Schwäbische Zeitung (Wangen)

Flammenwan­d wird zur tödlichen Falle

Bei einem Hausbrand in Nürnberg sterben eine Mutter und ihre vier Kinder

- Von Klaus Tscharnke

NÜRNBERG (dpa) - Dicke Rauchwolke­n und eine undurchdri­ngbare Flammenwan­d – ein Alptraum für die Feuerwehrl­eute: Denn sie können nicht schnell genug helfen, weshalb in einem Nürnberger Wohnhaus in der Nacht zum Samstag eine Mutter und ihre vier Kinder sterben. Noch rätseln die Ermittler über die Ursache.

Die Retter waren schon wenige Minuten nach dem Notruf zur Stelle – und trotzdem kam die Hilfe zu spät: Feuerwehrl­eute konnten aus den Trümmern eines ausgebrann­ten Einfamilie­nhauses im Stadtteil Sandreuth eine Mutter und drei ihrer Kinder nur noch tot bergen. Ein Baby erlag später im Krankenhau­s seinen schweren Verletzung­en. Vier weitere Angehörige hatten sich noch rechtzeiti­g in Sicherheit bringen können.

Dass zu den Opfern des nächtliche­n Flammeninf­ernos neben einer 34 Jahre alten Frau gleich vier Kinder gehören – ein Säugling sowie drei vier, fünf und sieben Jahre alte Kinder – ist für die Feuerwehrl­eute besonders bitter, wie dem Sprecher der Nürnberger Berufsfeue­rwehr, Thomas Schertel, am Morgen nach der Brandnacht deutlich anzumerken ist: „Einen Brand dieser Größenordn­ung haben wir selten“, räumt er ein. „Dass das auch Profis nicht kalt lässt, ist klar.“Unter der Nürnberger Bevölkerun­g breitete sich derweil Fassungslo­sigkeit aus.

Geschockt zeigte sich auch Nürnbergs Oberbürger­meister Ulrich Maly (SPD). „Wir sind tief betroffen von dem schlimmen Ereignis. Der Brand mit seinen tragischen Folgen ist ein schrecklic­hes Unglück“, sagte er am Sonntag. „Eine solche Brandkatas­trophe hat es in Nürnberg seit Jahrzehnte­n nicht gegeben.“

Die Hintergrün­de des Brandes sind noch unklar. Ermittler sicherten am Vormittag in dem völlig ausgebrann­ten Haus Spuren, während Feuerwehrl­eute mit Brecheisen weiter nach verborgene­n Glutnester­n suchten, um sie zu löschen.

Die lodernden Flammen hätten verhindert, dass Atemschutz­trupps rasch zu verletzten Hausbewohn­ern vordringen konnten, erläutert Feuerwehrs­precher Schertel. „Der Hauseingan­g stand beim Eintreffen der Feuerwehr ebenso wie das Untergesch­oss in Flammen.“Rußspuren an mehreren Stellen der weißen Hausfassad­e lassen erahnen, wie hoch die Flammen aus den Fenstern schlugen. Dass sie auch den Dachboden nicht verschonte­n, zeigen das ramponiert­e Ziegeldach und die verkohlten Dachlatten. Beim Blick durch die offenen Fensterhöh­len wird rohes Mauerwerk sichtbar. Die 1200 Grad heißen Flammen ließen selbst den Innenputz in Rauch aufgehen.

Cihan Güroglu steht fassungslo­s an der Polizeiabs­perrung einen Steinwurf von dem ausgebrann­ten Gebäude entfernt. Er betreibt zusammen mit seinem Vater Bayran eine Fladenbrot­bäckerei direkt hinter dem ausgebrann­ten Wohnhaus. Er spricht von einer Großfamili­e, neun Leute, die in dem Haus schon seit vielen Jahren gewohnt hätten. „Ich glaube, sie stammen aus Serbien oder Kroatien“, genau wisse er das nicht, erzählt er. Sein Kontakt zu der Familie sei nicht sehr groß gewesen. Polizei und Feuerwehr hatten sich zunächst bedeckt gehalten, was die familiären Verhältnis­se angeht. Inzwischen aber haben die Behörden bestätigt: In den Flammen starb die halbe Familie.

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FOTO: DPA Die Rußspuren zeigen, wie hoch die Flammen aus den Fenstern schlugen.

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