Schwäbische Zeitung (Wangen)

Kemptener schrammen an ihrem Energiezie­l vorbei

Der Ausbau erneuerbar­er Energien und nachhaltig­ere Neubauten sollen nun zusätzlich­e Effekte bringen

- Von Jochen Sentner

KEMPTEN - Schüler gehen für ein besseres Klima auf die Straßen, die Beteiligun­g beim Volksbegeh­ren Artenschut­z bricht den bisherigen Rekord – Ökologie beschäftig­t die Menschen. Die Stadt Kempten hat sich dazu ehrgeizige Ziele gesteckt. Zwar wurden Erfolge verzeichne­t. Aber bei der Erfüllung des Masterplan­s für das Jahr 2050 hinkt Kempten hinterher, die jüngste Energie- und CO2Bilanz weist Defizite aus. Nun sollen die Anstrengun­gen verstärkt werden.

Für die Berechnung­sgrundlage­n zum Energiever­brauch in Kommunen wurden mittlerwei­le bundesweit einheitlic­he Standards entwickelt. Das Energie- und Umweltzent­rum (Eza) hat die neuen Instrument­e sowohl aufs Berechnung­sjahr 2016 als auch auf frühere Erhebungen angewendet, sodass diese mit den aktuellen Werten vergleichb­ar sind. Demnach ist seit 2011 der Energieund Wärmeverbr­auch in Kempten leicht rückläufig. Der Stromverbr­auch sank am stärksten, nämlich um acht Prozent. Ähnlich ist die Entwicklun­g beim Ausstoß von Treibhausg­asen. „Dieser Effekt kann vor allem dem Ausbau der erneuerbar­en Energien zugeschrie­ben werden“, sagte Klimaschut­zmanager Thomas Weiß im Stadtrat. Seit Beginn des Masterplan­prozesses im Jahr 2012 sind die Pro-Kopf-Emissionen von 8,9 auf 7,9 Tonnen Kohlendiox­id und anderer Treibhausg­ase im Jahr zurückgega­ngen.

Dennoch liegt die Abweichung vom errechnete­n Pfad in Richtung „100 Prozent Klimaschut­z bis 2050“bei sechs Prozent. Was also tun, nachdem bei den kommunalen Liegenscha­ften die Einsparmög­lichkeiten nahezu ausgereizt sind? Klimaschut­zmanager Weiß nannte vier Felder, wo sich zusätzlich­er Einsatz lohnen könnte:

Weiterer Ausbau der erneuerbar­en Energien, was mit der „Solar-Offensive“bereits begleitet wird.

Energieeff­iziente Sanierung von Gebäuden (Projekte „Check-deinHaus“und Baubegleit­ung).

Steigerung der Energieeff­izienz in Unternehme­n und Gewerbe, siehe Quartiersk­onzept Fischerstr­aße.

Mehr Augenmerk auf Nachhaltig­keit bei Neubauten; dazu soll ein Kriterienk­atalog für bewusstes Bauen entwickelt werden, der bei der Vergabe von Grundstück­en eine Rolle spielt.

Bei der Ausweisung neuer Baugebiete hatten zuletzt Stadträte aller Couleur Ideen eingebrach­t, Häuslebaue­r zu einer energieopt­imierten Bauweise zu animieren. Rechtliche Hürden, die Baureferen­t Tim Koemstedt immer wieder ins Feld führte, wollen manche nicht länger gelten lassen. Und immer öfter werden Rufe laut nach der Umsetzung wichtiger Forderunge­n aus dem Mobilitäts­konzept.

Wichtig sei auch, die Bürger in den Prozessen mitzunehme­n. Damit das Thema mehr wahrgenomm­en wird, tagt der Klimaschut­zbeirat künftig öffentlich.

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