„Vernünftiges Abwägen“
Zum Leserbrief „Auch Rat knickt vor Minderheit ein“(SZ, 11. März):
„Der Leserbriefschreiber Herr Roltsch unterstellt den Kritikern des Antennenstandorts in Ratzenried mehrere Totschlagargumente. Dabei verwendet gerade er solche ,Totschläger’: Der Sendemast wurde eben nicht zu Fall gebracht, sondern es wurde nur Zeit gewonnen, um über einen anderen, verträglicheren Standort nachzudenken. Insofern ist der Gemeinderat nicht ,eingeknickt’, sondern will zusammen mit der Verwaltung einen Kompromiss zwischen flächendeckender Versorgung und ortsbildverträglichem Standort, zwischen Nutzen und Schaden suchen. Gerade dies ist nicht schlechter, sondern guter demokratischer Stil. Wenn die Ratzenrieder begriffen hätten, dass bei dem Standort der Antenne ,Wetzelsrieder Straße 12 oder 14’ der vordere Giebel des Rathauses gemeint war, wären es sicherlich mehr Kritiker gewesen. Ich würde schon gerne wissen, was die Eglofser und mit ihnen Herr Roltsch zu einer sieben Meter hohen Antenne auf dem Eglofser Rathaus sagen würden. Warum mischt er sich eigentlich in einem Thema ein, das nur Ratzenried betrifft?
Auch ist es kein ,Totschlagargument unbelehrbarer Weltverbesserer’, wenn man das Ortsbild schützen will. Mit einer Kritik will niemand jemanden oder etwas totschlagen. Wir leben schließlich in einer Demokratie. Im Übrigen gibt es schon genug unbelehrbare Weltverschlechterer – da darf ein Gegenargument schon mal erlaubt sein.
Ein weiteres Totschlag-,Argument’ des Leserbriefschreibers ist, mit der Antenne würden mehr Leben gerettet als umgebracht. Da – wie gesagt – die Antenne nicht verhindert wird, sondern nur an einen anderen Standort kommen soll, ist das Argument schon ,tot’. Das Handy muss deshalb also niemand abgeben. Trotzdem: Der Mobilfunk mag aus unserer Gesellschaft zwar nicht wegzudenken sein, aber manche seiner Kritiker könnten den Spieß umdrehen und fragen, ob der Mobilfunk nicht ebenfalls schädlich oder tödlich sein kann. So hätten wir schon wieder ein Totschlagargument. Lassen wir den Totschlag beiseite und wenden wir uns einer vernünftigen Argumentation zu! Dann ist ,schnell weder Ruhe im Dorf.’“
Berthold Büchele, Ratzenried, Ortsheimatpfleger