Schwäbische Zeitung (Wangen)

M M Zurück zu alter Stärke

Bryan Adams hat mit „Shine A Light“eine überrasche­nd coole Platte vorgelegt

- Von Philip Dethlefs

it melodische­m Rock und Hits wie „Summer Of '69“und „Run To You“wurde Bryan Adams in den 80er-Jahren zum Weltstar. Später schlug der kanadische Sänger und Songwriter softere Töne an. Auf seinem neuen Album rockt Adams endlich wieder wie zu seinen Anfängen.

Für ein Duett war Bryan Adams schon immer zu haben. Mit Tina Turner schmettert­e er „It's Only Love“, mit Spice Girl Melanie C sang er „When You're Gone“, und mit Barbra Streisand nahm er die Schmachtba­llade „I Finally Found Someone“auf. Auf seinem neuen Album hat der 59Jährige wieder eine prominente Gesangspar­tnerin: Jennifer Lopez singt mit ihm „That's How Strong Our Love Is“, eine erstaunlic­h lässige Ballade. Auch sonst ist „Shine A Light“eine überrasche­nd coole Platte geworden, die Spaß macht.

Das britische Magazin „Classic Rock“unterstell­te Bryan Adams vor Jahren, er würde nur noch „Musik für Dinner-Parties“machen. Dass der Grammy-Gewinner etwas seicht geworden war, stimmt wohl. Seinem Erfolg und seiner Popularitä­t hat das jedoch nicht geschadet. Und jetzt, im Jahr seines 60. Geburtstag­s, hat der Kanadier offensicht­lich wieder Gefallen gefunden am klassische­n Rocksound – und sich dabei auch vom klassische­n amerikanis­chen Rock'n'Roll inspiriere­n lassen.

Gute-Laune-Rock

„Part Friday Night, Part Sunday Morning“und „Driving Under The Influence Of Love“sind schmissige GuteLaune-Rocker mit Gitarren und Klavier, die auch zu Bruce Springstee­n passen würden. „All Or Nothing“startet mit echten AC/DC-Riffs und hätte sich dank des eingängige­n Refrains selbst auf Adams’ Kultalbum „Reckless“zwischen Klassikern wie „Run to You“, „Somebody“oder dem unvermeidl­ichen „Summer Of '69“nicht verstecken müssen.

In den 80ern-Jahren schüttelte der Kanadier einen Kracher nach dem anderen aus dem Ärmel – Songs, die bis heute im Radio laufen, auf Parties für heisere Kehlen sorgen und selbst die spießigste­n Gäste nach dem zweiten Bier zur Luftgitarr­e greifen lassen. Zudem steuerte Adams mit „(Everything I Do) I Do It for You“auch noch den Welthit zu Kevin Costners Kassenschl­ager „Robin Hood – König der Diebe“bei.

Dann wurde seine Musik etwas seichter mit Schnulzen wie „Let's Make A Night To Remember“(1996), dem viel zu elektronis­chen „Cloud Number 9“(1999) und eben mit Barbra Streisand. Adams' langjährig­er Leadgitarr­ist und Kumpel Keith Scott hatte zwischenze­itlich etwas weniger zu tun. Doch das hat auf „Shine A Light“ein Ende. Die meisten der neuen Songs sind kernig, erdig, rockig, dynamisch – und manchmal erstaunlic­h kurz. „No Time For Love“ist gerade mal zwei Minuten lang.

Ed Sheeran hilft mit

Ganz frei von Kitsch ist auch „Shine A Light“nicht. „Talk To Me“und „Don’t Look Back“sind stilistisc­h nah an den Hits, die in den 1990ern und 2000ern ständig im Radio zu hören waren, wenn man eigentlich lieber nochmal „Run to You“gehört hätte. „I Could Get Used to This“klingt hingegen wie ein Britpop-Versuch, dauert aber auch nicht mal zwei Minuten. Die drei Lieder sind leichte Schwächen des Albums.

Es überwiegen die Ohrwürmer. Der Titelsong, den Adams zusammen mit Superstar Ed Sheeran („Shape of You“) geschriebe­n hat, ist so einer. Oder das äußerst tanzbare „The Last Night on Earth“. „Küss mich, als wäre es die letzte Nacht auf der Erde“, singt Adams da. Die Texte sind einfach, aber charmant. Und sie eignen sich gut zum Mitsingen.

Der entspannt wirkende Adams schließt sein Album mit einer hervorrage­nden Adaption des Rockklassi­kers „Whiskey in The Jar“, ursprüngli­ch ein Folksong, der in einer gitarrenla­stigen Version erst von Thin Lizzy und später von Metallica populär gemacht wurde. Statt der markanten Gitarren setzt Adams allerdings auf Mundharmon­ika. Seine rauchige Stimme passt perfekt zu der Kultnummer.

Viele Songs auf „Shine A Light“haben das Potenzial zur Single. In den 90er-Jahren wäre Bryan Adams damit wohl Dauergast im Privatradi­o gewesen. Aber die Poplandsch­aft um ihn herum hat sich verändert.

Neben Ariana Grande, Cardi B oder Calvin Harris wirkt Adams heute etwas altmodisch – das allerdings im positiven Sinne und vermutlich auch ganz bewusst. Der Erfolg: Mit „Shine A Light“hat der Sänger und Songwriter sein bestes Album seit 15 Jahren aufgenomme­n. (dpa)

Live: Am Dienstag, 11. Juni, tritt Bryan Adams in der Olympiahal­le München auf. Am Mittwoch,

12. Juni, ist er in der Schleyerha­lle in Stuttgart zu Gast.

Ab September ist in Hamburg das Musical „Pretty Woman“nach dem gleichnami­gen Film mit Julia Roberts zu sehen, dessen Songs Adams komponiert hat.

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FOTO: UNIVERSAL MUSIC Bryan Adams ist ein Popstar alter Schule. Mit seinem neuen, rockig-erdigen Album findet der 59-jährige Kanadier zu früherer Form zurück.

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