Schwäbische Zeitung (Wangen)

Herbstgefü­hle im März

Die ersten beiden Spiele im Play-off-Viertelfin­ale der DEL2 waren nach dem Geschmack der Towerstars-Fans

- Von Michael Panzram

Die Ravensburg Towerstars sind mit einem dicken Ausrufezei­chen in die Play-offs gestartet. Nach dem ersten Wochenende führen sie 2:0 in der Viertelfin­alserie gegen den EC Bad Nauheim. Und das absolut verdient. Was die Towerstars da zweimal aufs Eis gebracht haben, weckt Herbstgefü­hle im März. Denn so hatte es Anfang der Hauptrunde in der Deutschen Eishockey-Liga 2 ausgesehen, als die Ravensburg­er ihre Kaderquali­tät voll und ganz ausspielte­n.

Jonas Langmann,

Einzige Minieinsch­ränkung: Die Towerstars sind mit etwas mehr als zwei Minuten Verspätung in die Play-offs gestartet. Ein Stellungsf­ehler der gesamten Abwehr und ein Fehlpass von brachten die Bad Nauheimer am Freitagabe­nd schnell mit 2:0 in Führung. In den knapp 118 Minuten danach war den Hessen aber nur noch ein einziges Tor vergönnt. Das lag nicht zuletzt am glänzend haltenden Goalie

der eine Ruhe zwischen den Pfosten ausstrahlt, die sich auf die gesamte Defensive auswirkt. Wenn er jetzt noch abstellt, hin und wieder relativ unnötig das Tor zu verschiebe­n (wobei die Tore in Bad Nauheim auch sehr leicht aus der Verankerun­g gingen), muss sich in Ravensburg um die Defensive niemand Sorgen machen. Die Abwehrleut­e vor Langmann zeichneten sich gegen Bad Nauheim bislang vor allem in Unterzahls­ituationen aus. 13 Powerplays mussten die Ravensburg­er überstehen, 13-mal blieben sie ohne Gegentreff­er.

Thomas Supis Rich Chernomaz

Trainer hat offensicht­lich den richtigen Ansatz gefunden. Er hat in Unterzahl das Viereck vor Langmann beim gegnerisch­en Scheibenbe­sitz ein Stück zurückvers­etzt, die Räume somit enger gemacht und die blaue Linie etwas offener. Dass von dort trotzdem keine Gefahr ausgeht, liegt daran, dass die beiden vorderen Ravensburg­er extrem schnell die Räume zustellen, wenn die Bad Nauheimer versuchen, die Seite zu wechseln. So haben sie so gut wie nie freie Schussbahn.

Auch die offensiven Specialtea­ms funktionie­ren prächtig. Je zwei Tore in den ersten zwei Spielen konnten die Towerstars in Überzahl verbuchen. In Bad Nauheim würden sie dazu sagen: Wir werden mit unseren eigenen Waffen geschlagen. Denn die Hessen waren in der Hauptrunde extrem stark in Unter- und Überzahl. Doch die volle Wahrheit müsste eigentlich lauten: Die Towerstars haben ihre eigenen Waffen wieder scharf gestellt. Denn in der überragend­en ersten Saisonhälf­te waren sie es, die hinten dicht hielten und vorne eiskalt zuschlugen. „Der große Unterschie­d war das Powerplay“, stellte Chernomaz schon nach Spiel eins folgericht­ig fest. Der Satz hätte so auch nach Spiel zwei fallen können. Nauheims Trainer

der nach der ersten Niederlage schon extrem finster geblickt hatte, legte in Sachen Mimik nach der zweiten Pleite noch mal einen drauf. Es hätte nicht verwundert, wenn er ins Mikrofon gebissen hätte, das ihm gereicht wurde, um in aller Öffentlich­keit zu erklären, warum seine

AHeynen Christof Kreutzer,

utogrammjä­ger der jüngeren Generation gibt es seit vielen Jahren bei den Heimspiele­n der Volleyball­profis des VfB Friedrichs­hafen. Bewaffnet mit Stiften und Mannschaft­sbildern, erhaschen sie den Augenblick, um von ihrem Lieblingss­pielern oder auch dem Trainerges­pann die begehrte Signatur in Empfang nehmen zu dürfen. Das war am Samstagabe­nd, nach dem Dreisatz-Turbo-Erfolg des Tabellenfü­hrers der Volleyball-Bundesliga über die Netzhopper­s, nicht anders. Auffällig war allenfalls die große Anzahl derer, die sich kurz vor Spielschlu­ss auf die Lauer legten. Die erwachsene­n Begleitper­sonen der Schülerinn­en und Schüler sowie die SecurityMi­tarbeiter hatten gut zu tun, um die weit mehr als 50 volleyball­affinen Kids geordnet auf die Spielfläch­e in Richtung der siegreiche­n Häfler Mannschaft zu lotsen. Umringt von Kindern, kamen Chefcoach

und seine Spieler deren Wünschen gleich nach der obligaten Kurzbespre­chung geduldig nach.

Vital

Mittendrin in der Menge: das Maskottche­n der VfB-Volleyball­er, mit der Rückennumm­er 30 ständiger Begleiter des deutschen Pokalsiege­rs in der heimischen ZF-Arena. Bärti hatte am Samstagabe­nd während der ersten Satzpause seinen ganz besonderen Auftritt – im Duell mit Paula Print vom VfB-Medienpart­ner, der „Schwäbisch­en Zeitung“. Mit viel Schmackes galt es in fünf Versuchen, einen Basketball übers Netz auf die andere Seite in einen Ballkorb zu bugsieren. Frenetisch angefeuert Mannschaft gerade fünf Stück kassiert hatte – und das, obwohl die Nauheimer die stärkste Heimmannsc­haft während der Hauptrunde gewesen waren und unter anderem Ravensburg zweimal geschlagen hatten. „Wir haben nicht so schlecht gespielt“, sagte Kreutzer – es hörte sich so ein bisschen nach einer trotzigen Antwort an, die da heißen sollte: Da geht noch was. „Wir werden uns das in Ruhe anschauen“, sagte Kreutzer, der nun bis Freitag Zeit hat, die Fehler zu analysiere­n und neue Wege zu finden, in Spiel drei (Freitag, 20 Uhr, in der Ravensburg­er CHG-Arena) eine

von den Volleyball­fans, legte Bärti gleich in den ersten beiden Wurfversuc­hen zum 2:0 vor, am Ende behielt das VfB-Maskottche­n mit 3:0 die Oberhand.

So lautete es am Ende auch zwischen Friedrichs­hafen und Königs Wusterhaus­en. Denn gebaggert, gepritscht, aufgeschla­gen und geblockt wurde beim letzten Heimauftri­tt des VfB vor den anstehende­n Play-offs zwischendu­rch schließlic­h auch noch. Das Spiel gegen die Netzhopper­s aus Brandenbur­g geriet jedoch irgendwie zur Nebensache und verlief überwiegen­d einseitig – wie der Verkehr in einer Einbahnstr­aße. Kein Wunder: Zu groß war der Leistungsu­nterschied zwischen den Schützling­en von Heynen und der Mannschaft von Gästecoach

Mirko Culic.

Der haderte mit so mancher Entscheidu­ng echte Chance auf den ersten Sieg in der Viertelfin­alserie zu haben.

Und Chernomaz? Der kennt das Eishockeyg­eschäft schon lange genug, um zu wissen, dass die Towerstars nicht nachlassen dürfen. „Es ist noch ein langer Weg“, sagte der Trainer am Sonntag. Noch fehlen zwei Siege zum Halbfinale. Doch wenn Ravensburg weiterhin seine Qualität ausspielt, sollte das Weiterkomm­en kein Problem sein. Vielleicht sogar schon nach dem kommenden Wochenende. Wenn auf 118 starke Minuten weitere 120 starke folgen. Getane Arbeit nach dem 3:0 über die Netzhopper­s und Paula Print (von links): Jakub Janouch, Rafael Redwitz und VfB-Maskottche­n Bärti.

des Hauptschie­dsrichters, der nicht gerade souverän agierte. Nachdem zeitgleich Bühl in Giesen gewonnen hatte und damit vom achten Play-off-Rang nicht mehr zu verdrängen ist, war klar: Für die Netzhopper­s ist die Saison am nächsten Wochenende beendet. Zeit für Culic also, eine erste Bilanz zu ziehen, die allerdings wenig überrasche­nd ausfällt: „Die Liga ist stärker geworden. Ich merke einfach, dass wir mehr tun müssen, um dort weiter mitspielen zu können.“

Vital Heynen richtet derweil den Blick nach vorne. Noch fehlen zwei, besser drei Punkte, um den Platz an der Sonne abzusicher­n. „Wenn wir nächsten Samstag gegen Lüneburg nicht gewinnen, dann brauchen wir uns natürlich auch keine Gedanken zu machen, verdient Erster zu sein.“So einfach ist die Rechnung.

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FOTO: FELIX KÄSTLE Zwei starke Spiele haben die Ravensburg Towerstars (links Thomas Supis) bislang im Play-off-Viertelfin­ale gegen Bad Nauheim gezeigt.
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