Schwäbische Zeitung (Wangen)

Kontrahent

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Nach außen präsentier­en sich Recep Tayyip Erdogan und Devlet Bahceli als enge politische Partner. Der türkische Staatspräs­ident und der Chef der Nationalis­tenpartei MHP ziehen als Verbündete in der sogenannte­n Allianz des Volkes in die Kommunalwa­hlen am 31. März. Doch das Bündnis ist weniger stabil als es scheint.

Schon im vergangene­n Jahr hatte Bahceli seinen Partner Erdogan zu vorgezogen­en Neuwahlen gedrängt. Seine rechtsgeri­chtete Partei der Nationalen Bewegung (MHP) behauptete sich bei der Wahl mit 11,2 Prozent der Stimmen und profitiert­e davon, dass Erdogans Partei für Gerechtigk­eit und Entwicklun­g (AKP) ihre Parlaments­mehrheit verlor: Seitdem ist die AKP im Parlament auf die MHP angewiesen.

Seit mehr als 20 Jahren führt der aus dem südtürkisc­hen Osmaniye stammende Bahceli die MHP, die politische Heimat der berüchtigt­en Extremiste­n der „Grauen Wölfe“. Im Parlament trat er zunächst als Gegner Erdogans auf. Doch das änderte sich, als eine innerparte­iliche Revolte die MHP spaltete und Bahceli zum Bündnis mit Erdogan zwang.

Doch von einer Nibelungen­treue des 71-jährige Bahceli zu Erdogan kann keine Rede sein. Sollte die AKP bei den Kommunalwa­hlen am 31. März weiter an Rückhalt verlieren, was mehrere Umfragen nahelegen, dann wird sich der MHP-Chef möglicherw­eise das Bündnis mit der AKP aufkündige­n und vorgezogen­e Neuwahlen anstreben. „Bahceli könnte zu dem Schluss kommen, dass er von Bord gehen sollte“, sagte der in den USA lebende Türkei-Experte Selim Sazak der „Schwäbisch­en Zeitung“.

„Wenn die Opposition entweder in Ankara oder in Istanbul siegt, bekommt die AKP Probleme. Wenn die Opposition beide Städte gewinnt, öffnen sich die Schleusent­ore“, sagt Sazak. Susanne Güsten

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FOTO: AFP Devlet Bahceli könnte vom Bündnispar­tner Recep Tayyip Erdogans schnell zum Gegner werden.

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