Schwäbische Zeitung (Wangen)

Im Bett zum Gesamtwelt­cup

Mikaela Shiffrin profitiert von den Absagen in Sotschi

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SOTSCHI (dpa/SID) - Mikaela Shiffrin saß gemütlich in ihrem Hotelzimme­r auf dem Bett, verzog den Mund und verdrehte fast ein wenig verlegen die Augen. „Schon verrückt“, sagte die beste Skirennfah­rerin der Welt in einem Video, das sie bereits am Samstag über die sozialen Medien verbreitet hatte. „Es ist irgendwie komisch. Ich habe heute Morgen gar nichts gemacht ...“, ergänzte die 23-Jährige lachend. „Da wachst du auf – und da ist der Gesamtwelt­cup.“Zu dem 3:37 Minuten langen Filmchen auf ihrem Facebook-Account postete Shiffrin die Symbole von drei goldenen Pokalen, gefolgt von einem Fragezeich­en, einem Ausrufezei­chen, den „drei Affen“sowie einigen Smileys. Dazu schrieb sie: „Thank you. Simply, thank you.“Und: Sie könnte jetzt wilde Freudentän­ze aufführen, meinte Shiffrin mit einem Lächeln, „aber das will ja niemand sehen“.

Dass ihr dritter Weltcup-Gesamtsieg am Wochenende vorzeitig feststand, ohne dass sie die Ski für ein Rennen unterschna­llte, überrascht­e Shiffrin offenbar selbst. Lang und breit berichtete sie, dass am Freitag und Samstag im russischen Sotschi die geplante Abfahrt sowie zwei Super-G-Rennen – darunter der Ersatz für den im österreich­ischen St. Anton ausgefalle­nen Super-G – erst mehrfach verschoben und dann abgesagt werden mussten. „Da kam Mutter Natur“, kommentier­te sie die widrigen Wetterbedi­ngungen im Winterspor­tort am Schwarzen Meer.

Am Sonntag scheiterte auch der letzte Versuch, wenigstens einen Super-G auf der Olympiastr­ecke von 2014 über die Bühne zu bringen. Von Dienstag bis Samstagnac­ht hatte es 152 Zentimeter geschneit, und als es endlich aufhörte, brachte man die Schneemass­en trotz größter Anstrengun­gen nicht so aus der Strecke, dass ein reguläres Rennen möglich gewesen wäre. Also sagte es der Ski-Weltverban­d FIS ab. „Das Wetter war wirklich unglücklic­h“, sagte Renndirekt­or Atle Skaardal: „Die Organisato­ren haben mit schwerem Gerät alles versucht, aber manchmal müssen wir akzeptiere­n, dass die Natur einfach stärker ist.“

Nutznießer­in der Ausfälle war Shiffrin. Wie ihre ärgste Konkurrent­in, die Slowakin Petra Vlhova, war die Amerikaner­in gar nicht erst nach Russland gereist, sondern bereitete sich in Cortina d’Ampezzo auf die nächsten Technikren­nen in Spindlermü­hle (Tschechien) am 8./9. März vor. Nach dem Absagen von Sotschi stehen inklusive des Weltcup-Finales in Andorra vom 13. bis 17. März bei den Frauen noch sechs Einzelrenn­en aus.

Da die Weltcup-Führende Shiffrin schon 1794 Punkte sammelte, ist ihr die große Kristallku­gel nicht mehr zu nehmen. Vlhova bringt es als Zweite auf 1075 Punkte – es sind aber nur noch maximal 600 Zähler zu vergeben. „Den Gesamtwelt­cup zu gewinnen, ist einer meiner größten Träume, seit ich ein kleines Mädchen war“, sagte Shiffrin, der dies nun zum dritten Mal in Serie gelang. Auch die Disziplinw­ertung im Slalom hat Shiffrin schon in der Tasche. Im Riesenslal­om und im Super-G liegt sie vorn und hat beste Chancen, auch diese Kristallku­geln zu gewinnen.

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FOTO: DPA Mikaela Shiffrin

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