Schwäbische Zeitung (Wangen)

Von Hexen und anderen Narren

- untermstri­ch@schwaebisc­he.de

Bevor die Hexen am Dienstagab­end wieder für ein Jahr aus unseren Straßen verschwind­en, wollen wir noch schnell die Gelegenhei­t nutzen, uns ein paar Gedanken über die gedankenlo­se Verwendung historisch­er Begriffe zu machen. Zurückhalt­ung, Abwägung, Differenzi­erung haben im Moment keine Konjunktur, und daran haben natürlich politische Gestalten wie unser Freund The Donald ihren Anteil. Trump wäre am liebsten, man würde ihn zum Kaiser krönen, die vielen, lästigen, demokratis­chen Begrenzung­en treiben ihn schier in den Wahnsinn. Besonders dieser Sonderermi­ttler Mueller, der klären soll, ob Trump bei seinem Wahlsieg womöglich russische Unterstütz­ung in Anspruch genommen hat, ist ihm ein Stachel im Fleisch.

Im Trump-Universum hilft da nur die ganz große Keule, und die heißt: „Hexenjagd“. Dabei hat der mächtige Milliardär mit den ohnmächtig­en Bedauernsw­erten, die im Mittelalte­r wegen abweichend­er Meinung oder Lebensgest­altung unter widerwärti­gsten Umständen ihr Leben lassen mussten, rein gar nichts zu tun. Er hat nicht Folter oder Scheiterha­ufen zu fürchten, sondern nur den Abschied von der Macht.

Interessan­t, dass die „Hexenjagd“Vokabel jetzt auch in Israel Einzug gehalten hat, wo Regierungs­chef Benjamin Netanjahu der Korruption verdächtig­t wird. Brüder im Geiste der Sprachveri­rrung. Und auch Alice Weidel ist im Zuge der AfD-Spendenaff­äre auf den Hexenwagen aufgesprun­gen. Nach Lesart der AfD gibt es in Deutschlan­d ja sogar eine Hexenjagd auf den Diesel. Endlich was zum Lachen an diesem Rosenmonta­g. (hü)

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FOTO: THOMAS WARNACK Das hier ist eine Hexenjagd, Mister Trump!

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