„Sind krasser Außenseiter“
EVL-Präsident Marc Hindelang über die anstehende Play-off-Serie der Islanders gegen die Tilburg Trappers
LINDAU (ps) - Erstmals in ihrer Vereinsgeschichte stehen die EV Lindau Islanders in den Play-offs der Eishockey-Oberliga und treffen gleich im Achtelfinale auf die Tilburg Trappers, den amtierenden Meister der drei zurückliegenden Spielzeiten. Im Gespräch mit Peter Schlefsky geht EVL-Präsident Marc Hindelang auf die Ausgangslage der Serie im Modus „Best of five“ein und benennt die Gründe für den sportlichen Höhenflug der Islanders während der vergangenen Jahre.
Wie ist Ihre Stimmungslage mit Blick auf die Duelle gegen die Tilburg Trappers? Schwappt die Euphoriewelle bei den Islanders-Fans und im Vereinsumfeld schon über?
Auf jeden Fall. Wir freuen uns auf einen sportlich starken und renommierten Gegner, der ein tolles Umfeld hat. Auch die beiden Spiele in Tilburg werden ein Erlebnis. Die Niederländer machen da eine richtige Party draus.
In weniger als zehn Jahren hat die erste EVL-Mannschaft den Weg von der Eishockey-Landesliga bis zu den Oberliga-Play-offs genommen. Was sind die Hauptgründe für diese Erfolgsgeschichte Ihres Vereins?
Wenn im Umfeld des Vereins auf den entscheidenden Positionen Kontinuität herrscht, dann kann das dem Verein nur gut tun. Und wenn die Zusammenarbeit in der Führungsmannschaft und zwischen den einzelnen Abteilungen gut funktioniert und alle Betroffenen eine gemeinsame Philosophie teilen, dann strahlt das natürlich zurück auf die sportliche Entwicklung. Das ganz große Erfolgsgeheimnis von uns ist, dass wir zuverlässig und verlässlich sind. Wir haben nicht vergessen, woher wir kommen, machen keine verrückten Dinge, die wir uns nicht leisten können und überschätzen uns nicht.
Mittlerweile hat die Organisation EV Lindau Islanders einen Geschäftsumfang angenommen, wo die bestehenden Vereinsstrukturen überdacht werden müssen. Sehen Sie da kurzfristig Korrekturbedarf? Ist zeitnah die Gründung einer GmbH geplant?
Kurzfristig arbeiten wir so weiter wie bisher. Mittelfristig sehe ich da schon Anpassungsbedarf. Wobei sich, etwa mit Blick auf steuerliche Gesichtspunkte, erst einmal die Frage stellt, ob man das mit der GmbH unbedingt machen muss. Das muss wohlüberlegt sein. Sollte unser Verein beispielsweise mit Aktivitäten als Betreiber einer neuen Eishalle mit einem Geschäftsbetrieb zu tun bekommen, werden die Strukturen ein Thema sein. Das ist jedoch, wie schon gesagt, Zukunftsmusik.
Zurück zu den Tilburg Trappers. Unter Ihrer Zeit als DEB-Vizepräsident fiel die Entscheidung, den niederländischen Eishockeyclub in die Oberliga Nord aufzunehmen? Auf den treffen nun die Islanders im Play-off-Achtelfinale. Bereuen Sie das Votum im Nachhinein? Immerhin fallen Ihnen die Trappers jetzt als Play-off-Gegner buchstäblich vor die Füße
Das ist schon heftig (lacht). Ich bin aber nach wie vor der Meinung, dass die Tilburg Trappers eine absolute Bereicherung für die Oberliga sind. Leitmotiv für die Aufnahme war damals, dass sie die Struktur der Oberliga Nord stärken. Sie hatten sich beworben, sind bis jetzt ehrgeizig und haben sich in der Folge sehr gut entwickelt. Als deutscher Verein wären sie ein absoluter Kandidat für die DEL2.
Als dreimaliger Oberliga-Champion in Folge eilt den Niederländern der Ruf der Unbesiegbaren voraus. Ist das nicht auch ein gewisses Handicap für die Attraktivität bei den Titelrennen?
In der Tat haben die Tilburg Trappers in den vergangenen Jahren dermaßen gut gearbeitet, dass sie zur stärksten Mannschaft der gesamten Oberliga geworden sind. Das ist anderen Vereinen jetzt natürlich ein Dorn im Auge. Dennoch gilt es festzuhalten, dass die Aufstiegsmöglichkeiten der deutschen Clubs durch die Präsenz der Trappers ja nicht beschränkt sind. Zumal sie wirklich guten Sport zeigen und bei ihren Auswärtsspielen oft auch die Hallen ihrer Gegner vollmachen. Sie sind definitiv eine Bereicherung.
Was trauen Sie den Lindauern gegen die Trappers in der anstehenden Serie zu?
Natürlich sind wir krasser Außenseiter, da muss man realistisch bleiben. Alles andere, als nach drei Spielen auszuscheiden, wäre eigentlich nicht denkbar. Allerdings sind wir jetzt in den Play-offs. Und gerade zu Hause sind wir für jeden Gegner eine unangenehme Mannschaft. Zumindest unsere Defensive kann jedem das Leben schwer machen. Wenn wir dann auch noch eine Heimkulisse bekommen, die für entsprechenden Wirbel und Zirkus sorgt, könnten wir vielleicht sogar ein zweites Heimspiel erringen. Und für diesen Fall wäre dann sowieso alles möglich. Dennoch muss man nicht enttäuscht sein, wenn man schnell ausscheidet.
Im Hauptberuf sind Sie Pressesprecher beim Fußball-Bundesligisten Eintracht Frankfurt, der am Donnerstagabend in der Europa League bei Inter Mailand spielt. Haben Sie für Freitag schon ein Flugticket gebucht, um Ihre Islanders abends in Tilburg sehen zu können?
Das werde ich leider nicht schaffen. Wir kommen am Freitag spät aus Italien zurück. Und am Sonntag haben wir in Frankfurt ein Heimspiel. Aber bei Spiel drei von Lindau in den Niederlanden bin ich definitiv dabei. Und danach kommt hoffentlich nochmal etwas.