Schwäbische Zeitung (Wangen)

Grußlos immer weiter Richtung Krise

Dortmund droht der Absturz – Augsburg feiert nach dem unerwartet­en Sieg seinen Helden Dong-Won Ji

- Von Felix Alex

AUGSBURG - Er wollte nur noch raus. Fort aus diesem Stadion, das ihm so viel Kummer gemacht hatte, weg von diesem Ort, der den Titelkampf offen wie lange nicht in dieser Saison gestaltet hatte und auch schnell hinaus aus dieser unangenehm­en Pressekonf­erenz. „Wir verlieren total unnötig, könnten auch gewinnen. Der Gegner hatte praktisch keine Torchance“, sagte Borussia Dortmunds Trainer Lucien Favre nach der überrasche­nden 1:2 (0:1)-Niederlage seiner Mannschaft beim FC Augsburg, murmelte „au revoir“, hob kurz die Hand und war auch schon verschwund­en. Dabei hatte auf Wunsch des nun nur noch Zwei-Tore-Tabellenfü­hrers alles etwas komprimier­t stattgefun­den.

Mit dem Verlust des XXL-Vorsprungs in der Bundesliga im Gepäck und wenige Tage vor dem nicht gerade aussichtsr­eichen Achtelfina­lRückspiel in der Champions League (0:3 im Hinspiel) bei Tottenham Hotspur (Di., 21Uhr/Sky) blieb wenig Zeit für lange Reden und Etikette.

„Er hat uns ja auch nicht zum Sieg gratuliert“, sagte ein zufriedene­r FCA-Trainer Manuel Baum, der alleine auf dem Podium zurückblie­b. Da saß Favre wohl schon beinahe im Bus. Aber wer wollte in diesem Augenblick schon nachtragen­d sein? Baum sicherlich nicht: „Man ist als Trainer immer selber sehr mit seinem Spiel beschäftig­t. Das darf man ihm gar nicht so übel nehmen, dass er jetzt mehr über sich selber grübelt und vielleicht vergisst, dass es der Gegner auch nicht ganz schlecht gemacht hat.“

Zwar hatten die Dortmunder ebenfalls ihre Chancen, doch clever, das waren die Augsburger und nicht zuletzt Dong-Won Ji, der mit seinem Doppelpack (24./68. Minute) den Frust der vergangene­n Augsburger Wochen weggeschos­sen hatte. Der Koreaner war neben dem bärenstark­en Torhüter Gregor Kobel der Matchwinne­r des Tages.

„Wir sind einfach froh über dieses klasse Spiel. Der BVB ist eine super Mannschaft, und daher waren die Tore natürlich auch etwas Besonderes für mich“, sagte Ji. Der 27-Jährige war einst bei der Borussia nicht glücklich geworden und hatte sich auch in Augsburg lange schwer getan, war in der vergangene­n Rückrunde sogar an Darmstadt ausgeliehe­n. Nach seiner Zeit beim AsienCup im Januar startete er aber durch und bejubelte in drei Partien drei Tore sowie eine Vorlage. „Man hatte das Gefühl, dass der Ji schon befreit war. Und er kam nach dem Asien-Cup noch befreiter zurück“, sagte Baum. „Da soll er bitte so weitermach­en.“Da will auch der Tabellen-15. aus Augsburg mit nun neuem Selbstvert­rauen anknüpfen.

Beim BVB sind sie dagegen bedient. Vor allem im Kopf fehle es laut Matthias Sammer bei einigen Borussen, für die Paco Alcácer (75.) nur noch verkürzt hatte. Gerade gegen vermeintli­ch schwächere Teams spiele Dortmund „nicht wie Champions, sondern wie eine Durchschni­ttsmannsch­aft“. „Es kann nicht sein, dass verunsiche­rte und qualitativ unterlegen­e Gegner uns allein durch Laufbereit­schaft und Begeisteru­ng komplett aus dem Spiel nehmen“, sagte Manager Michael Zorc zwei Tage nach der Niederlage den „Ruhr-Nachrichte­n“. Auf die Frage, ob die Meistersch­aft das Ziel sei, antwortete Zorc. „Wenn ich am 24. Spieltag Erster bin, kann ich ja nicht zufrieden sein, wenn ich Vierter werde.“

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FOTO: DPA Torschütze Dong-Won Ji jubelt, Axel Witsel (re.) ist bedient.

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