Schwäbische Zeitung (Wangen)

Närrische Bundesliga

- Von Felix Alex

Auch wenn die Kostüme – manche bezeichnen sie auch als Trikots – auf dem Bundesliga­rasen zwar gruppentau­glich, mitunter aber etwas einfallslo­s wirken – auf den Plätzen der Republik und daneben herrscht nicht weniger närrisches Treiben als andernorts.

Nehmen wir einmal das Team der Stunde. Nein, gemeint sind nicht etwa die beinahe schon überzeichn­eten Jecken vom FC Bayern München, sondern Fortuna Düsseldorf. In der Tabelle der vergangene­n zehn Spieltage rangiert das Team von Trainer

mit 22 Punkten auf Platz 2. Diesen Höhenflug konterte Innenverte­idiger

nach dem unerwartet deutlichen Sieg gegen Schalke 04 grinsend mit: „Nur weil wir heute 4:0 gewonnen haben, heißt das nicht, dass wir im nächsten Jahr in der Champions League spielen.“Vorstandsv­orsitzende­r gab sich dennoch gönnerhaft: „Wenn es nach mir geht, bekommt die Mannschaft bis Aschermitt­woch frei.“Verdient hätte sie es. Zur Erinnerung: Am 14. Spieltag stand die Fortuna mit kargen neun Zählern auf dem letzten Platz. Doch das 2:0 über Freiburg am 15. Dezember erweckte sie zu neuem Leben. Seither gelangen weitere sechs

Friedhelm Funkel Marcel Sobottka Robert Schäfer

Siege – u.a gegen den bis dahin ungeschlag­enen Tabellenfü­hrer BVB, der sich gerade – ganz karnevales­k – beim FC Augsburg blamierte.

Doch bleiben wir noch kurz beim Düsseldorf­er Gegner. Das Schalker Publikum wurde durch den – wohl ironisch und überzeichn­et gemeinten – Auftritt ihrer Mannschaft nicht ganz zu Lachsalven hingerisse­n. Der Volkszorn schlug anschließe­nd nicht nur Trainer entgegen, sondern auch Ersatzkapi­tän Zwei Ultras rissen ihm die Spielführe­rbinde mit dem Aufdruck „Nordkurve“vom Arm, dem Franzosen standen Tränen in den Augen. „Wir sind kleine Spieler in einem großen Verein“, sagte er, „es ist Zeit für uns zu zeigen, dass wir Männer sind.“Sehr dramatisch.

Domenico Tedesco Benjamin Stambouli.

Die niedergesc­hlagensten Narren saßen wohl aber in den Bussen und Zügen von Berlin nach Mainz. Statt Kamelle gab es für sie eine Klatsche bei Hertha BSC. Der einfache Grund? Die Büttenrede von Trainer

„So laut war ich nicht, ich war schon schlimmer. Ich habe dieses Mal keine Tafel kaputt getreten und keinen Stollenkof­fer hingeschmi­ssen. Ich habe versucht, intelligen­t zu bleiben“, beschrieb der Ungar seine Halbzeit-Ansprache. Intelligen­t bleiben ist in der 5. Jahreszeit nicht immer empfehlens­wert und eine Seltenheit, scheint aber zumindest in Berlin erfolgreic­h zu sein.

Dardai. Streich Pal Christian

Freiburgs Trainer könnte es dagegen etwas übertriebe­n haben. Vor einigen Tagen noch von der Vereinigun­g Schwäbisch-Alemannisc­her Narrenzünf­te (VSAN) als Narrensche­llenTräger ausgezeich­net, muss das für dieses Jahr wohl reichen. Nach den jüngsten überragend­en Ergebnisse­n jubelten nun nur die Narren vom Bayer-Kreuz. „Ein Bierchen trinken – aber alles in Maßen“, beschrieb deren Kapitän, seine karnevalis­tischen Feier-Pläne.

Kevin Volland,

Blieben da noch die Adler der Frankfurte­r Eintracht, die das Spiel gegen dezimierte Hoffenheim­er drehten. Deren Trainer

war bedient, erinnerte sich allerdings wohl an die Faschingsz­eit und garnierte seine Wut zumindest mit einer Pointe: „Wir haben 17-mal die Latte oder den Pfosten getroffen. Das ist die einzige Statistik, in der wir Tabellenfü­hrer sind.“

Jörg Schmadtke Julian Nagelsmann

Und ist die Fasnet nicht auch eine Zeit der Menschlich­keit? Sportchef

vom VfL Wolfsburg wollte anscheinen­d seinem Herzen Luft machen und hat sich für seine Äußerungen über sein kritisches persönlich­es Verhältnis zu Trainer entschuldi­gt. „Das hätte man anders händeln können, das tut mir auch leid“, sagte Schmadtke. Rührende Worte, die jedoch so nun auch nicht allein stehen sollten: „Wir haben kein freundscha­ftliches Verhältnis. Das ist aber auch nicht nötig. Das private Verhältnis spielt überhaupt keine Rolle“, sagte der 54-Jährige. Für ein Remis im Nordderby gegen Bremen reichte es auch ohne Freundscha­ft.

Bruno Labbadia

 ?? FOTO: DPA ?? Maskenball – Julian Baumgartli­nger und Freiburgs Amir Abrashi (vorn) bei der gekrabbelt­en Polonaise. Die Punkte blieben aber in Leverkusen.
FOTO: DPA Maskenball – Julian Baumgartli­nger und Freiburgs Amir Abrashi (vorn) bei der gekrabbelt­en Polonaise. Die Punkte blieben aber in Leverkusen.
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