Weniger Wohnungseinbrüche im Allgäu
Zahl sinkt um über zwölf Prozent – Betrügereien am Telefon nehmen aber zu
KEMPTEN - Weniger Wohnungseinbrüche, weniger Straftaten insgesamt, dafür weit mehr Betrügereien am Telefon als noch im Jahr 2017: Das Polizeipräsidium Schwaben Süd/ West hat jetzt die Kriminalstatistik für 2018 vorgestellt. Und die zeigt, dass die Menschen im Allgäu deutlich sicherer leben als in anderen Teilen Deutschlands. Probleme gibt es dennoch.
Ein Thema, das die Beamten seit Jahren beschäftigt, sind die Wohnungseinbrüche. „2016 waren die Zahlen für unseren Dienstbereich alarmierend“, sagt Kriminaldirektor Albert Müller. 503 Fälle wurden damals im Schutzbereich des Präsidiums gezählt, 307 davon im Allgäu. 2017 waren es hier noch 256 Einbrüche, heuer sank diese Zahl auf 224. Dies ist ein Rückgang um gut zwölf Prozent. Immer mehr Bürger gäben Hinweise, auch ließen viele ihre Häuser technisch sichern, sagt Müller. Bedeutsam seien zudem die Präventionsund Ermittlungsarbeit der Polizei sowie Kontrollen.
Die jüngste große Kontrolle fand im Februar statt. An mehr als zehn Orten im Allgäu haben die Beamten Autofahrer überprüft. „In erster Linie dient das der Abschreckung“, sagt Müller. Man sammle dabei aber auch viele Informationen, deren Wert sich erst später zeige. Ein Beispiel: Im Kofferraum eines Autos werden eine Taschenlampe und ein Brecheisen gefunden. Kommt es zu einem Einbruch, wertet die Polizei aus, welche Handys in der betreffenden Gegend eingeloggt waren. Im besten Fall könnte der Name des Halters von besagtem Auto dabei wieder auftauchen. Ebenfalls relevant ist, wer sich mit welchem Auto wohin bewegt. Derlei Erkenntnisse könnten helfen, verschiedene Taten zusammenzuführen.
Im Jahr 2018 erbeuteten Wohnungseinbrecher im Präsidiumsbereich Diebesgut im Wert von 750 000 Euro. Am stärksten betroffen war im Allgäu der Landkreis Unterallgäu mit 58 Einbrüchen. Die hohe Zahl habe auch mit der A 96 zu tun, denn sie biete den Tätern gute Fluchtwege, sagt Müller. Die Zahlen im Schutzbereich des Präsidiums lägen aber generell deutlich unter dem bundesweiten Schnitt.
Kriminalitätshäufigkeit unterm bundesweiten Schnitt
Das gilt auch für die sogenannte Kriminalitätshäufigkeit. Die Zahl gibt Aufschluss darüber, wie sicher eine Region ist, und errechnet sich aus der Zahl der Straftaten pro 100 000 Einwohner. Im Präsidiumsbereich lag dieser Wert für 2018 bei 4357. In Berlin ist die Zahl etwa viermal so hoch. Das Polizeipräsidium Schwaben Süd/West registrierte insgesamt 42 253 Straftaten, 2017 waren es noch 43 193.
Leicht angestiegen ist dagegen die Gewaltkriminalität. Hier wurden 1501 Fälle bearbeitet. Das ist die höchste Zahl der vergangenen zehn Jahre. Müller betont allerdings, dass sich die Gewaltkriminalität konstant auf einem niedrigen Niveau bewege. Massiv erhöht hat sich die Zahl der „Callcenter-Betrügereien“. Dabei rufen organisierte Banden Senioren an, geben sich als deren Enkel, als Staatsanwälte oder sehr häufig als Polizisten aus und wollen den Betroffenen ihr Vermögen abspenstig machen. Wurden im Jahr 2017 noch 243 Anrufe angezeigt, waren es 2018 bereits 1340, für 2019 rechnen die Beamten wieder mit einer drastischen Erhöhung. „Das bereitet uns enorme Sorgen, die Opfer werden auf perfide Art vorgeführt“, sagt Polizeipräsident Werner Strößner. Die Polizei vor Ort tue alles, um dem entgegenzuwirken, die Hintermänner säßen aber oft in der Türkei.
Ebenfalls problematisch: Während einige den Betrügern ihr Geld geben, sind andere mittlerweile so misstrauisch, dass sie echte Beamte für Betrüger halten.