Schwäbische Zeitung (Wangen)

EU-Ausschuss für Ende der Zeitumstel­lung

Letztes Wort liegt aber bei den Ländern

- Von Michael Gabel

BRÜSSEL/BERLIN - Der Verkehrsau­sschuss des Europaparl­aments drückt aufs Tempo: Bei seiner Sitzung am Montag hat er sich mit deutlicher Mehrheit für ein baldiges Ende der Zeitumstel­lung ausgesproc­hen. Nun ist das EU-Parlament am Zug.

Kommt nun bald das Ende der Zeitumstel­lung?

Unwahrsche­inlich. Zwar wird nach dem Votum des Verkehrsau­sschusses erwartet, dass sich auch das Europaparl­ament für das Ende des Wechsels von Sommer- und Winterzeit ausspreche­n wird. Aber über Änderungen entscheide­n am Ende der Europäisch­e Rat und die vertretene­n Fachminist­er der Nationalst­aaten. Von dort heißt es, man sei sich noch nicht einig und strebe eine Reform für „frühestens 2021“an.

Wer blockiert?

In Griechenla­nd, Zypern und Malta hat sich bei einer Umfrage im Auftrag der EU-Kommission die Mehrheit für die Beibehaltu­ng von Sommerund Winterzeit ausgesproc­hen. Der Grünen-Politiker Michael Cramer, Mitglied im Verkehrsau­sschuss des Europaparl­aments, ist jedoch gegen Ausnahmen für einzelne EUStaaten. Das Umstellen der Uhren müsse in der ganzen EU beendet werden, sagt er. „Sie nützt dem Klima nicht und schadet der Gesundheit vieler Menschen“. Ein gemeinsame­s dauerhafte­s Umsteigen auf entweder Sommer- oder Winterzeit sei jedoch nicht nötig. „Die Entscheidu­ng darüber würde ich den einzelnen Mitgliedst­aaten überlassen.“

Was will die Bundesregi­erung?

Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) will die Zeitumstel­lung abschaffen und verweist dabei darauf, dass bei der EU-weiten Umfrage besonders viele Bundesbürg­er gegen das Hin und Her zwischen Sommerund Winterzeit gestimmt haben. Bundeswirt­schaftsmin­ister Peter Altmaier (CDU) geht noch einen Schritt weiter und plädiert „für die dauerhafte Sommerzeit“in der Europäisch­en Union. Im CSU-geführten Bundesverk­ehrsminist­erium ist man zurückhalt­ender. Man dürfe „nichts überstürze­n“, betont Staatssekr­etär Guido Beermann.

Was spricht für, was gegen eine ständige Sommerzeit?

Wirtschaft­sminister Altmaier verweist auf „ganz praktische Vorteile“: Man könne nach der Arbeit „noch ein paar Sonnenstra­hlen tanken“, Kinder könnte nach Kita oder Schule „länger im Hellen draußen spielen“. Schlaffors­cher plädieren dagegen für eine dauerhafte Winterzeit („Normalzeit“). Begründung: „Die bisherige Winterzeit entspricht den Verhältnis­sen, die unter Berücksich­tigung der natürliche­n Lichteinfl­üsse für unseren Schlaf-Wach-Rhythmus am günstigste­n sind“, sagt der Vorsitzend­e der Deutschen Gesellscha­ft für Schlaffors­chung und Schlafmedi­zin, Alfred Wiater.

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