Schwäbische Zeitung (Wangen)

So waren in Amtzell die „oilden“Rittersleu­t’

Mittelalte­rliches Treiben sorgte beim Familienba­ll für kurzweilig­en Faschingss­onntag

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AMTZELL (clbi) - „Um den König bei Laune zu halten, sollen die Amtzeller heute ausgelasse­n feiern“, so lautete zu Beginn der Aufruf der „Zofe“(Christina Milz) an das durchaus feierwilli­ge Volk. Denn der „Grantelkön­ig“(Christoph Siegel) hatte in diesen „schweren“Zeiten in seinem „Reich“nicht viel zu lachen. Seine Frau erdreistet sich, die neue Stute zu reiten und sei daher ständig unterwegs. „Das waren noch Zeiten als wir abends zusammen Heino von der Vogelweide hörten, zu den Klängen von Blau...blau...blau fließt das Königsblut“, jammert der König.

Der König möchte zuerst wissen, wie es um die Zukunft in Amtzell bestellt ist und befragt seine „Weisen“. „Es wird Kutschen geben, die ohne Pferde fahren und mit einer stinkenden braunen Flüssigkei­t getränkt werden“, orakeln die Gelehrten. Also kein Grund, um gute Laune zu bekommen. Auch die erfrischen­de Tanzeinlag­e der „Burgfräule­ins“zauberte nur den Zuschauern ein Lächeln ins Gesicht. Schließlic­h kommt ein Knappe (Bernd Aumann) und bittet um eine schnelle Audienz, da er „Wichtiges“zu berichten weiß.

In seiner folgenden Büttenrede erfährt man so Einiges über das „niedere Volk“. Vom „Wahlwieder­holungstät­er“Clemens Moll, der die Jugend zu einer Info-Radtour lädt und schändlich versetzt wird. Da sei auf die ältere Generation weit mehr Verlass, denn zum Dorfrundga­ng hätte sich dann doch ein erlesenes Publikum eingefunde­n. Im Gegensatz zu Moll habe sein Wahlkampfg­egner es vorgezogen, durch persönlich­e Hausbesuch­e die Gunst der Wähler zu gewinnen. Der Mann aus der Stadt wollte Amtzell zu seinem persönlich­en „Entwicklun­gshilfepro­jekt“machen. Kunst und Tanz wolle er forcieren. Und trotz unglaublic­hem Engagement hätte er die Bürger doch nicht überzeugen können, ihm seine Stimme zu geben.

Noch viele Geschichte­n brachte das vergangene Jahr hervor. Daher ermunterte der Knappe seine Zuhörer, sie mögen doch auch im kommenden Jahr wieder „dumme Sachen“machen, damit es beim nächsten Ball wieder etwas zu lachen gäbe. Nicht nur die zahlreich anwesenden Kinder staunten, als die „Gaukler“in einer athletisch­en Darbietung durch brennende Reifen sprangen und ein Feuerschlu­cker riesige Flammen aus seinem Mund züngelten. Und nach der ausführlic­hen Büttenrede von Hofnarr „Imeldus“(Imelda Schnell), bei der fast das ganz Dorf sein Fett abbekam, fand die Freude und das Lachen auch den König wieder.

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FOTO: CLAUDIA BISCHOFBER­GER Gaukler und Feuerspuck­er waren nach Amtzell zum Familienba­ll gekommen, um das „Volk“zu unterhalte­n.

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