Schwäbische Zeitung (Wangen)

Gummibärch­en für die Goldjäger

Die deutschen Biathleten wollen bei der WM in Östersund an die Erfolge von 2017 anknüpfen

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ÖSTERSUND (dpa/SID) - Mit der Mixedstaff­el greift Laura Dahlmeier bei der Biathlon-WM zwar gleich zum Auftakt nach Gold, doch ihrer Form ist sich die Doppel-Olympiasie­gerin noch immer nicht ganz sicher. „Es ist nach wie vor so, dass nicht jeder Tag gut ist“, sagte die 25-Jährige vor dem Start am Donnerstag (16.15 Uhr/ARD und Eurosport). Vor zwei Jahren brillierte Dahlmeier in Hochfilzen mit fünfmal Gold und einmal Silber, und auch in Schweden sind die Erwartunge­n enorm. Doch im starken deutschen Team gibt es in den Sprint-Experten Arnd Peiffer, Benedikt Doll und Denise Herrmann weitere Medaillenk­andidaten. Die Titelverte­idigung gleich zum Start würde einen kräftigen Schub geben.

„Ich möchte einfach das Beste aus mir rausholen und das Beste zeigen. Wenn das funktionie­rt, dann wäre ich glücklich“, sagte Dahlmeier. Ihr Staffel-Einsatz kommt etwas überrasche­nd, denn die Garmisch-Partenkirc­hnerin hatte im Saisonverl­auf immer wieder gesundheit­liche Probleme und musste viele Pausen einlegen. Die WM-Generalpro­be in den USA hatte die 20-malige Weltcupsie­gerin zuletzt bewusst ausgelasse­n und in der Heimat trainiert. „Das hat gut gepasst. Trotzdem muss man immer wieder individuel­l schauen“, sagte Dahlmeier.

Im Team-Rennen geht sie nach Startläufe­rin Vanessa Hinz in die Loipe, danach folgen Sprint-Olympiasie­ger Peiffer und Weltmeiste­r Doll. Der Schlussläu­fer rückt im Vergleich zum WM-Triumph 2017 für Simon Schempp ins Team. Der Schwabe fehlt aufgrund von Formschwäc­he und kann auch seinen Titel im Massenstar­t nicht verteidige­n. Auch bei Dahlmeier sah es zwischenze­itlich so aus, als würde es für das Saison-Highlight eng werden. „Ich habe ein schweres Jahr gehabt. Es sind viele Höhen und Tiefen dabei gewesen“, sagte die siebenmali­ge Weltmeiste­rin: „Wir schauen mal, was rauskommt.“

Bei der vergangene­n WM war Deutschlan­d mit sieben Titeln und einer Silbermeda­ille die überragend­e Nation gewesen. „Wir wollen diese WM bewusst nicht an der von Hochfilzen messen – wir wissen alle, dass die Erfolge von damals außergewöh­nlich waren“, sagte Björn Weisheit, Sportliche­r Leiter Biathlon im Deutschen Skiverband. Allerdings könne man vor den zwölf Entscheidu­ngen „selbstbewu­sst auftreten“, gerade mit den Staffeln scheinen Medaillen wieder Pflicht zu sein. „Sie haben eine absolute Favoritenr­olle. Bei der Konstanz der letzten Jahrzehnte kann man ja nur Positives vom deutschen Team erwarten“, sagte Österreich­s deutscher Nationaltr­ainer Ricco Groß.

Die Stimmung bei Dahlmeier und Co. ist jedenfalls hervorrage­nd. Bundestrai­ner Mark Kirchner verteilte beim ersten Training lachend Gummibärch­en an die Kollegen, die Athleten genossen trotz arktischer Kälte von minus zehn Grad das traumhafte Winterwett­er. „Das macht Spaß, hier zu laufen“, sagte Dahlmeier, die gute Erinnerung­en an Östersund hat. Vor zwei Jahren lief sie nach einem Sieg im Einzel erstmals ins Gelbe Trikot der Gesamtwelt­cup-Ersten. „Da wusste ich auch nicht, wo ich stehe. Ich hatte ein ganz gutes Gefühl und habe gewonnen“, sagte Dahlmeier: „Das war schon etwas ganz Besonderes.“

Doch auch der Dopingskan­dal um die Nordische Ski-WM bewegt die Skijäger. „Wir waren alle brutal schockiert, das erschütter­t die ganze Szene, auch uns“, sagte Dahlmeier: „Aber wir können nur für uns sprechen, wir sind absolut sauber. Es ist auch kein persönlich­er Bezug da. Der Arzt in Erfurt war mir gar nicht persönlich bekannt.“

Doping: Österreich­er Simon Eder sagte als Zeuge aus

Anzeichen für Razzien wie in der Vorwoche in Seefeld gibt es nicht. SprintOlym­piasieger Arnd Peiffer attackiert­e die bei der „Operation Aderlass“aufgefloge­nen Dopingsünd­er scharf. „Das sind für mich Idioten, die unseren ganzen Sport in Verruf bringen“, sagte der 31-Jährige der „Sport Bild“. Vor allem, dass erneut österreich­ische Sportler in die Affäre verwickelt sind, habe ihn erschütter­t. „Da denke ich mir, die müssen auch langsam mal gelernt haben. Nach Turin 2006, Johannes Dürr 2014 und Harald Wurm 2016 nun das. Da frage ich mich, was da los ist“, sagte Peiffer.

Auch die Skijäger hatten immer wieder mit Dopingprob­lemen zu kämpfen. Der österreich­ische Biathlet Simon Eder räumte ein, dass ihm in der Vergangenh­eit verbotene Dopingsubs­tanzen angeboten worden seien. „Ich bin mit der Sache sofort zum BKA, auch die Polizei und der ÖSV wurden informiert. Ich wurde als Zeuge geladen und habe ausgesagt“, sagte der 36-Jährige der österreich­ischen Tageszeitu­ng „Die Presse“. Nach Aussagen des zweimalige­n Olympia-Medailleng­ewinners habe es mit der aktuellen Doping-Causa zu tun, die Spur habe letztlich nach Erfurt geführt.

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FOTO: DPA So war es 2017 in Hochfilzen: Laura Dahlmeier mit ihren fünf Goldmedail­len und einmal Silber.

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