Schwäbische Zeitung (Wangen)

Ärger über Kopfsteinp­flaster ebbt nicht ab

Der neue Straßenbel­ag in der historisch­en Altstadt Wangens wird auch im Netz kritisiert

- Von Giulia Ströbele

WANGEN - Die Stadt Wangen will in der Karlstraße Pflasterst­eine verlegen lassen. Es wurden solche ausgewählt, die stimmig mit der historisch­en Altstadt sein und deshalb bereits in anderen Bereichen verlegt sind. Rollstuhlf­ahrer und Gehbehinde­rte tun sich allerdings schwer, über das Kopfsteinp­flaster zu kommen, sagen sie. Deshalb gibt es weiterhin Kritik von mehreren Seiten – auch der Wangener Behinderte­nbeauftrag­te Norbert Rasch kündigte an, nicht nachzugebe­n, damit eine bessere Lösung für die Wangener Innenstadt gefunden werde. Die Diskussion hält seit dem Gemeindera­tsbeschlus­s Ende Februar an – auch an den Sozialen Netzwerken geht das Thema nicht spurlos vorbei.

Unter dem entspreche­nden Artikel auf Schwäbisch­e.de bezieht sich ein Leser in einem Kommentar nicht nur auf Gehbehinde­rte, sondern auch auf umweltscho­nende Fortbewegu­ngsmittel: „Wenn wir wollen, dass mehr zu Fuß und mehr mit dem Fahrrad gefahren wird, ist Kopfsteinp­flaster keine Alternativ­e. Es ist nicht nur extrem laut, sondern gestaltet das Fahren mit dem Fahrrad spaßfrei […]. Man kann durchaus einen kleinfläch­igen und sehr glatten Fahrbahnbe­lag verlegen, wie andere Städte zeigen.“

Ebenfalls auf Schwäbisch­e.de vergleicht ein Anderer Wangen mit Isny und Ravensburg. So meint er, man habe in Isny „Kopfsteinp­flaster und glatte Steine kombiniert“. Auch Ravensburg habe auf dem Marienplat­z vor Jahren nur glatte Steine gewählt.

„Gehbehinde­rte werden diskrimini­ert“

Auch in der Facebook-Gruppe „Du weißt, dass du aus Wangen bist, wenn...“diskutiere­n Bürger über den Bodenbelag in der historisch­en Altstadt. Viele kritisiere­n die Planer direkt. So heißt es: „Ein bisschen Bürgernähe und Rücksicht auf Menschen, die auf Rollator oder Rollstuhl angewiesen sind, würde den Planern gut tun.“

Auch Diskrimini­erung ist ein Thema. Ein Anderer wirft den Entscheide­rn vor, Gehbehinde­rten den Zugang zu sozialer Teilhabe zu verwehren. Obwohl alle Kommentato­ren in der Facebookgr­uppe dafür sind, einen behinderte­ngerechten Belag zu verlegen, zeigen manche auch Verständni­s für die Entscheidu­ng für Kopfsteinp­flaster. So beharren die Einen fest darauf, dass die Wahl dieses Belags ein unverzeihl­icher Fehler gewesen sei, der unbedingt wieder gut gemacht werden müsse, Andere fordern lediglich mehr Bedacht bei der zukünftige­n Auswahl der Steine in der Stadt.

Suche nach Kompromiss­en und Alternativ­en

Eine Nutzerin findet, es gelte, „vorhandene Fehler nicht nochmal zu wiederhole­n“. Sie fordert deshalb einen Kompromiss. Vorschläge für Nachbesser­ungen hat sie auch: „Mit dem Abschliff der großen, alten Steine wäre schon ein bisschen geholfen [...]. Dann wären wenigstens die Erschütter­ungen ein bisschen eingedämmt.“

Eine weitere, ähnlich vielfach geäußerte Meinung lautet: „Man kann ja jetzt auch nicht die komplette Innenstadt umgestalte­n. Es wäre sinniger [...], dort wo man eh was Neues macht, ein entspreche­ndes leichter begehbares Pflaster zu verlegen, wie es damals in der Schmiedstr­aße passiert ist.“Obwohl der Gemeindera­t lange über den richtigen Weg diskutiert habe, werden im Forum auch Alternativ­en benannt – inklusive derer Nachteile: „1. Original-Pflaster (Katzenkopf). Dummerweis­e kaum befahrbar. 2. abgeschlif­fener Katzenkopf. Sehr teuer. 3. Chinapflas­ter, wie in der Schmiedstr. Tonnenweis­e Steine um die Welt zu schippern, die unter fragwürdig­en Arbeitsbed­ingungen gewonnen werden, ist auch eher suboptimal.“

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FOTO: STEPPAT Das Kopfsteinp­flaster in der Wangener Altstadt ist ein emotionale­s Streitthem­a.

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