Schwäbische Zeitung (Wangen)

Schlossher­r dringend gesucht

Bad Grönenbach sucht seit über 20 Jahren ein Konzept für das historisch­e Gebäude

- Von Verena Kaulfersch

BAD GRÖNENBACH - Hier haben Fürstäbte aus Kempten residiert – und Herrschaft­en des Hauses Fugger. Die Burg wurde während des Bauernkrie­gs beschädigt und im Dreißigjäh­rigen Krieg geplündert, sie wurde erweitert, umgebaut, diente als königlich-bayerische­s Landgerich­t, als Sonderschu­lheim des Klosters Ursberg und als Heim für Erwachsene mit geistiger Behinderun­g. Wie das nächste Kapitel in der Geschichte des Hohen Schlosses in Bad Grönenbach (Unterallgä­u) aussieht? Diese Frage beschäftig­t seit über zwei Jahrzehnte­n die Marktgemei­nde.

Der denkmalges­chützte Bau mit Ursprung im 13. Jahrhunder­t – errichtet auf einem Nagelfluhf­elsen – ist für den Ort nicht nur ein Wahrzeiche­n. Regelmäßig erkunden bei Führungen Gruppen das Schloss, in seinen Mauern finden Ausstellun­gen, Trauungen und Kulturvera­nstaltunge­n statt. Doch meist steht das Gemäuer laut Bürgermeis­ter Bernhard Kerler leer: Was fehlt, ist ein langfristi­ges Nutzungsko­nzept. Für rund vier Millionen D-Mark kaufte die Gemeinde im Jahr 1996 das Schloss samt dazugehöri­ger Anlagen und Ländereien dem Kloster Ursberg ab – der symbolisch­e Preis für das alte Gemäuer selbst betrug eine D-Mark. Seither will die Marktgemei­nde es wieder mit Leben füllen, hat viel Vorarbeit geleistet. Untersuchu­ngen haben laut Kerler untermauer­t, „dass das Schloss ein herausrage­ndes Denkmal ist: durch seine Bauart, seine Baugeschic­hte und Bauform“.

Von früheren Zeiten zeugen etwa die Steinböden, manch ein Fenster und ein Holzfußbod­en mit Intarsien. Auch zahlreiche Anbauten im Laufe der Jahrhunder­te verleihen dem Schloss Charakter: „Ich glaube nicht, dass ich wirklich alle Räume gesehen habe“, sagt Kerler, Vorsitzend­er des Fördervere­ins und gleichzeit­ig seit über 15 Jahren Rathausche­f. Zeitweise gab es laut Kerler die Vision, hier ein Hotel unterzubri­ngen. Doch Größe und Gestaltung der Räume stehen dem entgegen – um sie zu unterteile­n, müsste man noch erhaltene Stuckdecke­n zerstören.

Im vergangene­n Sommer holte die Gemeinde die Jako Baudenkmal­pflege GmbH mit Sitz im badenwürtt­embergisch­en Rot an der Rot ins Boot. Der Auftrag: Im Herbst soll die Firma einen Investor sowie ein Konzept vorlegen und später den Umbau übernehmen. Die Arbeiten sollen laut Kerler 2020 oder spätestens 2021 starten.

Investor soll mitentsche­iden

Wie der Bürgermeis­ter zeigt sich Jako-Geschäftsf­ührer Bernd Jäger zuversicht­lich, den Zeitplan einhalten zu können: „Wir gehen nicht so vor, dass wir zuerst das Konzept erstellen und dann einen Investor suchen.“Vielmehr solle dieser am Konzept mitarbeite­n. Derzeit sei man im Gespräch mit mehreren Personen, sagt Jäger. Sein Ziel ist es, „dass wir Ende des Jahres einen neuen Schlossher­rn präsentier­en können“. Der müsste laut einem Verkaufsex­posé der Gemeinde für Schloss, Grund und ein ebenfalls denkmalges­chütztes Nebengebäu­de etwa 3,2 Millionen Euro berappen.

Entscheide­nder sind aber die Kosten, die folgen: Von etwa 20 Millionen Euro ist die Rede. Gerade im Inneren wartet laut Kerler viel Arbeit, muss doch die Haustechni­k mit Heizung, Elektrik und Lüftung erneuert werden. Ein „Riesenthem­a“ist der Brandschut­z, da mit dem Treppenhau­s nur ein Fluchtweg existiert. Und um Barrierefr­eiheit zu schaffen, muss ein Aufzug her. In einigen Punkten liegen Vorüberleg­ungen und Untersuchu­ngen vor – „dabei waren die Fachbehörd­en eingebunde­n“. Was eine künftige Nutzung betrifft, hält sich Jäger bedeckt: Beim Nebengebäu­de hält er Wohnungen für denkbar. Fürs Schloss kann er sich vorstellen, dass es zumindest teilweise für die Öffentlich­keit zugänglich bleibt.

 ?? FOTO: MATTHIAS BECKER ?? Die Ursprünge des Hohen Schlosses in Bad Grönenbach reichen zurück bis ins 13. Jahrhunder­t. Das alte Gemäuer ist Zeuge und Gegenstand einer bewegten Geschichte. Nun soll ein neues Kapitel in dieser Geschichte aufgeschla­gen werden: Die Gemeinde sucht einen Investor, der das Schloss kauft, saniert und es mit Leben füllt.
FOTO: MATTHIAS BECKER Die Ursprünge des Hohen Schlosses in Bad Grönenbach reichen zurück bis ins 13. Jahrhunder­t. Das alte Gemäuer ist Zeuge und Gegenstand einer bewegten Geschichte. Nun soll ein neues Kapitel in dieser Geschichte aufgeschla­gen werden: Die Gemeinde sucht einen Investor, der das Schloss kauft, saniert und es mit Leben füllt.

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