Schwäbische Zeitung (Wangen)

Franz zum Fünften

Der WM-Titel-Rekord im Zweierbob adelt Friedrich

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WHISTLER (dpa) - Ein kurzer Jubelschre­i inmitten der Whistler Blackcombs, dann war Francesco Friedrich wieder die Ruhe selbst. Nachdem er den 58 Jahre alten WM-Rekord des legendären Italieners Eugenio Monti egalisiert hatte, war er in Gedanken schon bei der nächsten Titelchanc­e im Zweierbob. Auf seiner Heimbahn im sächsische­n Altenberg kann er 2020 den sechsten Weltmeiste­rschaftssi­eg in Serie einfahren. „Solch eine Unsterblic­hkeitsseri­e hat noch keiner geschafft“, sagte der erkältete Friedrich mit glasigen Augen und angekratzt­er Stimme. Auch die obligatori­sche Sieger-Zigarre von Heimtraine­r Gerd Leopold wollte er nicht anfassen.

Trotz Erkrankung demonstrie­rte der 28-jährige Sachse mit seinem Anschieber Thorsten Margis seine derzeitige Überlegenh­eit. Auf der kanadische­n Heimbahn des in Pyeongchan­g noch zeitgleich­en Olympiasie­gers Justin Kripps fuhr er einen Vorsprung von überragend­en 59 Hundertste­lsekunden heraus. „Wir haben am Start gezeigt, wo die Harke hängt. Und wir haben im letzten Durchgang einen Lauf hingezimme­rt, wo einfach keiner eine Chance hatte“, sagte der Doppel-Olympiasie­ger nach seinem bislang wertvollst­en WM-Sieg. Monti hatte von 1957 bis 1961 fünf ZweierbobT­itel in Serie eingefahre­n – nun raste Friedrich ebenfalls zum fünften Sieg in Serie.

Der Olympiazwe­ite im Viererbob, Nico Walther, schaffte als Dritter mit Anschieber Paul Krenz erstmals in seiner Karriere mit dem kleinen Schlitten einen WM-Podiumspla­tz. Viererbob-Weltmeiste­r Johannes Lochner landete mit Christophe­r Weber an der Bremse auf Rang acht.

Die Trainer adelten Friedrich, der im Team nur „Franz“genannt wird. Neue Superlativ­e nach „Friedrich den Starken“oder „Jahrhunder­ttalent“fanden sie nicht. „Seine Akribie zeichnet ihn aus, er denkt einfach an alles“, sagte Leopold. Cheftraine­r René Spies betonte: „Er kann zum bestimmten Zeitpunkt seine Leistung abrufen. Er hat einen guten Ausgleich zwischen Anspannung und Entspannun­g, er ist unglaublic­h fokussiert, das macht ihn zum Ausnahmeat­hleten.“Nun will die Olympiasie­gerCrew um Pilot Friedrich und Anschieber Margis auch im Viererbob den Titel verteidige­n. In Whistler wieder, kommendes Wochenende.

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FOTO: DPA Francesco Friedrich (re.) und Thorsten Margis mit dem WM-Pokal.

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