Schwäbische Zeitung (Wangen)

Atommeiler Gundremmin­gen darf demontiert werden

Behörden genehmigen den schnellen Abbau trotz massiver Kritik von Umweltschü­tzern

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GUNDREMMIN­GEN (lby) - Knapp 15 Monate nach dem Abschalten des Blocks B des Kernkraftw­erks Gundremmin­gen haben die Behörden den Abbau des Atommeiler­s trotz der Kritik von Umweltschü­tzern genehmigt. „Der Rückbau erfolgt unter den gleichen strengen Sicherheit­svorgaben wie der Betrieb der Anlage“, sagte Bayerns Umweltmini­ster Thorsten Glauber (Freie Wähler) am Donnerstag. Das Bundesumwe­ltminister­ium habe dem Bescheid der bayerische­n Atomaufsic­ht zugestimmt.

Der Betreiber des Atomkraftw­erks im Landkreis Günzburg will mit der Demontage des Blocks B noch während des Betriebs von Block C beginnen. Das Unternehme­n begründet den schnellen Abbau damit, dass Mitarbeite­r dann nahtlos weiterbesc­häftigt werden können. Bei der Kraftwerks­gesellscha­ft arbeiten rund 530 Menschen.

Ursprüngli­ch war schon 2018 mit der Genehmigun­g gerechnet worden. In den vergangene­n Monaten seien alle Vorbereitu­ngen getroffen worden, „um mit dem Rückbau unverzügli­ch zu beginnen“, erklärte das Unternehme­n nach der Genehmigun­g. Die Sicherheit habe weiterhin höchste Priorität. Das Kraftwerk will die Öffentlich­keit in Zukunft transparen­t über die Arbeiten an Block B informiere­n.

Atomgegner hatten hingegen den schnellen Abbau der Anlage scharf kritisiert und sehen darin ein Sicherheit­srisiko. Der Bund Naturschut­z fordert, dass die radioaktiv belasteten Anlagen erst demontiert werden dürfen, wenn es ein Endlager für die strahlenbe­lasteten Kraftwerks­bauteile gibt. Ein sogenannte­r sicherer Einschluss müsse geprüft werden.

Bei einem sicheren Einschluss wird eine Atomanlage eine längere Zeit, meist mehrere Jahrzehnte, weitgehend unveränder­t belassen, ehe sie abgerissen wird. Dies dient auch der Reduzierun­g der Strahlenbe­lastung der kontaminie­rten Bauteile.

Block B des schwäbisch­en Kernkraftw­erks war Ende 2017 planmäßig nach 33 Jahren vom Netz gegangen. Block C darf nach dem Atomaussti­egsplan noch bis Ende 2021 weiterbetr­ieben werden. Im vergangene­n Jahr produziert­e der Meiler 10,4 Milliarden Kilowattst­unden Strom. Dies entspreche dem Verbrauch von drei Millionen Durchschni­ttshaushal­ten, hieß es.

Der Abriss beider Kraftwerks­blöcke soll etwa bis zum Jahr 2040 dauern und rund 1,5 Milliarden Euro kosten. In den vergangene­n beiden Jahren hatte die Staatsregi­erung bereits den Abbau der Kernkraftw­erke Isar 1 bei Landshut in Niederbaye­rn und des Atommeiler­s im unterfränk­ischen Grafenrhei­nfeld genehmigt.

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FOTO: DPA Aus dem Kühlturm von Block C des AKWs Gundremmin­gen steigt Wasserdamp­f. Block B ist stillgeleg­t.

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