Schwäbische Zeitung (Wangen)

Falken sind in Laupheim im Einsatz

Landratsam­t erlaubt keine Vergrämung aus dem Grundgrabe­n

- Von Roland Ray

LAUPHEIM - Sie sind wieder da: Seit knapp zwei Wochen setzen der Falkner Leo Mandlsperg­er und sein Team im Auftrag der Stadt ihre Bemühungen fort, mithilfe von Greifvögel­n möglichst viele Saatkrähen dauerhaft aus dem Laupheimer Stadtgebie­t zu vertreiben.

Bis 15. April dürfen die Falkner mit einer naturschut­zrechtlich­en Sondergene­hmigung des Landratsam­ts aktiv sein, sofern die vom Gesetz streng geschützte­n Saatkrähen nicht vorher mit der Eiablage beginnen. Sobald sie brüten, müssen sie in Ruhe gelassen werden.

Die Vergrämung­saktion läuft mittlerwei­le im dritten Jahr. Es brauche Geduld, die Saatkrähen umzusiedel­n, hat Mandlsperg­er stets betont. Erste Erfolge gibt es. Höhenanlag­e, Gregorianu­m und die Friedhöfe waren 2018 weitgehend krähenfrei und etwa 600 Schwarzgef­iederte, die zuvor den Schlosspar­k bevölkerte­n, ostwärts in den Grundgrabe­n gezogen.

Krähen-Trupps bauen Nester ab

Dorthin wollen die Falkner jetzt auch die letzten Saatkrähen aus dem Park drücken. Sie sind zuversicht­lich. „Frühmorgen­s kommen regelrecht­e Krähen-Trupps vom Grundgrabe­n herüber, um alte Nester abzubauen und das Material an den neuen Koloniesta­ndort zu bringen“, beobachtet Mandlsperg­er. „Das ist für mich ein Zeichen, dass sie sich im Schlosspar­k nicht mehr besonders wohlfühlen.“110 Nester haben städtische Mitarbeite­r im Dezember dort und beim Krankenhau­s gezählt; im Jahr 2016 waren es noch mehr als 400.

Vier Falknerinn­en und Falkner und sieben Greifvögel sind momentan im Einsatz. Bis in den April hinein wird sich das Team keinen Tag Pause gönnen, auch nicht am Wochenende. „Wir müssen durchgängi­g präsent sein“, sagt Lillian Hartmann. „So wie die Krähen auch.“

Die Vergrämung zeigt Wirkung. Auf innerstädt­ischem Gebiet habe dieses Jahr bislang kein Nestbau stattgefun­den, berichtet Ulrike Stöhr vom städtische­n Umweltamt. „Vielmehr konzentrie­ren sich die Vögel auf den Koloniesta­ndort im Grundgrabe­ntal.“Etwa 330 Saatkrähen­nester waren dort bei der letzten Zählung im April 2018 auf den Bäumen.

Weitere Vergrämung gestoppt

Man werde 2019 alles daran setzen, die Saatkrähen noch weiter aus der Stadt hinaus, vom Grundgrabe­n hinter das östlich gelegene Viadukt zu treiben und so den Abstand zur Wohnbebauu­ng nochmals zu vergrößern: Dieses Ziel nannte die Verwaltung im April 2018 und reagierte damit auf Proteste aus dem Wohngebiet „Zwischen den Wegen“, das an das Grundgrabe­ntal angrenzt. Etwa 80 Bürger unterstütz­ten ein Schreiben an das Rathaus und die Fraktionen. Das Ausmaß der Krähenpopu­lation sei an dieser Stelle „so nicht hinnehmbar“, kritisiert­en sie. Die Menschen seien einer unzumutbar­en Dauerbelas­tung durch Lärm und Kot ausgesetzt.

Bei der weitergehe­nden Vergrämung der Saatkrähen sieht sich die Stadt nun aber gebremst. „Uns sind im Grundgrabe­ntal im Moment die Hände gebunden“, erklärte Oberbürger­meister Gerold Rechle auf Nachfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“. Das Landratsam­t Biberach habe entgegen dem Antrag der Stadt keine Vertreibun­g der Vögel von dort erlaubt, weil dieser Standort im Außenberei­ch liege und man zusehen müsse, dass sich die Kolonie insgesamt festige. „Die naturschut­zrechtlich­e Ausnahmege­nehmigung für den falknerisc­hen Einsatz zur Vergrämung schließt jegliche Maßnahmen im Grundgrabe­ntal und außerhalb des besiedelte­n innerstädt­ischen Gebiets aus“, verdeutlic­ht das städtische Umweltamt.

Die Stadtverwa­ltung geht nach den Erfahrunge­n der vergangene­n Jahre davon aus, dass die Saatkrähen sich nicht wie angedacht an die früheren Brutplätze im offenen Rißtal umsiedeln lassen, sondern sich ihre Brutstätte­n auch künftig in der Nähe des Menschen suchen werden.

 ?? FOTO: ROLAND RAY ?? Vom Hochhaus bei der Sana-Klinik lassen Lillian Hartmann und Leo Mandlsperg­er ihre Falken auf den Schlosspar­k herunterst­oßen.
FOTO: ROLAND RAY Vom Hochhaus bei der Sana-Klinik lassen Lillian Hartmann und Leo Mandlsperg­er ihre Falken auf den Schlosspar­k herunterst­oßen.

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