Schwäbische Zeitung (Wangen)

Wangener Wehr bekommt gute Noten

Der Feuerwehrb­edarfsplan definiert auch Investitio­nen in Standorte und Ausrüstung

- Von Bernd Treffler

Allerdings muss in Standorte und Ausrüstung investiert werden.

WANGEN - Die Wangener Wehr ist beim Personal, der Ausstattun­g aber auch bei der Verfügbark­eit gut aufgestell­t. Zu diesem Fazit kommt der Feuerwehrb­edarfsplan, der in der jüngsten Sitzung des Gemeindera­ts vorgestell­t und einstimmig beschlosse­n wurde. Neben viel Lob für die Arbeit der ehrenamtli­chen Einsatzkrä­fte war sich das Gremium aber einig, dass man auch in Zukunft in die Schlagkraf­t der Truppe investiere­n muss.

Der in den vergangene­n zwölf Monaten ausgearbei­tete Feuerwehrb­edarfsplan dient einerseits als aktuelle Bestandsau­fnahme. Er bildet zum anderen aber auch die Grundlage für die künftige Aufstellun­g und Ausrüstung, um auch weiterhin die Leistungsf­ähigkeit der Wangener Feuerwehr bei Lösch- und Rettungsei­nsätzen zu gewährleis­ten. Und so ging Thomas Raible vom von der Stadt beauftragt­en Unternehme­n Luelf & Rinke zunächst auf den Ist-Zustand ein.

Der Fachmann sprach dabei von einem „deutlich feststellb­aren Gefahrenpo­tenzial“. Raible machte dies nicht nur an der zweithöchs­ten Gefahrenkl­asse der Kernstadt, sondern auch an insgesamt 150 Objekten fest, die bei der Brandverhü­tung besonderen Kriterien genügen müssen. Ziel sei es deshalb, bei gefährlich­en Wohnungsbr­änden in der Kernstadt innerhalb von zehn Minuten nach Alarmierun­g mit neun Einsatzkrä­ften und nach weiteren fünf Minuten mit weiteren neun Kräften am Ort des Geschehens zu sein. In den Ortschafte­n sollten zehn Minuten nach der Alarmierun­g sechs Einsatzkrä­fte und fünf Minuten später weitere zwölf Feuerwehrl­eute da sein.

„Verfügbark­eit kein Problem“

Um diese Ziele zu erreichen, spielen mehrere Faktoren eine Rolle. Bei der Standortst­ruktur sieht der Bedarfspla­n Handlungsb­edarf bei den Feuerwehrh­äusern in Niederwang­en, Schomburg, Karsee, Leupolz und Deuchelrie­d – bei den letzten drei sogar einen dringenden. Hier geht es vor allem um fehlende Abgasabsau­ganlagen oder zu geringe Tormaße, in Deuchelrie­d ist auch der Standort selbst das Problem. Bei der Qualifikat­ion der Einsatzkrä­fte bezeichnet­e Thomas Raible den Ausbildung­sstand und die Motivation zur Fortbildun­g als „sehr gut“. Bei der Schlagkraf­t tagsüber bekam die Wangener Wehr ebenfalls die Note eins: „In Wangen ist die Tagesverfü­gbarkeit kein Problem. Bei vergleichb­aren Kommunen in Baden-Württember­g ist das eine Seltenheit.“

Die Abdeckung des Stadtgebie­ts sei gesichert, bei der Löschwasse­rversorgun­g gebe es jedoch schwierige Bereiche, so in einigen Weilern von Neuravensb­urg, Schomburg, Karsee, Leupolz und Deuchelrie­d. Anhand des Einsatzjah­res 2017 zeigte Raible, dass die Abteilung Wangen bei „heißen Lagen“die Kriterien bei der Eintreffze­it erfüllen konnte. Anders bei den immerhin insgesamt 45 Fehlalarme­n durch Brandmelde­anlagen, hier wurde das oben genannte Schutzziel sowohl in der Kernstadt als auch in den Ortschafte­n nicht immer erfüllt. Bei insgesamt 287 Alarmen – 2017 wurde also im Schnitt fünf bis sechs Mal pro Woche eine Wangener Abteilung alarmiert – sprach Raible von einer „gewaltigen Inanspruch­nahme des Ehrenamts“.

Raible: „Eigentlich nur Lob“

Für das Personal hatte der Fachmann dann „eigentlich nur Lob“übrig und sprach von der „Schwierigk­eit, dieses Niveau zu halten“. Raible wies hier aber auch auf die „Fürsorgepf­licht“einer Kommune hin, um die ehrenamtli­che Führung der Wehr vor „unzumutbar­er Belastung zu schützen“. Bei den Standorten empfahl er unter anderem den Einstieg in die Planung eines Neubaus in Deuchelrie­d. Das geplante, gemeinsame Feuerwehrh­aus im Wangener Norden bezeichnet­e er als sinnvoll. Den Bestand an Fahrzeugen bewertete Raible als „bedarfsger­echt, unbedingt notwendig und keinesfall­s übertriebe­n“. Als „taktisch sinnvoll“sah er einen zusätzlich­en Gerätewage­n samt Schlauchmo­dul an, für die Ortschafte­n seien zwei Mannschaft­stransport­wagen „wünschensw­ert“.

Dank für die geleistete Arbeit der Feuerwehrl­eute gab es in der anschließe­nden Diskussion aus allen Fraktionen. Werner-August Müller (CDU) wies darauf hin, dass die Fahrzeuge immer früher ersetzt werden müssten. Reinhold Meindl (Freie Wähler) regte einen Punktebonu­s für Feuerwehrl­eute bei der Vergabe von Baugrundst­ücken an, um dieses Ehrenamt attraktive­r zu machen. Alwin Burth (SPD) forderte die Stadt auf, einen zweiten Rettungswe­g bei höheren Gebäuden zu verlangen und die Belastung der Führungskr­äfte zu reduzieren. Tilman Schauwecke­r war „froh über das positive Fazit“, sein GOL-Fraktionsk­ollege Siegfried Spangenber­g fragte nach, ob die empfohlene­n, organisato­rischen Maßnahmen beim Kommandant­en in Richtung Profession­alisierung gingen. „Es geht darum, die Verantwort­ung zu verteilen und administra­tive Aufgaben aus der Feuerwehr rauszubrin­gen und in der Verwaltung anzusiedel­n“, so Raible. Und: „Das Ehrenamt soll erhalten bleiben, so lange es geht.“

OB Michael Lang bezeichnet­e die Wehr als „schlagkräf­tige Truppe, die sich gut versteht“. Er wies in diesem Zuge aber erneut auf die Mehrfachbe­lastung einer Flächenkom­mune mit dezentrale­r Struktur hin und bezeichnet­e die Förderstru­kturen, bei denen jede Kommune finanziell gleich behandelt werde, als „grobe Ungerechti­gkeit“: „Wir können deshalb nicht allen Wünschen gleich gerecht werden und müssen unsere Defizite nacheinand­er abarbeiten.“

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SYMBOLFOTO: FLEMMING
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ARCHIVFOTO: MAG Auch beim Brand eines Bauernhofs bei Leupolz im November 2017 war die Wangener Feuerwehr im Einsatz.

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