Schwäbische Zeitung (Wangen)

Südwesten geht bei Bodycam-Daten anderen Weg

Landespoli­zei in Baden-Württember­g und in Bayern speichert Aufnahmen ausschließ­lich auf lokalen Servern

- Von Kara Ballarin

STUTTGART - Die Bundespoli­zei filmt – und US-Sicherheit­sbehörden haben Zugriff auf das Material? Im Zweifel ja. Ein amerikanis­ches Gesetz macht das möglich, obwohl dieses im Widerspruc­h zur Datenschut­zgrundvero­rdnung (DSGVO) der EU steht. Die Länder gehen einen anderen Weg: In Baden-Württember­g und Bayern bleiben die Bodycam-Videos vor dem Zugriff aus dem Ausland geschützt.

Brisante Einsätze zeichnen Bundespoli­zisten mit am Körper getragenen Kameras, den sogenannte­n Bodycams, auf. Diese Videos landen dann auf Servern des US-Konzerns Amazon. Das hat das Bundespoli­zeipräsidi­um der „Neuen Osnabrücke­r Zeitung“bestätigt. Denn, so die Erklärung: Eine eigene IT-Infrastruk­tur dafür gebe es nicht in Deutschlan­d. Zudem sei die Cloud-Lösung von Amazon die einzige, die vom Bundesamt für Sicherheit in der Informatio­nstechnik zertifizie­rt sei.

FDP fordert eigene Server

Der FDP-Innenexper­te im Bundestag, Benjamin Strasser aus Weingarten, sieht dies äußerst kritisch. Denn: „Die USA haben Zugriff auf die Daten“, sagt er und verweist auf den sogenannte­n Cloud Act (siehe Kasten), der seit einem knappen Jahr in Kraft ist. Er ermöglicht US-Sicherheit­sbehörden den Zugriff auf personenbe­zogene Daten von US-Firmen – selbst wenn diese Daten im Ausland und nicht in den USA gespeicher­t sind. Strasser hat beim Bundesinne­nministeri­um nachgehakt. In der Antwort, die der „Schwäbisch­en Zeitung“vorliegt, heißt es: „Die Daten werden verschlüss­elt und ausschließ­lich auf Servern in Deutschlan­d gespeicher­t.“Für Strasser ist dies wegen des Cloud Acts keine Beruhigung. „Den Vorwurf, dass die Bundesregi­erung die IT-Sicherheit verschläft, erheben wir schon seit Langem“, sagt Strasser. Er fordert dringend vom Bund, eine eigene Sicherheit­sinfrastru­ktur zu schaffen.

Sehr beunruhigt äußerte sich der Grünen-Innenexper­te im badenwürtt­embergisch­en Landtag, HansUlrich Sckerl. „Dass ausgerechn­et dieses Unternehme­n die BodycamAuf­nahmen der Bundespoli­zei verwalten soll, gibt Anlass zur Besorgnis.“Er kritisiert Amazon unter anderem dafür, dass die Firma Gesichtser­kennungs-Software an USBehörden verkaufe. Diese könnte im Zusammenha­ng mit Aufnahmen von Bodycams genutzt werden, so Sckerl. Seine Befürchtun­g, dass auch Aufnahmen der baden-württember­gischen Landespoli­zei auf AmazonServ­ern landen, entkräftet das Innenminis­terium von Thomas Strobl (CDU) auf Anfrage.

Keine Verbindung zum Internet

Baden-Württember­g geht einen anderen Weg als der Bund. „Eine Speicherun­g der Daten auf Servern von Amazon oder in Cloud-Diensten anderer Anbieter erfolgt nicht“, erklärt ein Ministeriu­mssprecher. Die Videos landeten auf Servern der jeweiligen Polizeidie­nststelle, die von der landeseige­nen Behörde BitBW betrieben würden. Eine Verbindung zum Internet gebe es nicht, ein Zugriff von außen sei somit gar nicht möglich.

Dies war dem Landesbeau­ftragten für Datenschut­z, Stefan Brink, wichtig. „Für uns war es eine Grundvorau­ssetzung, dass die DSGVO beachtet wird und dass kein externes Unternehme­n als Cloud-Dienstleis­ter beauftragt wird“, sagt er. „Deshalb haben wir darauf gedrungen, dass die Daten den Sicherheit­sbereich der Polizei nicht verlassen.“Dem sei das Innenminis­terium gefolgt. Derzeit werden die Bodycams flächendec­kend in Baden-Württember­g an die Polizeirev­iere verteilt. Das Polizeiprä­sidium Stuttgart sei bereits versorgt, nach und nach kämen die anderen Präsidien dran.

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FOTO: DPA Werden deutsche Bodycam-Videos auf Servern des US-Konzerns Amazon gespeicher­t, haben die USA Zugriff auf die Daten.

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