„Fischerei stört Vogelwelt nicht“
Pächter des Rohrsees bei Bad Wurzach wehrt sich gegen Vorwürfe der Naturschützer
EINTÜRNEN - In der Auseinandersetzung um Vogelschutz und Fischerei im Rohrsee bei Eintürnen (Stadt Bad Wurzach) hat sich nun der Pächter des Gewässers, Anton Jung aus Wolfegg, zu Wort gemeldet. Seine klare Meinung: „Durch die Ausübung der Fischerei wird die Vogelwelt am Rohrsee nicht gestört.“
Jung reagiert auf einen offenen Brief der Ornithologischen Arbeitsgemeinschaft (OAG) Wurzacher Becken und der Bürgerinitiative (BI) Wurzacher Becken. In dem Schreiben hatten die beiden Interessensgemeinschaften die sofortige Beendigung des Fischereipachtvertrages zwischen dem Land und Jung gefor- dert. Außerdem verlangen sie von den Behörden ein naturverträgliches Fischmanagement, das ein Verbot jedweder fischereilicher Aktivitäten während der Brut-, Mauser- und Durchzugszeit vom 1. März bis 15. November beinhaltet, die sofortige Entnahme aller Hechte und Welse sowie die Bejagung des Fuchses innerhalb der Grenzen des Naturschutzgebiets.
Forderungen der Naturschützer
„Sollten sich die derzeitigen Zustände am Rohrsee nicht ändern, behalten wir uns aufgrund der Versäumnisse beim Erhalt des Schutzgebiets vor, Klage beim Europäischen Gerichtshof zu erheben“, kündigten sie an. Ihrer Meinung nach kommt es in dem als EU-Vogelschutzgebiet ausgewiesenen Gewässer durch die Fischerei zu einem starken Rückgang geschützter Vogelarten.
„Fischerei stört Vögel nicht“
Pächter des Rohrsees ist seit 1978 das Familienunternehmen Teich- und Seenfischerei Jung aus Wolfegg. Der Vertrag wurde Ende 2017 um weitere zwölf Jahre verlängert.
Betriebsgründer Anton Jung hat sich nun ebenfalls schriftlich an die Naturschutzbehörden, das Regierungspräsidium, das Naturschutzzentrum in Bad Wurzach, die „Schwäbische Zeitung“und das Bau- und Vermögensamt Ravensburg als Verpächter des Sees ge- wandt. Seine klare Aussage: „Durch die Ausübung der Fischerei wird die Vogelwelt am Rohrsee nicht gestört.“Er sei sich auch „sicher, dass ich den See, was große Raubfische anbelangt, voll im Griff habe. Ich denke, von hier aus besteht keine Gefahr.“Als Gründe für den Rückgang geschützter Vogelarten wie des Schwarzhalstauchers führt er Jäger aus der Tierwelt und die Klimaänderung an.
Krähen, Mittelmeermöwen, Milane, Füchse, Iltisse und Dachse bezeichnet er als größere Gefahren für die Gelege und Jungvögel als Hechte und Welse. „Mit einer der Hauptgründe für den Rückgang der Vogelwelt am Rohrsee dürfte das veränderte Wetterverhalten in den letzten 40 Jahren sein“, schreibt Jung weiter.
Fatal sind in seinen Augen vor allem die immer häufigeren Kälteeinbrüche in den Monaten April und Mai, die zugleich hohe Wasserstände mit sich brachten. Die Brut sei dadurch oft erfroren, oder die Gelege standen unter Wasser.
Aus diesem Grund ist nach Anton Jungs Ansicht der Bestand an Lachmöwen von zur Hochzeit mehr als 10 000 auf heute „noch ein paar Hundert“zurückgegangen. Der Schwarzhalstaucher niste aber gerne zwischen Möwennestern, weil die Lachmöwen vor allem die raubenden Krähen vertreiben.
Nicht geklärt sei darüber hinaus, „wie sich die sehr hohen Gänsebe- stände auf den Rest der Vogelwelt am Rohrsee auswirken“, schreibt Jung. Der Pächter geht auch auf die Forderung von OAG und BI ein, nur von Mitte November bis Ende Februar das Fischen zu erlauben. „ Das klappt schon deshalb nicht, weil der See in dieser Zeit zugefroren ist“, setzt Jung dem entgegen.
Nicht machbar sei auch die geforderte sofortige Entnahme aller Hechte und Welse. Der Experte bezeichnet es als „illusorisch, dass aus einem nicht ablassbaren Gewässer alle Raubfische entnommen werden könnten“.