Auf eigenen Beinen stehen
Heute beginnt die Versteigerung der Frequenzen für den neuen Mobilfunkstandard 5G. Nie zuvor gab es so viel Aufregung um eine derartige Veranstaltung. Denn die Angst ist groß, sich mit dem neuen Mobilfunknetz in die Hände fremder Mächte zu begeben – oder sogar abgehängt zu werden.
Denn das neue Supernetz soll vom Smartphone über den Toaster bis hin zum autonom fahrenden Auto alles miteinander verbinden. Das sogenannte Internet der Dinge ist der nächste Schritt der Digitalisierung, in der zunehmend das reale, physisch greifbare Leben ans Netz angeschlossen wird. Weltweit führend bei der Vernetzung ist Huawei. Der Netzwerkhersteller kommt aus China. Aus einem Land, das berüchtigt ist für Cyber-Attacken und das seine Firmen zudem per Gesetz verpflichtet, Informationen aller Art an die eigene Regierung weiterzugeben. Kann man Deutschlands Infrastruktur in die Hände eines solchen Unternehmens legen?
Die Antwort lautet: langfristig nicht. In Zeiten, in denen die Versorgung mit Strom oder Wasser per Mausklick abgeschaltet werden kann, muss Deutschland sich überlegen, wie es seine Autonomie in digitaler Technik neu auf die Beine stellt. Alleine wird man das nicht mehr stemmen können. Eine europäische Strategie ist nötig, um wieder auf Augenhöhe mit China und den USA zu gelangen. Viel war dabei zuletzt von künstlicher Intelligenz die Rede. Aber auch Netzwerktechnik muss aus Europa kommen. Mit Nokia und Ericsson gibt es dabei Ausgangspunkte, auf die man aufbauen kann.
Bis aber ein leistungsfähiger europäischer Champion geschaffen ist, wird man kurzfristig wohl nicht an Huawei vorbeikommen. Zu groß ist das Risiko, bei 5G ins Hintertreffen zu geraten. Das sehen die USA, die darauf drängen, schon jetzt auf Komponenten der Chinesen zu verzichten, anders. Dabei darf man indes nicht vergessen, dass es den USA um eigene Interessen geht: Sie wollen Huawei in einem Kalten Krieg um die Technologieführerschaft schwächen. Ein Grund mehr, auf eigenen, europäischen Beinen zu stehen.