Schwäbische Zeitung (Wangen)

China heizt neues Wettrüsten in Asien an

- Von Johnny Erling, Peking

Pekings Führung will trotz abflachend­em Wirtschaft­swachstum und steigenden Haushaltss­chulden 2019 beim Militär nicht sparen. Im Gegenteil: Parteizeit­ungen wie die „Global Times“, die sich auf Informatio­nen aus dem Militär berufen, verkündete­n, dass der Armeeetat wahrschein­lich um 8,9 Prozent auf 1200 Milliarden Yuan (mehr als 157 Milliarden Euro) steigen soll. China würde so seinen weltweit zweiten Platz nach den USA bei der Aufrüstung ausbauen können. 2018 waren Chinas Armeeausga­ben um 8,1 Prozent auf 1130 Milliarden Yuan (148 Milliarden Euro) gestiegen. Chinas Wirtschaft­swachstum legte dagegen nur um 6,6 Prozent zu.

Es komme nicht darauf an, wieviel Geld ein Staat für seine Armee ausgibt, sondern, ob er eine friedferti­ge und defensive Außen- und Verteidigu­ngspolitik verfolgt, sagte Zhang Yesui, der Sprecher des zehntägige­n Volkskongr­esses, der am Dienstag beginnt. China stelle keine Gefahr für andere Staaten dar.

Das sehen die Anrainerst­aaten der Volksrepub­lik ganz anders, besonders die an das Südchinesi­sche Meer angrenzen. Dort versucht Peking seit Jahren, mit seiner Marine brachial Fakten zu schaffen und seine Besitzansp­rüche durchzuset­zen, indem es auf sieben künstlich aufgeschüt­teten Inseln Militärein­richtungen gebaut hat und Fluglandeb­ahnen einrichtet.

Schon 2016 warf das unparteiis­che Internatio­nale Stockholme­r Friedensfo­rschungsin­stitut (Sipri) in seinen „Trends der weltweiten Militäraus­gaben“der Volksrepub­lik vor, dass sie es sei, die die asiatisch-ozeanische Region unter Aufrüstung­sdruck setzt: Sipri wies im Zehnjahres­vergleich nach, dass sich die Militäraus­gaben der Volksrepub­lik um 132 Prozent zwischen 2006 bis 2015 erhöhten und alle Staaten in Asien zum Nachziehen zwangen. Die Wehretats in Ostasien erhöhten sich um 75 Prozent.

Sipri schreibt auch, dass Peking für sein Militär 50 Prozent mehr ausgibt, als es offiziell dem Volkskongr­ess berichtet. China verbuche viele seiner Kosten etwa für militärisc­he Forschung- und Entwicklun­g (R&D), nicht unter seinem Armeeetat. Es verstecke in anderen Haushaltsp­ositionen Ausgaben für die Demobilisi­erung von Soldaten, für den Bau militärisc­h nutzbarer Infrastruk­turprojekt­e oder für Waffenimpo­rte. Die Pekinger Zahlen seien intranspar­ent, befindet auch der jüngste öffentlich­e Report über Chinas Militärmac­ht 2019, den die Pentagon-Militärgeh­eimdienst-Agentur DIA (Defense Intelligen­ce Agency) herausgab. Sie schätzte Chinas Armeeetat 2018 auf über 200 Milliarden US-Dollar. Pekings Verteidigu­ngsministe­rium widersprac­h Ende Februar Vorwürfen, dass die Zahlen des Armeeetats falsch seien. Sprecher Ren Guoqiang sagte, alle Ausgaben für Personal, Manöver und Ausrüstung­en stünden im Finanzhaus­halt.

Wie modern und schlagkräf­tig die Volksrepub­lik ihre Streitkräf­te zu Wasser, Land und in der Luft entwickelt hat, will sie zum 70. Jahrestag der Gründung ihrer Marine und ihres Staates vorzeigen. China plant 2019 zum Geburtstag am 23. April vor der Küste in Qingdao und zum 1. Oktober in der Hauptstadt zwei gigantisch­e Militärpar­aden. Mit den allerneues­ten Waffensyst­emen.

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FOTO: DPA China wird auch in diesem Jahr seinen Militärhau­shalt wieder deutlich steigern.

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