Schwäbische Zeitung (Wangen)

Bilder, die von den Tonwerten leben

Alma Göring und Carla Chlebarov eröffnen ihre Ausstellun­g in Friedrichs­hafen

- Von Helmut Voith

FRIEDRICHS­HAFEN - Gut zwei Wochen vor der Vernissage haben die Künstlerin­nen Alma Göring und Carla Chlebarov bereits ihre gemeinsame Ausstellun­g „One Thousand Colours“gehängt, die am Kunstfreit­ag um 20.30 Uhr in der Galerie Plattform 3/3 eröffnet wird. Farbkräfti­ge Werke, die im abstrakten Expression­ismus verwurzelt sind.

Es ist die letzte Ausstellun­g, die noch die ganz für die Kunst lebende Kuratorin Erika Lohner organisier­t hat. Es muss Menschen wie sie geben, die so „angefresse­n“sind, dass sie andere einfach mitreißen, auch wenn sie nicht immer mit allem einverstan­den sind. Aus widersprüc­hlichen Ansichten erwachsen oft erhellende, bereichern­de Diskussion­en. Erika Lohner wird weiterhin präsent sein, entlastet von den kräftezehr­enden Organisati­onsarbeite­n.

Alma Göring und Carla Chlebarov – Autodidakt­in die eine, von der Kunstakade­mie kommend die andere – haben sich über Erika Lohner kennen und schätzen gelernt. Beide lieben das freie Arbeiten, lieben es, sich in Farbe und in heftigem Gestus auszudrück­en – Alma Göring in Acryl, Carla Chlebarov überwiegen­d in Öl. Wie Alma Göring sagt, sei es für sie eine Herausford­erung gewesen, ihre Bilder zusammenzu­bringen. Das ist ihnen geglückt, ohne dass die meist großformat­igen Werke einander erdrücken.

Alma Göring interessie­rt das Nebeneinan­der von Dichte und Leere, in letzter Zeit lässt sie die Farbfläche­n sich auflösen. In behutsamem Prozess suche sie die richtige Mischung, die richtigen Tonwerte, die für sich stehen und zugleich den anderen zugewandt sind: „Keine Farbe soll dominieren.“

Carla Chlebarov arbeitet mehr mit Überlageru­ngen und lässt sich davon überrasche­n, wie die Farben aufeinande­r reagieren – sie sollen „klingen“. Man kann sicher sagen, dass diese spontane Form des Abstrahier­ens ein Wagnis ist: das auszusagen, was man empfindet, was einem beim Arbeiten oft erst richtig bewusst wird. Oft ist es so, dass jeder Betrachter seine eigene Sichtweise mitbringt, dass sein Bild beim Betrachten eigentlich erst entsteht. „Der Betrachter gestaltet das Bild mit, er muss sich öffnen“, sagt Chlebarov und ergänzt: „Der eine sieht gar nichts, der andere kann mitschwing­en.“In abgeschwäc­hter Form gilt das natürlich auch für gegenständ­liche Malerei, im Ungegenstä­ndlichen und gar im Abstrakten ist es wesentlich ausgeprägt­er – rätselhaft, spannend.

Die hier ausgestell­ten Bilder regen nicht zu meditative­r Beschaulic­hkeit an, sie fordern heraus, Farberupti­onen stehen gegen ruhigere Flächen. Man spürt die Kraft, die Lust am Malen und wundert sich, zu hören, dass einige der Werke in einem längeren Zeitraum entstanden sind, auch wenn sie spontan wie aus dem Augenblick heraus wirken.

Die Ausstellun­g wird am Kunstfreit­ag, 8. März, 20.30 Uhr eröffnet und ist bis 24. März jeweils Freitag bis Sonntag von 14 bis 18 Uhr geöffnet. Am 17. März ab 14 Uhr ist Künstlerge­spräch.

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FOTO: HELMUT VOITH Carla Chlebarov (links) und Alma Göring vor ihren Bildern in der Galerie Plattform 3/3.

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