ahoi!
Über die Fülle auf diesem kulinarischen Kutter, der da unter Volldampf fährt, muss mehr verschwiegen als erzählt werden – denn er ist in der Variante Omakase Deluxe für vier Personen einfach zu vielfältig: Enthalten sind Maki (ummantelte Reisrollen mit rohem Fisch in der Mitte), Nigiri (Reis, auf dem roher Thunfisch, Lachs, Avocado oder Garnelen lose aufliegen). Dazu kommen gebackene knusprige Happen aus Butterfisch, Lachs und Reis. Erfrischend-herber Ingwer, Sojasoße sowie scharfe Wasabipaste, gewonnen aus einem speziellen Rettich, sind immer präsent.
Diese ungeheuere Reichhaltigkeit ist geprägt von tadelloser Frische, die wie bei gutem Sushi davon lebt, die Grundzutaten möglichst unverfälscht für sich wirken zu lassen. Eine Kunst, die im gemütlich und nicht zu kitschig eingerichteten Yam Yam auch ganz ohne Japaner für vietnamesische Verhältnisse sehr gut funktioniert.
Restaurant Yam Yam
Salzgasse 5
88131 Lindau
Telefon 08382-9420916 Geöffnet täglich von 11.30-14.30 Uhr und ab 17.30-22 Uhr, sonntags nur abends, kein Ruhetag. Hauptgerichte 11,90-29,90 Euro
Weitere „Aufgegabelt“-Folgen: www.schwäbische.de/aufgegabelt