Schwäbische Zeitung (Wangen)

Wenn der Zug nicht hält

Deutsche Bahn in den meisten Fällen selbst schuld – Ausfallquo­te bei einem Prozent

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BERLIN (dpa) - Wenn der Zug nicht zu spät kommt, sondern gar nicht: Knapp jeder 40. Fernzughal­t ist im vergangene­n Jahr ausgefalle­n. Und meistens gibt es dafür hausgemach­te Gründe bei der Deutschen Bahn. „Insgesamt sind externe Gründe für mehr als ein Drittel aller Haltausfäl­le verantwort­lich“, erklärte der Bahnbeauft­ragte des Bundes, Enak Ferlemann, in seiner Antwort an die Grünen. Gemeint sind vor allem Unwetter, Streiks und Suizide. Auch der „Spiegel“berichtet von der Antwort des Verkehrsmi­nisteriums und der Kritik der Grünen.

2,4 Prozent aller Halte waren 2018 ersatzlos ausgefalle­n. Am häufigsten betroffen war der Hauptbahnh­of Frankfurt, gefolgt vom Frankfurte­r Flughafen-Bahnhof, Köln, Düsseldorf, Duisburg, Essen und Hamburg. „Dies ist ein großes Ärgernis für die Kunden“, sagte Grünen-Chefin Annalena Baerbock. Die Abgeordnet­e war nach eigenen Angaben im November selbst betroffen: Ihr ICE fuhr demnach in Berlin-Spandau durch – während Baerbocks Töchter am Bahnsteig warteten.

Wichtigste­r Grund für ersatzlose Ausfälle sind technische Probleme mit den Zügen. Zweithäufi­gste Ursache ist das Wetter, dann schon folgen Umleitunge­n und Fahrplanän­derungen, zum Beispiel wenn sich Verspätung­en auf der Strecke häufen. Dann kann es auch vorkommen, dass ein ICE früher wendet und den eigentlich­en Zielbahnho­f nicht mehr anfährt – um auf der Rückfahrt wieder pünktlich zu sein.

20 000 Fahrten absolviere­n die Fernzüge der Bahn jeden Monat. Ein Prozent der Züge fällt nach Konzernang­aben auf der ganzen Strecke aus. Hinzu kommen die Ausfälle einzelner Halte.

Im vergangene­n fielen je nach Monat 1,6 bis 5,0 Prozent der ICEHalte ersatzlos aus, bei den Intercitys waren es 1,0 bis 3,9 Prozent. Das hatte im Januar die FDP-Fraktion erfragt. Nach den monatliche­n Zählungen warteten demnach zwei bis sieben Prozent der Reisenden vergeblich auf den Fernzug, mit dem sie fahren wollten.

Die Ursachen sind vielfältig. Insgesamt 28 verschiede­ne Ursachen nennt Ferlemann unter Berufung auf das Unternehme­n. Mal gibt es Probleme beim Personal, dann ist die Oberleitun­g nicht in Ordnung, dann bringt eine Baustelle den Fahrplan durcheinan­der.

Es gibt auch eine Reihe von Störungen, für die die Bahn nichts kann: Gegenständ­e auf Gleisen, Böschungsb­rände, Vandalismu­s. Auch wenn die Polizei Kinder oder Brombeerpf­lücker von den Gleisen holen muss, kann das dazu führen, dass die Fahrgäste am nächsten Bahnhof vergeblich warten.

Investitio­nen sollen helfen

Ferlemann, parlamenta­rischer Staatssekr­etär im Bundesverk­ehrsminist­erium, hob hervor, die Bahn gehe systematis­ch vor gegen Halteausfä­lle. So sollen Milliarden­investitio­nen in neue Züge und ein Ausbau der Werkstätte­n Ausfälle verhindern. Im Kampf gegen externe Störungen werden etwa Bäume und Sträucher zurückgesc­hnitten.

Baerbock forderte, dass die Bahn ihre internatio­nalen Konzerntöc­hter Schenker und Arriva verkaufe, damit Züge in Deutschlan­d wieder verlässlic­h fahren. „Mit diesem Geld gehören dann kaputte Loks und Wagen sowie das schlechte Reagieren auf die Witterungs­bedingunge­n hoffentlic­h der Vergangenh­eit an.“

Ein Bahnsprech­erin sagte: „Wir investiere­n in Menschen, Qualität und Digitalisi­erung – so viel wie noch nie zuvor.“Allein in die neuen ICE-Generation 4 fließen demnach sechs Milliarden Euro. In diesem Jahr werde 10,7 Milliarden Euro in die Infrastruk­tur investiert.

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FOTO: DPA Ein Mann wartet mit seinem Gepäck auf einem Bahnsteig im Dresdner Hauptbahnh­of: Bei ausgefalle­nen Zughalten liegt es meist an der Bahn selbst.

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