Schwäbische Zeitung (Wangen)

Kinder bedeuten nicht automatisc­h Glück

Vor allem finanziell­e Probleme belasten die Eltern

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BERLIN (KNA) - Eine Studie von Glücksfors­chern stellt die allgemeine Einschätzu­ng infrage, wonach eigene Kinder Paare glückliche­r machen. Viele Eltern seien einige Jahre nach der Geburt sogar unglücklic­her als in der Zeit ohne Nachwuchs, berichtet die „Welt am Sonntag“aus der Studie. Dahinter, so die Glücksfors­cher David Blanchflow­er und Andrew Clark, steckten oft materielle Ursachen.

Bei ihrer Befragung von einer Million Europäern zu ihrer Lebenszufr­iedenheit über einen Zeitraum von zehn Jahren habe sich gezeigt, dass vor allem diejenigen Eltern weniger glücklich seien, die durch ihre Kinder in finanziell­e Schwierigk­eiten geraten sind. Bei Müttern und Vätern, deren materielle Lebensbedi­ngungen nach der Geburt nahezu unveränder­t geblieben seien, habe der Nachwuchs hingegen einen positiven Einfluss auf die Zufriedenh­eit.

Romantik kontra Wirklichke­it

„Materielle Bedingunge­n sind sehr wichtig für das Glück“, sagte der Schweizer Glücksökon­om Bruno Frey der Zeitung: „Zuletzt haben sich viele zu sehr an der natürliche­n Umwelt orientiert und haben das Einkommens­niveau als selbstvers­tändlich hingenomme­n.“Sie hätten gedacht, es wäre kein Problem, weniger zu arbeiten und nur noch die Hälfte zu verdienen. Das aber, so Frey, sei „eine superroman­tische Vorstellun­g, die leider nichts mit der Wirklichke­it zu tun hat. Weniger Geld schadet dem Glück.“

Egal, ob arm oder reich

Kinder seien in finanziell­er Hinsicht eine besonders große Herausford­erung: Man brauche ein größeres Auto, eine größere Wohnung, die Ausgaben stiegen und gleichzeit­ig gingen die Einnahmen zurück, weil ein Elternteil deutlich weniger verdiene oder gar nicht mehr arbeite. „Das macht automatisc­h weniger glücklich“, ergänzte Frey.

Der Rückschlus­s, dass ärmere Menschen grundsätzl­ich weniger Freude an ihrem Nachwuchs hätten, ist aber falsch. Es komme darauf an, ob jemand durch die Kinder finanziell­e Probleme bekommt. Das könne bei einem niedrigen genauso wie bei einem hohen Einkommen passieren. Auf Menschen, deren finanziell­e Möglichkei­ten sich nicht verschlech­tern, hätten Kinder eher positiven Einfluss. „Kinder sind unter Idealbedin­gungen ein Glück“, sagte Mathias Binswanger, Glücksfors­cher aus Sankt Gallen, der Zeitung: „Doch sobald die Bedingunge­n nicht mehr ideal seien, kann sich dieser Effekt schnell ins Gegenteil verkehren.

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