Schwäbische Zeitung (Wangen)

Xi nutzt die Schwäche der EU

- Von Finn Mayer-Kuckuk wirtschaft@schwaebisc­he.de

Geld gibt es immer nur zu einem Preis. China erwartet eine politische Rendite für die zinsgünsti­gen Kredite. Besonders klar tritt diese Absicht derzeit an den Rändern der EU zutage. Chinesisch­e Banken finanziere­n dort große Projekte. Dafür blockieren Länder wie Ungarn und Griechenla­nd Chinakriti­sche Vorhaben der EU.

Xi Jinping verfolgt dabei völlig legitime Interessen. Die USA haben sein Land in einen Handelskon­flikt verwickelt. Nun sucht er nach Bündnispar­tnern – und will eine Front der EU gegen die Praktiken der Volksrepub­lik unbedingt verhindern.

Das Problem liegt in der Schwäche der EU, die eben keine starke Union ist, sondern offen für die politische Wilderei der Chinesen. Xi geht nach dem Prinzip vor: „Teile und herrsche“. Indem er immer wichtigere Länder des Blocks auf seine Seite zieht, macht er einen Konsens gegen das eigene Land unwahrsche­inlicher.

Das Problem hat auch mit der deutschen Politik zu tun und damit, dass das mögliche Gegenmitte­l in Deutschlan­d zutiefst unpopulär ist. Die Kern-EU sollte in den schwächere­n Mitgliedss­taaten massiv Kapital einsetzen. Das wäre gut investiert­es Geld. Doch anders als China, das sich überall Einfluss kauft, zeigt sich Deutschlan­d sogar in dem selbst mitgeschaf­fenen Staatenbun­d schwach. Es geht hier nicht um neokolonia­les Streben nach Weltgeltun­g, sondern um die Rettung des Friedens- und Wirtschaft­sprojektes EU.

Wirtschaft­sminister Peter Altmaier orientiert sich bereits bei der Industriep­olitik an China. Was ist mit geostrateg­ischer Finanzpoli­tik? Warum durfte China den griechisch­en Hafen Piräus übernehmen? Warum baut China die Hochgeschw­indigkeits­strecke Athen-Budapest am gesamteuro­päischen Transportw­egeplan vorbei?

Es ist dreist von Ländern wie Ungarn, mit der einen Hand EU-Mittel abzugreife­n und mit der anderen Hand chinesisch­e Kredite anzunehmen. Doch das hat auch damit zu tun, dass niemand die EU als solidarisc­h verbundene Wirtschaft­sunion wahrnimmt. Die Signale hierfür hätten aus Deutschlan­d kommen müssen.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany