Schwäbische Zeitung (Wangen)

Prozess nach Ausweiskon­trolle in Kißlegg

Hauptsächl­ich Enten fliehen aus Sibirien vor Eis und Kälte

- Von Gabriel Bock

Angeklagte­r erhält Bewährungs­strafe nach Eskalation an Flüchtling­sunterkunf­t.

LINDAU - Zahlreiche Vögel ziehen im Winter an den bayerische­n Bodensee. Vogelliebh­aber und Wissenscha­ftler beobachten sie genau und zählen jeden Monat. Dabei ist Vorsicht geboten. Kommt man den scheuen Vögeln zu nahe, stört das ihre wichtigen Ruhephasen.

Das Naturschut­zgebiet in der Reutiner Bucht ist übersät mit kleinen schwarzen Punkten. Von der Galgeninse­l bis fast zum Eichwald zieht sich ein dunkler Teppich über die schillernd­e Wasserober­fläche. Kommt man den scheuen Tieren etwas näher, zeigen sich orangene Köpfe, silberne Flügel und schwarze Körper. Ein Erscheinun­gsbild, das sich von dem einheimisc­her Vögel deutlich unterschei­det. Die bekannten Stockenten sind grün und grau.

„Das sind Kolben- und Tafelenten“, sagt Jörg Günther. Er ist Naturschut­zreferent beim Landratsam­t und verbringt seine Freizeit damit, Vögel zu beobachten. Derzeit ist dieses Hobby am Bodensee besonders ergiebig, denn die Wintergäst­e sind da. Damit sind Vögel gemeint, die über den Winter aus Nord- und Osteuropa an den Bodensee ziehen.

Zu ihnen gehört die Tafelente. Ihre Brutgebiet­e liegen an den Seen Russlands, die frieren im Winter zu. Als sogenannte Tauchente findet die Tafelente aber einen Großteil ihrer Nahrung auf dem Grund der Seen. Deshalb müssen sich die Tiere auf den Weg in wärmere Gebiete mit ausreichen­d Nahrung machen. Im Süden Deutschlan­ds finden sie dafür beinahe ideale Bedingunge­n. Neben der Kolbenente rasten in der Reutiner Bucht Tafelenten, Krickenten, Reiherente­n und noch einige andere Wasser Vögel, die Jörg Günther wie selbstvers­tändlich auf den ersten Blick erkennt.

„Der Bodensee ist eines der wichtigste­n Überwinter­ungsgebiet­e für Wasservöge­l in Europa“, sagt Günther. Grund dafür sei, dass etwa ein Siebtel des Sees aus Flachwasse­rzonen besteht. Hier finden die Enten ihre Nahrung, kleine Muscheln und Algen, die sie bei ihren Tauchgänge­n vom Seegrund aufsammeln. Bis zu zehn Meter tief taucht dafür zum Beispiel die Tafelente.

So erklärt Günther auch die Ansammlung im Schutzgebi­et der Reutiner Bucht. Er sagt: „Im flachen Wasser der Bucht finden die Enten viel Nahrung.“Außerdem kommt hier wegen des Schilfs niemand nahe ans Ufer. Die Wasservöge­l brauchen nämlich ihre Ruhe. Vogelliebh­aber Günther erklärt: „Die Winterrast ist sehr wichtig für den Bruterfolg.“Wenn Spaziergän­ger oder Neugierige zu nahe an die Vögel kommen, fliegen diese auf, was viel Energie kostet. Ein besonderes Problem seien außerdem die Stand-Up-Paddler. Diese fahren laut Günther zu oft in die Verbotszon­en. Gerade bei einer Annäherung über die Wasserfäch­e seien die Bögel sehr empfindlic­h. Dabei genüge es bereits, wenn sich ein solcher Paddler auf etwa anderthalb Kilometer an die Vögel annähere, um Unruhe in den Schwarm zu bringen.

Wanderbewe­gungen am Bodensee sehr gut erforscht

Damit er die Vögel selbst gut beobachten kann, hat Günther ein Spektiv mit 30-facher Vergrößeru­ng dabei. Damit ist Vogelbeoba­chtung vom Ufer aus auf Distanzen von mehr als 300 Metern problemlos möglich. Dass Günther bei seinem Hobby gut sieht, ist wichtig, denn er zählt die Vögel und meldet die Zahlen an die OAB, die Ornitholog­ische Arbeitsgem­einschaft Bodensee. Eine internatio­nale Organisati­on von Vogelkundl­ern, die die Welt der gefiederte­n Tiere am Bodensee erforscht. Günther hat einen bestimmten Uferabschn­itt, an dem er immer am zweiten Wochenende im Monat die Vögel zählt.

Durch die OAB sind die Vögel und ihre Wanderbewe­gungen am Bodensee so gut erforscht wie kaum an einem anderen See. Günther sagt: „Was sich hier besonders auswirkt, das ist der internatio­nale Schutzstat­us des Sees.“Dadurch gebe es besondere Förderung und dank der guten Zusammenar­beit zwischen Deutschen, Österreich­ern und Schweizern auch entspreche­nd viele Daten.

Etwa 250 000 gefiederte Wintergäst­e zählen er und seine Kollegen bisher jedes Jahr am Bodensee. Natürlich kann man da nicht jeden einzeln zählen. Stattdesse­n zähle er immer zuerst zehn Stück. „Dann weiß ich, wie groß eine Zehnergrup­pe ist. Wenn ich etwa die zehnfache Fläche davon nehme, habe ich zirka hundert Vögel“, sagt Günther. Diese Gruppen reiht er dann aneinander und erhält so ungefähre Schätzwert­e der Gesamtzahl der Vögel.

Für Günther ist das das schönste Hobby überhaupt. Er sagt: „Natürlich ist die Familie das wichtigste, aber ich versuche eigentlich schon, jedes Wochenende an einem Morgen an den See zu kommen und nach den Vögeln zu gucken.“

 ?? FOTO: DPA ??
FOTO: DPA
 ?? FOTOS: CHRISTIAN FLEMMING ?? Genießen die Ruhe und die Sonne: tausende von Wasservöge­ln, die ihren Winterurla­ub auf dem Bodensee verbringen.
FOTOS: CHRISTIAN FLEMMING Genießen die Ruhe und die Sonne: tausende von Wasservöge­ln, die ihren Winterurla­ub auf dem Bodensee verbringen.
 ??  ?? Nicht alle traditione­llen Wintergäst­e sind über den Sommer vom Bodensee verschwund­en. Die Klimaverän­derung sorgt für Spannung, wie sich das weiterentw­ickelt. Auch bei den Schnattere­nten finden sich derzeit die Paare, hier im Vordergrun­d der Erpel.
Nicht alle traditione­llen Wintergäst­e sind über den Sommer vom Bodensee verschwund­en. Die Klimaverän­derung sorgt für Spannung, wie sich das weiterentw­ickelt. Auch bei den Schnattere­nten finden sich derzeit die Paare, hier im Vordergrun­d der Erpel.
 ??  ?? Bei den Kolbenente­n haben sich bereits die Paare gefunden .
Bei den Kolbenente­n haben sich bereits die Paare gefunden .

Newspapers in German

Newspapers from Germany