28 000 Besucher kommen ins Deutsche Hutmuseum
Die Zahlen bleiben hinter den Prognosen zurück, was vor allem CSU-Fraktionssprecher Gehring kritisch sieht
LINDENBERG - 27 882 Besucher, 311 Öffnungstage, knapp 69 000 Euro Einnahmen. Das sind die wichtigsten Zahlen aus der Jahresbilanz des Deutschen Hutmuseums 2018, die dessen Leiterin Angelika Schreiber im Stadtrat vorgelegt hat. Bewertet werden sie unterschiedlich. Während die meisten Räte sich positiv, beziehungsweise zuversichtlich äußerten, kam Kritik von Ludwig Gehring. In seinen Augen zieht das Museum zu wenige zahlende Besucher an und verursacht ein zu hohes Defizit. „Wie viel ist uns das Museum wert. Die Frage wird sich ein Stadtrat irgendwann stellen müssen“, sagte er.
Die Stadt hat das Hutmuseum 2014 eröffnet. Fachleute waren im Vorfeld von 30 000 Besuchern im Jahr ausgegangen. Die Erwartungen hat das Museum im ersten Jahr erfüllt, dann nicht mehr. „Wie können wir Besucher gewinnen“, beschrieb Angelika Schreiber selber einen Teil ihrer Aufgabe. Grenzen setzen dabei die dünne Personaldecke und die Finanzen. Zwar findet das Museum nach wie vor deutschlandweit viel Beachtung in den Medien, bei der Werbung konzentriert sich das Museum aber vor allem auf AllgäuTouristen. Dazu gehörten Plakataktionen in nahe gelegenen Orten mit hohen Gästezahlen wie Wangen, Isny oder Scheidegg. Diese Konzentration auf die Region in Sachen Marketing hat nicht zuletzt Budgetgründe. „Wir sind mit unseren Mitteln schnell am Ende der Fahnenstange“(Schreiber). Auch um Besucher anzuziehen, geht das Museum Kooperationen ein, unter anderem mit der Leistungsgemeinschaft und dem Center Parcs in Leutkirch, der 300 000 Gäste im Jahr erwartet.
Um das Haus attraktiv zu halten, werden heuer im Museum ein paar Dinge verändert. Die Lichtsituation – laut Schreiber der einzige Kritikpunkt der Besucher – wird verbessert, genauso die Akustik in der Fläche für Sonderausstellungen. Sie ist bislang laut Schreiber für Veranstaltungen mit Sprache und Musik schlecht nutzbar.
In einer Vitrine im Eingangsbereich will das Museum zudem ein „Objekt des Monats“oder Schenkungen präsentieren. Im vierten Stock ist ein Mitmach-Pfad geplant und eine Foto-Box. Dort können sich Besucher mit Hut fotografieren lassen. Das Foto lässt sich gleich in den sozialen Netzwerken posten. Sie gewinnen laut Schreiber auch für das Hutmuseum an Bedeutung.
Verbesserungen erhofft sich das Museum in Sachen Depot. Das Museum hat einen großen Fundus und bekommt immer wieder neue Stücke als Dauerleihgabe oder Geschenk. Dafür nutzt das Museum Räume im früheren Hutmuseum im Brennterwinkel. „Wir sind in jeder kleinsten Kammer“, sagte Schreiber. Allerdings ist der Transport von und ins Museum umständlich und zeitraubend.
Eine andere „Baustelle“ist das Kesselhaus. Schreiber hofft auf eine baldige Wiedereröffnung der seit Monaten geschlossenen Gastronomie in der Kulturfabrik. „Es gehört zum Service dazu, um einen Besuch als Erlebnis abzuschließen“, sagte die Museumsleiterin.
Ihren Bericht werteten die Räte unterschiedlich. „Das Museum hat an Strahlkraft und Anziehung gewonnen“, sagte Kulturreferentin Hannelore Windhaber (CSU) unter anderem mit Blick auf die überregionale Resonanz, die das Museum erfährt. Der CSU-Fraktionssprecher Ludwig Gehring verwies dagegen auf die 90 000 Euro an Einnahmen und die 30 000 Besucher, die Fachleute dem Stadtrat vor dessen Entscheidung in Sachen Kulturfabrik genannt hatten. Gehring rechnete die Besucherzahl im vergangenen Jahr auf 23 000 Zahlende um. „Den Anteil müssen wir nach oben bekommen“, forderte Gehring. Er vermisst zudem positive Auswirkungen des Museums auf das Leben in der Stadt: „Die Leute kommen mit dem Bus, machen das Museum und verschwinden wieder.“
Die anderen Räte, die sich zu Wort meldeten, teilten seine Befürchtung nicht. Die Einnahmesituation sei zwar „optimierbar“, sagte Florian Weber (Freie Wähler), seine Fraktion sehe die Lage aber zuversichtlich und „deutlich entspannter“. Eine „kleine Besorgnis, dass die Besucherprognose bröckelt“, äußerte SPD-Fraktionssprecher Helmut Wiedemann. Allerdings dürfe man Kultur und Sport „nicht allein unter monetären Gesichtspunkten sehen“. „Nicht so schwarz“, sieht Thomas Kühnel (Grüne) die Lage. Kein Museum arbeite kostendeckend. „Was sie leisten, ist enorm“, bescheinigte er dem Museumsteam gute Arbeit. Wenn die Besucherzahlen noch weiter runtergehen, könne der Stadtrat immer noch über Maßnahmen nachdenken. „Für aller Ehren wert“hält Markus Holderied die Besucherzahlen mit Blick auf den Sommer, der eher zu einem Besuch des Freibades als eines Museums eingeladen habe.