Natürlich ist Silber schön
Leichtathleten holen bei der Hallen-EM in Glasgow vier zweite Plätze und einmal Bronze
GLASGOW (SID/dpa) - Mit der Silbermedaille um den Hals konnte Christina Schwanitz wieder lächeln. Die deutsche Kugelstoß-Hoffnung war als Weltjahresbeste zur HallenEM nach Glasgow gereist, wollte ihre starke Saison mit Gold krönen – doch auch mit Platz zwei freundete sich die 33-Jährige schnell an. Auch wenn gerade einmal zwei Zentimeter zum Titel fehlten. „Natürlich ist Silber schön“, sagte Schwanitz, die mit ihren 19,11 Metern bis zum fünften Versuch geführt hatte. Dann wurde sie denkbar knapp von der Bulgarin Radoslawa Mawrodjewa (19,12) abgefangen, die im Vergleich zu Schwanitz auch den besseren zweitweitesten Versuch hatte. Die aber trug es mit Fassung. Denn: „Es ist halt ein Wettkampf.“
Für den Deutschen LeichtathletikVerband (DLV) war es die dritte Silbermedaille der Titelkämpfe. Am Freitag hatten Schwanitz’ Disziplinkollege David Storl (Leipzig) und 3000-Meter-Läuferin Konstanze Klosterhalfen (Leverkusen) ebenfalls zweite Plätze belegt. Am Abschlussabend verpasste WeitsprungEuropameisterin Malaika Mihambo das Podium um einen Zentimeter. Die bis dato weltbeste Weitspringerin der Saison landete mit 6,83 Metern auf dem vierten Platz. Cindy Roleder hatte da mehr Fortune: Die 29-jährige Titelverteidigerin sprintete über 60 Meter Hürden zu Silber. Sie kam trotz schlechten Starts in 7,97 Sekunden ins Ziel, Gold ging an Nadine Visser aus den Niederlanden in europäischer Jahresbestleistung von 7,87 Sekunden, Bronze holte Elwira Herman (Weißrussland/8,00).
Bronze holze auch Max Heß. Der frühere Freiluft-Europameister im Dreisprung aus Chemnitz kam am Sonntagabend auf eine persönliche Saisonbestleistung von 17,10 Metern und gewann damit die fünfte Medaille für das deutsche Team. Heß war schon Dritter der Hallen-EM 2017 in Belgrad. Der Titel ging mit 17,29 Metern an Nazim Babajew aus Aserbaidschan vor Titelverteidiger Nelson Evora aus Portugal (17,11 Meter).
Vor zwei Jahren in Belgrad hatte es für die deutschen Leichtathleten neun Medaillen (zweimal Gold, zweimal Silber, fünfmal Bronze) gegeben. Allerdings musste der DLV vor Glasgow einige prominente Ausfälle verkraften. Hürdensprinterin Pamela Dutkiewicz sagte verletzungsbedingt ebenso kurzfristig ab wie Dreisprung-Titelverteidigerin Kristin Gierisch. Zudem fehlten unter anderem Zehnkampf-Europameister Arthur Abele und Sprinterin Gina Lückenkemper. Angesichts der ungewöhnlich späten WM in Doha Ende September liegt der Fokus vieler Topathleten auf der Freiluftsaison.
„Wie immer in einer Mannschaft haben wir tolle Momente und Steigerungen gesehen, aber auch Enttäuschungen erlebt“, sagte Idriss Gonschinska, Generaldirektor Sport im DLV. Selbstvertrauen auf dem Weg zur WM sammelten Storl und Klosterhalfen mit ihren zweiten Plätzen. „Das gibt Mut und ist eine schöne Ausgangsposition für den Sommer“, sagte Storl, dem mit 21,54 Metern sein bester Hallenstoß seit 2014 gelang. Klosterhalfen blieb in 8:34,06 Minuten nur eineinhalb Sekunden über ihrem eigenen deutschen Rekord, mit Silber im Gepäck reist sie bestärkt in ihre neue Wahlheimat USA zurück. „Ich denke auf jeden Fall, dass ich stärker geworden bin“, sagte sie. „Ich habe mich schon auf vielen Ebenen verbessert.“
Reh mit starker Zeit wieder Vierte
Die Laichingerin Alina Reh, die für den SSV Ulm 1846 läuft, wurde über die 3000 Meter Vierte; sie kam in 8:39,45 Minuten ins Ziel – persönliche Bestzeit. Ihr Kommentar: „Ich denke, das ist richtig gut für mich, aber klar: Ein vierter Platz ist halt immer ein bisschen enttäuschend. Ich werde zur Zeit irgendwie immer Vierte: bei der EM in Berlin, bei der Wahl zu den Leichtathleten des Jahres – Platz vier habe ich gemietet.“
Gehandicapt war Mateusz Przybylko. Der Hochsprung-Europameister kam mit Problemen am rechten Sprungfuß nicht über Platz acht (2,18 Meter) hinaus. Dennoch ließ sich der 26-Jährige mit Blick auf die Freiluftsaison nicht entmutigen. „Ich weiß, da geht auf jeden Fall etwas“, sagte der Leverkusener, der in der Qualifikation als einziger Athlet die 2,28 Meter gemeistert hatte.