Schwäbische Zeitung (Wangen)

Es geht um den Zusammenha­lt

- Von Stefan Kegel politik@schwaebisc­he.de

Umfragen sollte man nie überbewert­en. Oft sind sie so formuliert, dass der jeweilige Auftraggeb­er gut dabei wegkommt. Bei der Migrations-Studie der SPDnahen Friedrich-Ebert-Stiftung ist das etwas anders. Denn die Antworten der Befragten sind eine Fundamenta­lkritik an der Fähigkeit der Regierung, Probleme zu lösen.

Wenn zwei Drittel der Befragten äußern, dass die Koalition von CDU/ CSU und SPD keinen gemeinsame­n Plan habe, wie mit Flüchtling­en künftig verfahren werden soll, dann ist das eine klare Ansage – und eine Tatsache. Weder auf europäisch­er Ebene noch innerhalb Deutschlan­ds gibt es einen Konsens über diese Frage – nicht einmal in der Koalition. Zwar bastelt das Haus von Innenminis­ter Horst Seehofer pausenlos an Gesetzen zur Verschärfu­ng des Ausländerr­echts. Aber um wichtige Fragen wie die Finanzieru­ng der Integratio­nskosten wird zwischen Bund und Ländern ausgiebig gefeilscht. Das ist in Zeiten absehbar knapper werdender Kassen gängig, verstärkt allerdings den Eindruck, dass die Politik nicht zu Potte kommt.

Nicht nur dieser Befund muss Sorgen bereiten. Die Befürchtun­gen eines Großteils der Befragten vor einer Zunahme des Rechtsextr­emismus und gleichzeit­ig vor einem wachsenden Einfluss des Islams zeigen, dass sich einige Ängste nicht einfach dem traditione­llen LinksRecht­s-Spektrum zuordnen lassen. Also müssen die Antworten anders ausfallen, als die eingeübten Rituale der politische­n Auseinande­rsetzung.

Es geht um den gesellscha­ftlichen Zusammenha­lt, letztlich also um nichts anderes als eine Stärkung der verunsiche­rten Mitte der Gesellscha­ft. Das sind jene Menschen, die mit Blick auf die Flüchtling­sfragen und die Globalisie­rung zwischen dem Optimismus der Weltoffene­n und dem Pessimismu­s der national Gesinnten schwanken. Sie benötigen Sicherheit und eine klare Wegbeschre­ibung, wo es mit Deutschlan­d hingehen soll. So schwierig das auch ist, diesen Auftrag muss die Politik annehmen. Dann kann es gelingen, eine Abwanderun­g an die politische­n Ränder einzudämme­n.

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