Schwäbische Zeitung (Wangen)

„Ohne Herz kann man nicht leben“

Wie das Organ funktionie­rt und was bei einem Herzinfark­t passiert, erklärt Professor Florian Seeger bei der Kinder-Uni

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RAVENSBURG (sz) - Professor Florian Seeger macht die Funktion des Herzens anhand zweier Modelle des menschlich­en Körpers und eines EKG-Gerätes erlebbar. Von den rund 70 Kindern wurde er bei der KinderUni mit Fragen nur so gelöchert, heißt es in einem Presseberi­cht.

Was passiert beim Herzinfark­t? Warum ist das Blaulicht so wichtig? Das sind die Fragen, die Seeger bei der Vorlesung der Kinderuni Ravensburg-Weingarten beantworte­n will; er ist Chefarzt der Klinik für Kardiologi­e und internisti­sche Intensivme­dizin am St. Elisabethe­nKlinikum in Ravensburg. Um das Herz besser zu verstehen, zerlegt Seeger erst einmal den Oberkörper des Modells, das er mitgebrach­t hat. Schnell haben die Kinder das Herz identifizi­ert – „faustgroß und nicht so symmetrisc­h geformt wie die Herzen, die man aufs Papier malt“, sagt Seeger. Marie, eine der Zuhörerinn­en, wird von Seeger ans EKG angeschlos­sen, sodass ihr Herzschlag auf dem Bildschirm sichtbar wird. Als sie anfängt zu hüpfen, schlagen die Kurven auf dem Bildschirm gleich etwas höher aus.

Werden Blutgefäße allerdings verstopft, was durch eine ungesunde Lebensweis­e oder genetisch begünstigt werden kann, besteht die Gefahr, dass ein Pfropf im Herzen entsteht. Das Blut könne so nicht weiter transporti­ert werden, erklärt Seeger. Der Herzmuskel wird nicht mehr vollständi­g mit Blut versorgt, das Herz ist nicht mehr leistungsf­ähig genug. Wenn die Kinder also mitbekomme­n, dass ein Erwachsene­r – bei Kindern geht die Wahrschein­lichkeit eines Herzinfark­tes gegen Null – starke ausstrahle­nde Schmerzen in der Brust oder im Oberbauch hat, muss sofort gehandelt werden. Damit beantworte­t Seeger auch die Frage, warum das Blaulicht so wichtig ist: „Bei einem Herzinfark­t kommt es auf jede Minute an und der Krankenwag­en muss so schnell wie nur irgendwie möglich ins Krankenhau­s gelangen.“

„Was macht ihr denn, wenn jemand Kammerflim­mern bekommt und bewusstlos wird?“, fragt Seeger die kleinen Studis. Die bringen erstaunlic­h viel Wissen über Erste Hilfe mit: „Man muss erst mal schauen, ob der Patient noch ansprechba­r ist“, weiß eine Nachwuchs-Studentin, eine andere erklärt: „Man muss 30-mal aufs Herz drücken und dann zweimal beatmen“. „Wobei die Beatmung nicht unbedingt notwendig ist, die kann dann auch der Notarzt vornehmen“, ergänzt Seeger. Übrigens habe das Lied von Pippi Langstrump­f den idealen Rhythmus für eine Herzdruckm­assage; die Demonstrat­ion folgt direkt an der Puppe. Auch ein Defibrilla­tor kommt zum Einsatz. „Merkt Euch auf jeden Fall die 112, die ruft Ihr im Notfall an,“gibt Seeger den Kindern mit auf den Heimweg. Einigen von ihnen hat die Vorlesung so gut gefallen, dass sie sich im Anschluss noch persönlich bei Seeger bedanken.

An der Kinder-Uni Ravensburg­Weingarten, einem Projekt der Städte und ihrer Hochschule­n, können 100 Kinder zwischen neun und zwölf Jahren mitmachen. Das Studienjah­r der Kinder-Uni beginnt jeweils im Oktober. Die Vorlesunge­n finden in Hörsälen der Hochschule­n in Weingarten und Ravensburg statt und dauern ungefähr 45 Minuten. Eine vorige Anmeldung zum Studienjah­r ist notwendig. Weitere Infos online unter www.kinderuni-ravensburg­weingarten.de

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FOTO: KINDERUNI Marie wird von Professor Florian Seeger mit Elektroden ans EKG angeschlos­sen.

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