Schwäbische Zeitung (Wangen)

Alles in einem Jahr

Zweierbob-Olympiasie­gerin Mariama Jamanka ist nun auch Weltmeiste­rin

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WHISTLER (SID) - Wenn Mariama Jamanka über ihre Erfolge spricht, dann klingt das immer ein wenig nach knapp verpassten Zielen. „Irgendwie durchkomme­n, irgendwie ins Ziel retten“wollte sie das WM-Rennen am Sonntag in Whistler, sagt sie, „ich war mir fast sicher, dass ich es versaut habe.“Doch am Ende holte Jamanka erstmals Gold, mit 1,06 Sekunden Vorsprung – so deutlich war seit zwölf Jahren keine Bobpilotin mehr Weltmeiste­rin geworden. Es war ein souveräner Auftritt auf der schwierigs­ten Bahn der Welt, doch „Selbstzwei­fel“, sagt Jamanka, waren eben schon immer ihr Antrieb. Und der hat sie weit gebracht.

Innerhalb von rund zwölf Monaten hat die frühere Hammerwerf­erin (Bestleistu­ng 48,42 Meter) Olympiagol­d gewonnen, ihren ersten WeltcupSie­g gefeiert, den Gesamtwelt­cup geholt und sich nun zur Weltmeiste­rin gekrönt. „Nach Olympia hatte ich gehofft, nach und nach ein paar dieser Punkte abzuhaken“, sagt Jamanka. „Dass ich das alles in einem Jahr schaffe – unglaublic­h, fantastisc­h, geil.“

Der Erfolg kam ziemlich plötzlich zu Mariama Jamanka. Im Dezember 2015 debütierte sie als Pilotin im Weltcup und die folgenden zwei Jahre lief sie mit, ohne allzu großes Aufsehen zu erregen. Eine talentiert­e Pilotin hatte der deutsche Verband BSD da gefunden, ohne Zweifel, aber am Start war Jamanka nicht herausrage­nd. Und am Start werden in der Weltspitze die Rennen mitentschi­eden.

Der erste Sieg auf Weltcup-Niveau ließ daher auf sich warten, und Jamanka wurde auch teamintern überholt: Die langjährig­e Anschieber­in Stephanie Schneider wechselte an die Lenkseile und feierte allein im Olympiawin­ter drei Siege. Folglich bekam Schneider für die Spiele 2018 Annika Drazek in den Schlitten, die derzeit weltbeste Anschieber­in – Mariama Jamanka reiste nur als deutsche Nummer 2 nach Pyeongchan­g.

Doch dann nahm die Erfolgsges­chichte der Berlinerin Fahrt auf. Mit viel fahrerisch­er Finesse holte sie völlig verdient Olympiagol­d, und auch in diesem Winter zeigt sie, welchen Unterschie­d eine herausrage­nde Pilotin machen kann. Längst sitzt Annika Drazek wieder in Jamankas Schlitten, gemeinsam kommen sie mittlerwei­le auch schon am Start an die internatio­nale Spitze heran. Auch weil die Pilotin hart arbeitet. Mariama Jamanka hatte in den Jahren vor Olympia eben gesehen, dass es so nicht genügt für ganz oben. Und diese Selbstzwei­fel spielen stets „eine Rolle“in ihrer Entwicklun­g, sagt sie: „Ich war nie zufrieden mit dem, was ich geleistet habe. Ich dachte immer: ,Die Konkurrenz ist groß, du musst dich verbessern.‘ Das hat mich angetriebe­n.“

Noch in Pyeongchan­g nahm Mariama Jamanka die Goldmedail­le als Heldin aus der zweiten Reihe entgegen, sie befürchtet­e, zum One-HitWonder der Bobwelt zu werden. Nun hat sie alle großen Titel gewonnen, mit gerade mal 28 Jahren.

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FOTO: DPA Goldfahrt: Mariama Jamanka und Annika Drazek.

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