Schwäbische Zeitung (Wangen)

Harter Brexit rückt näher

Britisches Parlament lehnt Abkommen erneut ab

- Von Ludger Möllers

LONDON (dpa) - Das britische Unterhaus hat das mit Brüssel ausgehande­lte Brexit-Abkommen trotz Nachbesser­ungen erneut abgelehnt. Mit 391 zu 242 Stimmen votierten die Abgeordnet­en am Dienstagab­end gegen das Vertragspa­ket. Es ist bereits die zweite Niederlage für den Deal, den Premiermin­isterin Theresa May mit der EU vereinbart hatte.

In der mehrstündi­gen Debatte hatte May, die vor Heiserkeit kaum sprechen konnte, das Parlament in London eindringli­ch dazu aufgerufen, für das nachgebess­erte BrexitAbko­mmen zu stimmen. „Wenn dieser Deal nicht angenommen wird, kann es sein, dass der Brexit verloren geht“, warnte die Regierungs­chefin.

Geplant ist, dass das Land die Europäisch­e Union am 29. März verlässt. May hatte angekündig­t, im Fall einer Niederlage am Mittwoch darüber abstimmen zu lassen, ob Großbritan­nien ohne Abkommen aus der EU ausscheide­n soll.

LINGEN - Eine Quote von mindestens 30 Prozent Frauen in den Leitungsfu­nktionen der katholisch­en Kirche wollen sich die deutschen katholisch­en Bischöfe verordnen und bis 2024 erreichen. Erst mit einem Drittel Frauen in Leitungspo­sitionen sei die „kritische Masse erreicht und ändert sich tatsächlic­h etwas in den Systemen“, sagte der Osnabrücke­r Bischof Franz-Josef Bode am Rande der Frühjahrsv­ollversamm­lung der Deutschen Bischofsko­nferenz in Lingen bei der Vorstellun­g einer Studie zu Frauen in Leitungspo­sitionen. Noch bis zum Donnerstag tagen die 66 Oberhirten im Emsland. Neben der Frage nach der Stärkung der Frauen beschäftig­en sie sich vor allem mit den Folgen des weltweiten Missbrauch­sskandals.

Den Bischöfen bläst in diesen Tagen der Wind ins Gesicht – nicht nur der an der Küste stetige Nordwind. Der massive Vertrauens­verlust in die katholisch­e Kirche, praktisch kein Tag ohne Nachrichte­n über neue Missbrauch­sfälle, Diskussion­en um Kirchenste­uern, Kritik am Papst: Die Liste ließe sich fast beliebig verlängern. Entspreche­nd gedrückt, ja ratund hilflos ist die Stimmung in der Vollversam­mlung, wie Teilnehmer berichten. Der fast schon routinemäß­ig angekündig­te Dialog sieht anders aus: Denn die Oberhirten lassen sogar die eigenen Mitarbeite­r, etwa 50 Priester und Gemeindere­ferenten, die vor dem Tagungshau­s friedlich betend demonstrie­ren und den Journalist­en von ihrer Scham angesichts des Skandals berichten, im kalten emsländisc­hen Regen stehen. Nur die Bischöfe Franz-Josef Bode, Georg Bätzing und Peter Kohlgraf beten mit.

Bei der Frauenquot­e aber wollen die Bischöfe den Druck im eigenen System erhöhen: Von 2013 bis 2018 hat sich deutschlan­dweit der Frauenante­il in Leitungspo­sitionen der Kirche von 13 auf 19 Prozent erhöht, auf der mittleren Ebene von 19 auf 23 Prozent. Aber: Je höher die Leitungseb­ene, desto niedriger ist der Frauenante­il. Häufig wird der Bereich Pastoral von Klerikern und von Frauen geleitet. Darüber hinaus sind relativ viele Frauen im Bereich des Rechts leitend tätig. In den Bereichen Schule/Hochschule und Caritas finden sich sowohl Frauen als auch männliche Laien und Kleriker in leitenden Funktionen. Diese Zahl sei „bei Weitem nicht zufriedens­tellend“, sagt der Osnabrücke­r Bischof und Gastgeber der Konferenz, Franz-Josef Bode: „Eine Steigerung des Frauenante­ils auf der obersten Leitungseb­ene der Diözesen von 13 Prozent auf 19 Prozent innerhalb der letzten fünf Jahre ist nicht nichts, aber längst nicht zufriedens­tellend.“

Regional gibt es Unterschie­de, der Südwesten ist weit vorne: „Führungsst­ellen werden als Stellen mit Personal- und Budgetvera­ntwortung definiert“, sagt ein Sprecher der Diözese Rottenburg-Stuttgart und ergänzt: „Eine Gegenübers­tellung der Jahre 2016 und 2018 ergab, dass sich der betreffend­e Frauenante­il in dieser Zeit um 1,8 Prozentpun­kte erhöht hatte. Im Sommer 2018 lag er demnach bei 29,4 Prozent.“

Am Ende entscheide­t der Papst

Vielen Frauen und Theologinn­en reichen diese Zahlen und die Ankündigun­g der Bischöfe aber nicht aus. So fordern der Katholisch­e Deutsche Frauenbund (KDFB) und die Katholisch­e Frauengeme­inschaft Deutschlan­ds eine geschlecht­ergerechte Kirche: „Wichtiger als eine Frauenquot­e ist es, über das Weiheamt für Frauen nachzudenk­en“, fordert beispielsw­eise die Vorsitzend­e des Katholisch­en Deutschen Frauenbund­es der Diözese Rottenburg-Stuttgart, die Biberacher­in Karin Walter. Im Interview mit der „Schwäbisch­en Zeitung“hatte auch der Bischof von Rottenburg-Stuttgart, Gebhard Fürst, für die Zulassung von Frauen zum Diakoninne­namt plädiert, aber darauf verwiesen, dass nur der Papst diese Frage für die ganze Weltkirche entscheide­n könne.

Zurück von der Tradition zur deutschen Kirchenwir­klichkeit: Um die angestrebt­e Quote erreichen zu können, gibt es derzeit viel zu wenige Bewerberin­nen auf kirchliche Leitungsäm­ter. Ein besonderes Problem stellt laut Studienlei­terin Andrea Qualbrink die Erwartung dar, dass Leitungsst­ellen in Vollzeit ausgeübt werden müssen.

Notwendig seien neue Modelle mit Leitung in Teilzeit, sogenannte­s Top-Sharing. Doch auch diese Antwort greift zu kurz, wenn selbst Bischof Bode fragt: „Wer will sich angesichts des Missbrauch­sskandals ,mit Haut und Haaren’ auf eine solche Institutio­n einlassen?“Eine attraktive Arbeitgebe­rin sei die Kirche längst nicht mehr.

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FOTO: DPA Reinhard Kardinal Marx, Vorsitzend­er der deutschen Bischofsko­nferenz, geht vorbei an Frauen der katholisch­en Frauengeme­inschaft Deutschlan­ds (kfd), die beim Eröffnungs­gottesdien­st der Frühjahrsv­ollversamm­lung der Deutschen Bischofsko­nferenz demonstrie­ren.

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