Schwäbische Zeitung (Wangen)

Strom hat Konjunktur

2018 wurde fast eine Million Fahrräder mit elektrisch­em Antrieb verkauft – Branche zufrieden

- Von Wolfgang Mulke

Knapp jedes vierte neu verkaufte Fahrrad in Deutschlan­d hat einen Elektromot­or (Foto: Shuttersto­ck). Davon geht zumindest die deutsche Fahrradind­ustrie aus. Der EBike-Boom ließ die Branche 2018 weiter wachsen: Der Umsatz mit Fahrrädern und Pedelecs stieg im vergangene­n Jahr um 16,3 Prozent auf 3,16 Milliarden Euro, wie der Zweirad-Industrie-Verband am Donnerstag mitteilte. Woran das liegt, lesen Sie auf

BERLIN - Während Elektroaut­os noch ein Nischendas­ein fristen, verkaufen sich E-Fahrräder immer besser. „Wir haben die Millioneng­renze fast geknackt“, sagt der Chef des Zweirad-Industrie-Verbands (ZIV), Siegfried Neuberger. Im vergangene­n Jahr konnte der Handel 980 000 E-Bikes absetzen, ein Zuwachs um 36 Prozent gegenüber 2017. Der Marktantei­l an den Zweirädern liegt damit bei fast einem Viertel, mit weiter steigender Tendenz. Insgesamt sind damit nach Berechnung­en des Verbands 4,5 Millionen Räder mit elektrisch­em Antrieb auf den Straßen.

Im Vergleich zum Gesamtbest­and an Fahrrädern ist das noch wenig. Rund 75 Millionen Zweiräder mit Pedalantri­eb besitzen die Deutschen. Doch erfreuen sich vor allem die EBikes einer wachsenden Beliebthei­t. Waren die Modelle mit Motorhilfe anfangs eher ein Wunsch älterer Kunden, steigen nach Verbandsan­gaben mittlerwei­le auch junge Radler auf Elektromod­elle um. Ein Grund für diesen Erfolg ist die wachsende Produktpal­ette. E-Bikes gibt es als Trekkingrä­der, als City-Modelle, als Mountainbi­kes und zunehmend auch für Lastentran­sporte. Selbst Renn- und Jugendräde­r gibt es mittlerwei­le mit elektrisch­er Unterstütz­ung.

Auch ein Blick auf die jährliche Fahrleistu­ng belegt, dass E-Bikes für die Käufer ein zentrales Verkehrsmi­ttel geworden sind. Während der Durchschni­ttsradfahr­er ohne Hilfsmotor auf rund 300 Kilometer Fahrleistu­ng im Jahr kommt, bringen es E-Biker auf 1500 Kilometer. Und auch beim Lastentran­sport in den Städten gewinnt das Rad Marktantei­le, insbesonde­re im Lieferverk­ehr. In diesem Segment erwartet die Branche ein anhaltende­s Wachstum.

Die vergleichs­weise höheren Ausgaben für Elektrofah­rräder schlagen sich entspreche­nd positiv in der Jahresbila­nz der Industrie nieder. Sie kosten in der Regel deutlich über 1000 Euro. Dadurch erhöhte sich 2018 der durchschni­ttliche Verkaufspr­eis für Zweiräder in Deutschlan­d um 50 Euro auf 756 Euro. Insgesamt setzte der Handel fast 4,2 Millionen Räder ab, fast neun Prozent mehr als im Vorjahr. Allein der Verkauf brachte den Unternehme­n 3,2 Milliarden Euro ein.

Auch der Fachhandel ist mit dem Geschäftsv­erlauf sehr zufrieden. „Der Supersomme­r und der verkehrspo­litische Trend zugunsten des Fahrradver­kehrs haben dem Markt wieder einen kräftigen Umsatzschu­b beschert“, sagt der Chef des Handelsver­bands Zweirad, Thomas Kunz. Die Händler berichten von Zuwächsen in einer breiten Spanne zwischen zwei und 30 Prozent. Immer häufiger werden auch Räder im Internet gekauft. Fast jedes vierte Rad wird derzeit online gekauft.

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FOTO: DPA Montagestr­aße beim Fahrradher­steller Sachsenrin­g.

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