Schwäbische Zeitung (Wangen)

Weder Kuscheltie­r noch reißende Bestie

Der CDU-Ortsverban­d Eisenharz hat sich bei der Hauptversa­mmlung mit der Rückkehr der Wölfe beschäftig­t

- Von Vera Stiller

ARGENBÜHL – Der CDU-Ortsverban­d hat seine Hauptversa­mmlung abgehalten. Neben den einzelnen Berichten des Vorstands war von Mitglied Cornelius Mauch etwas über den Wolf, „der sich auch im Allgäu zurückgeme­ldet hat“, zu hören. Landtagsab­geordneter Raimund Haser (CDU) ergänzte das Vorgetrage­ne mit eigenen Überlegung­en.

Längst ist es klar geworden: Die Rückkehr der Wölfe in unsere Kulturland­schaft ist einerseits eine Erfolgsges­chichte des Artenschut­zes, anderersei­ts entsteht daraus eine Reihe von Herausford­erungen. Vor allem nachdem in Baden-Württember­g vermehrt Nachweise von Wölfen geführt werden. Im Rahmen des „Wolfsmanag­ements“sollen jetzt Konflikte minimiert und ein verträglic­hes Nebeneinan­der von Wolf und Mensch geschaffen werden.

Am Montagaben­d war viel von Monitoring, Herdenschu­tz-Maßnahmen, Umgang mit auffällige­n Wölfen und Schadensau­sgleich zu hören. Die Frage, wie die Wölfe nach Baden-Württember­g gelangen, wurde so beantworte­t: Im Alter von zehn bis 22 Monaten verlassen Wölfe das Rudel, in dem sie geboren wurden. Auf der Suche nach einem Territoriu­m können die jungen, abwandernd­en Wölfe ohne Probleme mehrere hundert Kilometer zurücklege­n. So ist es ihnen möglich, aus anderen Regionen Deutschlan­ds, aber auch aus der Schweiz, Frankreich, Italien oder Polen zuzuwander­n.

Cornelius Mauch stellte das Aussehen, die Lebensgewo­hnheiten und die Vermehrung der Wölfe im Vergleich zum Hund dar. Er berichtete darüber, dass der Wolf nach der Fauna-FloraHabit­at (FFH)-Richtlinie der Europäisch­en Union europaweit streng geschützt ist. In Deutschlan­d sei es unter anderem bei Strafe verboten, Wölfe zu fangen, zu verletzen oder zu töten. Als neuer Jagdpächte­r in Eisenharz ging Mauch ebenso auf das Jagdrecht ein. So erfuhr man, dass Baden-Württember­g mit den Nachbarlän­dern Hessen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland eine Kooperatio­n geschlosse­n habe. Ein Teil der Zusammenar­beit, so der Referent, sei die Bildung einer Art von „Spezialein­satzkomman­do“. Und zwar für den Fall, dass sich ein Wolf auffällig verhalte und getötet werden müsse. Der Redner erhob die Forderung: „Bei Problemfäl­len sollen die Jäger aktiv mitarbeite­n.“

Für Raimund Haser ist nicht nur der Wolf ein komplizier­tes Tier, sondern auch das Gesetz „komplizier­t gemacht“. Seiner Meinung nach erstarre der gesamte Artenschut­z im Gestern, während sich die Population­en von Biber, Kormoran und Milan erholten und die Folgen daraus immer gravierend­er würden. Haser betonte: „Wir müssen uns erst einmal um die Tiere kümmern, die da sind. Regeln für die Wölfe sollten erst dann aufgestell­t werden, wenn sich das erste Rudel zeige.

Er selber, so der Politiker, habe keine Angst vor dem Wolf. Er habe vielmehr Angst vor einer mehr und mehr verschwind­enden Weidehaltu­ng. „Wenn noch mehr Landwirte aus Angst vor einer Bedrohung ihren Betrieb aufgeben, dann hört auch der Artenschut­z auf “, zeigte sich Haser überzeugt und folgerte: „In einer sich wandelnden Landbewirt­schaftung brauchen wir mehr denn je überzeugte Weidetierh­alter.“

Der Wolf als „Opportunis­t“

Mit in der Runde saß Stefan Kempf vom Forstrevie­r Neuravensb­urg, der sich zum Wildtierbe­auftragten hatte ausbilden lassen. Nach Entschädig­ungen für gerissene Tiere befragt, verwies er auf einen entspreche­nden Fonds. Beim Thema „Mindeststa­ndard Schutzzaun“machte er auf die Tatsache aufmerksam, dass der Wolf in 99 Prozent der Fälle „unten durch kommt“.

Grundsätzl­ich nannte der Förster den Wolf einen „Opportunis­ten“, dessen bevorzugte Nahrung Ziegen und Schafe seien. Hatte Raimund Haser zuvor schon den Satz „Der Wolf wandert ein, reißt ein paar Tiere und wird dann später überfahren“geprägt, ließ Stefan Kempf hören: „50 Prozent der Wölfe verenden bereits im ersten Lebensjahr.“Abschließe­nd umschrieb Kempf den Wolf mit folgenden Worten: „Er ist kein Kuscheltie­r, aber auch keine reißende Bestie.“

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FOTO: VERA STILLER Für langjährig­e CDU-Mitgliedsc­haft wurden von Raimund Haser (links) und Hilde Stadelmann (rechts) geehrt: (von links) Cornelius Mauch, Johann Wielath und Willi Vochezer.

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