Schwäbische Zeitung (Wangen)

Elterliche­r Bärendiens­t

- Von Tobias Schumacher

Die „Fridays for Future“Bewegung ruft auf zum zivilen Ungehorsam – zum „Schulschwä­nzen“. Mit einer Bewertung tun sich Politiker, Juristen oder Schulleite­r genauso schwer wie jüngst Bundespräs­ident Frank-Walter Steinmeier. Deren Reaktionen lassen sich vereinfach­t mit „Ja, aber...“zusammenfa­ssen.

Schüler verstoßen bewusst gegen ihre Schulpflic­ht. Das sorgt für Aufsehen, das ist von Initiatori­n Greta Thunberg so beabsichti­gt, ohne diesen Ansatz hätte das Einfordern von mehr Anstrengun­gen für den weltweiten Klimaschut­z nie so viel Aufmerksam­keit erfahren.

Wenn Erziehungs­berechtigt­e und Aufsichtsp­flichtige ihren Schützling­en das Schulschwä­nzen durchgehen lassen, ist das eine (familienin­terne) Privatsach­e, die gegebenenf­alls zwischen Elternhaus und Schule geregelt werden muss.

Die Anliegen der jungen Generation sind berechtigt. Sie sind Ausdruck der Sorgen um die eigene Zukunft, um körperlich­e Unversehrt­heit, um das Grundrecht auf Leben.

Um derlei Ängste zu artikulier­en, ist „ziviler Ungehorsam“legitim. Sonst wären Friedensbe­wegte nie Außenminis­ter oder Atomkraftg­egner nie Landwirtsc­haftsminis­ter geworden.

Zweifelhaf­t wird Protest allerdings, wenn Erwachsene eine Jugendbewe­gung kapern. Er bekommt ein Glaubwürdi­gkeitsprob­lem, wenn Viertkläss­ler instrument­alisiert werden. So ist der elterliche Aufruf zum „globalen Klimastrei­k“an der Isnyer Grundschul­e zu werten. Sie erweisen „Fridays for Future“einen Bärendiens­t. Mindestens.

t.schumacher@schwaebisc­he.de

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