Schwäbische Zeitung (Wangen)

Volksbegeh­ren zu gebührenfr­eien Kitas vor dem Aus

Der Antrag der SPD ist laut Innenminis­terium nicht zulässig – Es geht um Hunderte Millionen Euro pro Jahr

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STUTTGART (lsw) - Das geplante Volksbegeh­ren für gebührenfr­eie Kitas im Südwesten droht zu platzen. Das Innenminis­terium teilte am Montag mit, dass der von der opposition­ellen SPD gestellte Antrag für ein Volksbegeh­ren nicht zulässig sei. Die Landesverf­assung erlaube keine Volksbegeh­ren und Volksabsti­mmungen über den Landesetat – auch nicht über Abgabenges­etze, hieß es zur Begründung. Die SPD will am Landesverf­assungsger­icht gegen diese Entscheidu­ng vorgehen, wie Landeschef Andreas Stoch sagte.

Die SPD will eine kostenlose Kinderbetr­euung bis zum Schuleintr­itt durchsetze­n. Ihr Gesetzentw­urf sieht eine Beitragsfr­eiheit für bis zu 35 Betreuungs­stunden pro Woche vor. Mitte Februar übergab die SPD 17 000 Unterschri­ften und reichte einen Antrag für ein Volksbegeh­ren ein. Wäre der Antrag genehmigt worden, hätte die SPD weitere Unterschri­ften sammeln müssen. Nötig gewesen wären etwa 770 000 Stück. Am Ende hätte eine Volksabsti­mmung stehen können.

SPD-Landeschef Stoch warf dem Innenminis­terium vor, eine politisch motivierte Entscheidu­ng getroffen zu haben. Die Menschen könnten so eine „juristisch­e Spiegelfec­hterei“nicht nachvollzi­ehen. Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n (Grüne) stellte sich hinter die Entscheidu­ng des Ministeriu­ms. Es habe sich um eine rein verfassung­srechtlich­e Prüfung gehandelt. Grünen-Landeschef­in Sandra Detzer bedauerte, dass die rechtliche­n Voraussetz­ungen für ein Volksbegeh­ren nicht erfüllt zu sein scheinen. „Wir begrüßen, dass der Verfassung­sgerichtsh­of für Klarheit sorgen wird.“

In den baden-württember­gischen Kommunen müssen Eltern derzeit unterschie­dlich hohe Beträge für die Betreuung ihrer Kinder in Kitas zahlen. Insgesamt geht es nach Angaben des Städtetage­s um 730 Millionen Euro im Jahr. Die SPD spricht von 529 Millionen Euro im Jahr, die dann aus dem Landesetat kommen sollen. Die grün-schwarze Landesregi­erung lehnt eine generelle Gebührenfr­eiheit ab. Ministerpr­äsident Kretschman­n hatte wiederholt erklärt, zwar dürften Menschen mit kleinen Einkommen nicht über Gebühr belastet werden. Aber alle zu entlasten, gebe der Haushalt nicht her.

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FOTO: DPA SPD-Landeschef Andreas Stoch sieht in der Ablehnung eine „Spiegelfec­hterei“.

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