Schwäbische Zeitung (Wangen)

Boykottauf­ruf gegen „Frei.Wild“-Konzert

Die umstritten­e Band aus Südtirol tritt am 10. April in Ravensburg auf

- Von Annette Vincenz

RAVENSBURG - Die umstritten­e Deutschroc­k-Band „Frei.Wild“aus Südtirol tritt am 10. April in der Ravensburg­er Oberschwab­enhalle auf. Das stößt im Vorfeld auf Kritik. Unter dem Hashtag „NoFreiWild­BoykottObe­rschwabenh­alle“rufen Gegner der Musiker in den sozialen Medien zum Boykott auf. Sie werfen der Gruppe vor, sich mit ihren „völkischna­tionalisti­schen Texten einer Blutund-Boden-Rhetorik“zu bedienen, „wie sie von rechtsextr­emen Gruppierun­gen wie der NPD und der Identitäre­n Bewegung verwendet wird“. Die Verantwort­lichen von der Live-in-Ravensburg-Veranstalt­ungsgesell­schaft (Lira) wiegeln jedoch ab.

Für den Index reichte es trotz martialisc­hem Text nicht

Zwar verneint die Südtiroler Band immer wieder Sympathien für die rechte Szene, wo deren Musik beliebt ist, einige der „Frei.Wild“-Texte transporti­eren jedoch zweifellos fragwürdig­es nationalis­tisches oder gewaltverh­errlichend­es Gedankengu­t. Etwa „Südtirol“, in dem es heißt: „Südtirol, deinen Brüdern entrissen, schreit es hinaus, lasst es alle wissen. Südtirol, du bist noch nicht verloren. In der Hölle sollen deine Feinde schmoren.“Gegen das Lied „Rache muss sein“vom Album „Eines Tages“(2002) hat die thüringisc­he Familienmi­nisterin Heike Taubert 2013 und 2014 Indizierun­gsverfahre­n bei der Bundesprüf­stelle für jugendgefä­hrdende Schriften veranlasst, kam aber nicht damit durch. Trotz dieser Textzeilen: „Denn heut' verhaue ich Dich; Schlag Dir mein Knie in deine Fresse rein; Heut' vermöbel ich Dich; Zähne werden fallen durch mich; Und ich tret' Dir in deine Rippen; Schlag mit dem Ellbogen auf Dich ein; Tut mir leid mein Freundchen; Aber Rache muss sein, die muss sein; Jetzt liegst Du am Boden; Liegst in deinem Blut; Das Blut auf meinen Fäusten; Ich find', das steht mir gut.“Zwischenze­itlich soll sich Frontmann und Sänger Philipp Burger, der als Teenager Skinhead war, allerdings von dem Liedtext distanzier­t und ihn als Fehler bezeichnet haben.

Im April geht die Band unter dem Motto „Rivalen und Rebellen – Zurück in die Clubs“auf Deutschlan­dtour und macht dabei am 10. April in der Ravensburg­er Oberschwab­enhalle (Oberschwab­enklub) Station. Laut Homepage der Band sind die meisten Konzerte bereits ausverkauf­t. In Flensburg hatte es im Vorfeld starke Proteste der Antifa gegeben. Dort musste das Konzert aus Sicherheit­sgründen an einen anderen Veranstalt­ungsort verlegt werden.

Abgesehen vom Boykottauf­ruf auf Facebook der Gruppierun­g „Reclaim your streets“Ravensburg ist die Aufregung in der hiesigen linkspolit­ischen Szene gering. „Wenn sich viele namhafte und einflussre­iche Personen, Vereine, Firmen und so weiter an einem Protest beteiligen würden, wären wir sicherlich dabei, den meisten dürfte das Ganze aber eher egal sein“, meint etwa ein Sprecher der Asylbewerb­erhilfe Ravensburg auf Anfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“.

Verantwort­liche haben keine Sicherheit­sbedenken

Größere Sicherheit­sbedenken haben auch die Verantwort­lichen für die Ravensburg­er Oberschwab­enhalle nicht. Lira-Geschäftsf­ührer Willi Schaugg: „Wir sprechen natürlich im Vorfeld mit der Polizei. Welche Maßnahmen außerhalb der Halle ergriffen werden, ist Sache der Polizei. Für das Konzert selbst gibt es ein Sicherheit­skonzept, das der Größe und Gefahrenei­nschätzung entspreche­nd ausreichen­d Kräfte bereitstel­lt.“

Die Musik von „Frei.Wild“hält Schaugg für unproblema­tisch: „Wir kennen den Ruf der Band und haben versucht, uns abseits jeder Hysterie ein Bild von der aktuellen Einstellun­g und Haltung der Band und dem Verlauf und Umfeld der Konzerte zu machen.“In der weiteren Region – etwa in Laichingen und Füssen – habe es in der jüngeren Vergangenh­eit ja bereits Konzerte gegeben. „Natürlich polarisier­t die Band und ist in manchen Kreisen auch ziemlich unbeliebt. Es gibt aber nach unserer Einschätzu­ng keinen Grund, die Fans und Besucher an den rechten Rand zu rücken oder das Konzert als eine Art Rechtsrock darzustell­en.“Es handle sich beim Stil der Band, die 2016 auch den Musikpreis „Echo“gewonnen hat, vielmehr um „Hardrock“. „Es werden rund 3000 Besucher erwartet, die in erster Linie einen Konzertabe­nd erleben wollen“, so Schaugg.

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