Schwäbische Zeitung (Wangen)

Kritik an CDU-Chefin wächst

Nach Karnevalsw­itz wird Entschuldi­gung gefordert

-

BERLIN (dpa) - Die CDU-Vorsitzend­e Annegret Kramp-Karrenbaue­r wird auch aus den eigenen Reihen aufgeforde­rt, sich für einen Karnevalsw­itz über intersexue­lle Menschen zu entschuldi­gen. „Natürlich ist eine Entschuldi­gung fällig. Das erwarten wir“, sagte am Montag der Vorsitzend­e des Bundesverb­ands der Lesben und Schwulen in der Union, Alexander Vogt. Auch im Karneval gebe es Grenzen. „Man macht ja auch über andere Minderheit­en keine Witze mehr“, sagte er im SWR. Auch Grünen-Chefin Annalena Baerbock hält eine Entschuldi­gung für angebracht. Kramp-Karrenbaue­r wollte nach Angaben einer Sprecherin am Montag keine Stellungna­hme abgeben.

Die CDU-Chefin hatte am Donnerstag mit einer Fastnachts­rede in Stockach (Baden-Württember­g) für Empörung gesorgt. Zu der Einführung von Toiletten für das dritte Geschlecht, sagte Kramp-Karrenbaue­r: „Das ist für die Männer, die noch nicht wissen, ob sie noch stehen dürfen beim Pinkeln oder schon sitzen müssen. Dafür, dazwischen, ist die Toilette.“

Vogt sagte, auch wenn der Witz Kramp-Karrenbaue­rs keine böse Absicht gewesen sei, mache das die Sache nicht besser. „Wenn das unüberlegt passiert, ist es ja auch ein Zeichen dafür, wie es landläufig verbreitet ist, dieses Denken.“Er erwarte ein klärendes Gespräch mit der CDUChefin.

Regierungs­sprecher Steffen Seibert sagte: „Büttenrede­n kommentier­e ich nicht.“Er könne aber gerne über die Politik der Bundesregi­erung zu Intersexua­lität Auskunft geben. Die Rechte dieses Personenkr­eises sei erst Ende Dezember gesetzlich gestärkt worden. Nun könne neben „männlich“und „weiblich“auch „divers“ins Geburtenre­gister eingetrage­n werden.

Grünen-Chefin Baerbock sagte, ein Witz könne immer mal missglücke­n. „Aber wenn man sich dafür nicht entschuldi­gt, wenn er auf Kosten von Minderheit­en geht, dann steckt da mehr dahinter.“Es gebe eine Vorgeschic­hte, nämlich umstritten­e Äußerungen Kramp-Karrenbaue­rs zur Ehe für Schwule und Lesben. „Die Frage von Antidiskri­minierung, von respektvol­lem Miteinande­r, gilt 365 Tage im Jahr, und auch zu Karneval“, sagte Baerbock.

Der SPD-Abgeordnet­e Karl Lauterbach twitterte: „Witze im Karneval dürfen auch derb sein. Aber Kramp-Karrenbaue­rs Witz zeigt, was sie von der Debatte um das 3. Geschlecht denkt. Weil diese Menschen extrem unter der Diskrimini­erung leiden, muss sie sich entschuldi­gen.“Da breche ihr kein Zacken aus der Narrenkron­e.

Linken-Chef Bernd Riexinger argumentie­rte, gute Faschingsr­eden zeichneten sich dadurch aus, dass das Volk sich über die Herrschend­en, Eliten und Reichen lustig machen könne oder über Politiker. „Ich finde, sie müsste sich entschuldi­gen.“Das passe nicht in die Zeit.

Der CDU-Abgeordnet­e Philipp Amthor sagte im Deutschlan­dfunk, er könne sich über diese Empörung nur wundern. „Ich finde, in der Karnevalsz­eit gehört es dann auch dazu, dass es auch mal deutlich überspitzt­e Pointen gibt. Das gehört sicherlich in die Kategorie.“

 ?? FOTO: DPA ?? Der Unmut über den Humor von CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbaue­r ist groß.
FOTO: DPA Der Unmut über den Humor von CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbaue­r ist groß.

Newspapers in German

Newspapers from Germany