Schwäbische Zeitung (Wangen)

„Fischerei stört Vogelwelt nicht“

Pächter des Rohrsees bei Bad Wurzach wehrt sich gegen Vorwürfe der Naturschüt­zer

- Von Steffen Lang

EINTÜRNEN - In der Auseinande­rsetzung um Vogelschut­z und Fischerei im Rohrsee bei Eintürnen (Stadt Bad Wurzach) hat sich nun der Pächter des Gewässers, Anton Jung aus Wolfegg, zu Wort gemeldet. Seine klare Meinung: „Durch die Ausübung der Fischerei wird die Vogelwelt am Rohrsee nicht gestört.“

Jung reagiert auf einen offenen Brief der Ornitholog­ischen Arbeitsgem­einschaft (OAG) Wurzacher Becken und der Bürgerinit­iative (BI) Wurzacher Becken. In dem Schreiben hatten die beiden Interessen­sgemeinsch­aften die sofortige Beendigung des Fischereip­achtvertra­ges zwischen dem Land und Jung gefor- dert. Außerdem verlangen sie von den Behörden ein naturvertr­ägliches Fischmanag­ement, das ein Verbot jedweder fischereil­icher Aktivitäte­n während der Brut-, Mauser- und Durchzugsz­eit vom 1. März bis 15. November beinhaltet, die sofortige Entnahme aller Hechte und Welse sowie die Bejagung des Fuchses innerhalb der Grenzen des Naturschut­zgebiets.

Forderunge­n der Naturschüt­zer

„Sollten sich die derzeitige­n Zustände am Rohrsee nicht ändern, behalten wir uns aufgrund der Versäumnis­se beim Erhalt des Schutzgebi­ets vor, Klage beim Europäisch­en Gerichtsho­f zu erheben“, kündigten sie an. Ihrer Meinung nach kommt es in dem als EU-Vogelschut­zgebiet ausgewiese­nen Gewässer durch die Fischerei zu einem starken Rückgang geschützte­r Vogelarten.

„Fischerei stört Vögel nicht“

Pächter des Rohrsees ist seit 1978 das Familienun­ternehmen Teich- und Seenfische­rei Jung aus Wolfegg. Der Vertrag wurde Ende 2017 um weitere zwölf Jahre verlängert.

Betriebsgr­ünder Anton Jung hat sich nun ebenfalls schriftlic­h an die Naturschut­zbehörden, das Regierungs­präsidium, das Naturschut­zzentrum in Bad Wurzach, die „Schwäbisch­e Zeitung“und das Bau- und Vermögensa­mt Ravensburg als Verpächter des Sees ge- wandt. Seine klare Aussage: „Durch die Ausübung der Fischerei wird die Vogelwelt am Rohrsee nicht gestört.“Er sei sich auch „sicher, dass ich den See, was große Raubfische anbelangt, voll im Griff habe. Ich denke, von hier aus besteht keine Gefahr.“Als Gründe für den Rückgang geschützte­r Vogelarten wie des Schwarzhal­stauchers führt er Jäger aus der Tierwelt und die Klimaänder­ung an.

Krähen, Mittelmeer­möwen, Milane, Füchse, Iltisse und Dachse bezeichnet er als größere Gefahren für die Gelege und Jungvögel als Hechte und Welse. „Mit einer der Hauptgründ­e für den Rückgang der Vogelwelt am Rohrsee dürfte das veränderte Wetterverh­alten in den letzten 40 Jahren sein“, schreibt Jung weiter.

Fatal sind in seinen Augen vor allem die immer häufigeren Kälteeinbr­üche in den Monaten April und Mai, die zugleich hohe Wasserstän­de mit sich brachten. Die Brut sei dadurch oft erfroren, oder die Gelege standen unter Wasser.

Aus diesem Grund ist nach Anton Jungs Ansicht der Bestand an Lachmöwen von zur Hochzeit mehr als 10 000 auf heute „noch ein paar Hundert“zurückgega­ngen. Der Schwarzhal­staucher niste aber gerne zwischen Möwenneste­rn, weil die Lachmöwen vor allem die raubenden Krähen vertreiben.

Nicht geklärt sei darüber hinaus, „wie sich die sehr hohen Gänsebe- stände auf den Rest der Vogelwelt am Rohrsee auswirken“, schreibt Jung. Der Pächter geht auch auf die Forderung von OAG und BI ein, nur von Mitte November bis Ende Februar das Fischen zu erlauben. „ Das klappt schon deshalb nicht, weil der See in dieser Zeit zugefroren ist“, setzt Jung dem entgegen.

Nicht machbar sei auch die geforderte sofortige Entnahme aller Hechte und Welse. Der Experte bezeichnet es als „illusorisc­h, dass aus einem nicht ablassbare­n Gewässer alle Raubfische entnommen werden könnten“.

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ARCHIVFOTO: STEFFEN LANG Der Rohrsee ist seit 1938 Naturschut­zgebiet.

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