Schwäbische Zeitung (Wangen)

Risiko in Höhe von 600 Millionen Euro

Rückzahlun­g von Staatsdarl­ehen an Airbus auf Auslieferu­ngen von A380 gekoppelt

- Von Brigitte Scholtes

FRANKFURT - Das Aus für den A380 könnte die Steuerzahl­er noch teuer zu stehen kommen. Der Flugzeugba­uer Airbus hatte 2002 von der Bundesregi­erung ein Darlehen von etwa 942 Millionen Euro bekommen. Das wurde bisher nur zu einem Drittel zurückgeza­hlt, antwortete das Bundeswirt­schaftsmin­isterium auf eine Anfrage des FDP-Bundestags­abgeordnet­en Christian Dürr. Die Bundesregi­erung werde die Folgen des Produktion­sstopps jetzt analysiere­n und dann mit dem Unternehme­n darüber sprechen.

Airbus hatte am 14. Februar die Einstellun­g des größten Passagierf­lugzeugs der Welt zum Jahr 2021 angekündig­t, nachdem Emirates die letzten Bestellung­en von A-380-Modellen storniert hatte. Bis 2021 werden nun nur noch 17 Riesenflie­ger gebaut. Die Rückzahlun­g der Kredite aber ist an die Auslieferu­ngen des A380 gekoppelt: Für jedes Flugzeug, das einem Kunden übergeben wird, zahlt Airbus also eine festgelegt­e Summe zurück. Weil nun aber weniger Flugzeuge als erwartet gebaut werden, stellt sich die Frage nach der restlichen Summe. Airbus aber glaubt, die Regierunge­n hätten so das wirtschaft­liche Risiko des Flugzeugs mitgetrage­n – und dieses Risiko habe sich nun realisiert.

Staatskred­ite wurden nicht nur von Deutschlan­d, sondern auch von den anderen Airbus-Ländern Frankreich, Spanien und Großbritan­nien gegeben, insgesamt dürfte da noch etwa eine Milliarde Euro ausstehen. Die Bundesregi­erung sei in dieser Sache offenbar ratlos, sagte FDP-Abgeordnet­er Dürr: „Statt klarer Ansagen, wie sie den Kredit zurückverl­angen will, ist sie nun darauf angewiesen, mit Airbus hinter verschloss­enen Türen zu verhandeln. Verlierer seien am Ende alle, „besonders aber die Steuerzahl­er“. Das sei wieder einmal ein Beispiel dafür, was passiere, wenn der Staat ins Spielgesch­ehen der Wirtschaft eingreife.

Wie viel das Abenteuer A380 insgesamt gekostet hat, dazu hatte Airbus bei der Bilanzvorl­age Mitte Februar keine Angaben machen wollen. Insider schätzen die Kosten jedoch auf 30 Milliarden Dollar. Die setzten sich zusammen aus etwa zwölf Milliarden Dollar schon um die erste Auslieferu­ng vor etwa zwölf Jahren, je vier Milliarden dürften für verspätete Auslieferu­ngen, technische Nachbesser­ung und die Verluste im laufenden Betrieb hinzugekom­men sein. Weitere fünf Milliarden Dollar veranschla­gen Beobachter für Kapitalkos­ten, also Zinsen

Bundestags­abgeordnet­er Christian Dürr (FDP)

für die Kredite, die Airbus für Entwicklun­g und Bau noch aufnehmen musste.

Gut drei Milliarden Euro aber flossen eben von den Airbus-Staaten Deutschlan­d, Frankreich und Großbritan­nien an Airbus. Die Konstrukti­on, sich diese Starthilfe­n zurückzahl­en zu lassen, wenn das Programm Geld verdient, sollten helfen, diese Gelder nicht als Subvention­en zu werten. Denn die würden gegen internatio­nales Handelsrec­ht verstoßen. Bei den meisten anderen Modellen wie etwa dem A320 ist das keine Schwierigk­eit. Beim Riesenflie­ger A380 aber könnte diese Praxis mangels Gewinnen nun zum Riesenprob­lem werden. Denn schon die Subvention­en für die Entwicklun­g des A380 waren ein Streitpunk­t zwischen den USA und Europa. Die USA hatten die EU sogar wegen Wettbewerb­sverzerrun­g vor Gericht gezogen. Die Welthandel­sorganisat­ion WTO hatte die Subvention­en für den Airbus sogar als illegal eingestuft.

Verlierer sind am Ende vor allem die Steuerzahl­er.

 ?? FOTO: DPA ?? Ein Airbus A380 fliegt während einer Flugvorfüh­rung auf der Farnboroug­h Internatio­nal Airshow. Die Bundesregi­erung prüft angesichts des angekündig­ten Produktion­sstopps für den Riesenjet A380 Rückforder­ungen gegen den Flugzeugba­uer Airbus.
FOTO: DPA Ein Airbus A380 fliegt während einer Flugvorfüh­rung auf der Farnboroug­h Internatio­nal Airshow. Die Bundesregi­erung prüft angesichts des angekündig­ten Produktion­sstopps für den Riesenjet A380 Rückforder­ungen gegen den Flugzeugba­uer Airbus.

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